Spielekritik«Gears Tactics»: Ein Leckerbissen für alle Rundenstrategen
Von Martin Abgottspon
27.4.2020
Gute Rundenstrategie-Spiele sind aus der Mode gekommen. Leider. «Gears Tactics» liefert nun aber einen weiteren Beweis, warum das Genre nach wie vor seinen Reiz hat.
Als ich kürzlich das Remake von «Final Fantasy 7» gespielt habe, war ich verblüfft, wie die Entwickler das ganze Kampfsystem überarbeitet haben. Wo die Gefechte früher noch komplett rundenbasiert abliefen, fühlt sich nun in Echtzeit alles viel dynamischer, viel cineastischer an. Eigentlich cool und trotzdem finde ich den Trend hin zu mehr Echtzeit-Action manchmal auch etwas schade, denn ich mag gute Rundenstrategie.
Genau das verspricht «Gears Tactics», auch wenn eingeschworene Fans der Serie sich wohl nur schwer an den Gedanken gewöhnen können. Denn bekannt ist die Reihe in erster Linie für seine Deckungsshooter. Die Xbox Game Studios betreten hier also Neuland, ganz zur Freude aller PC-Spieler. Eine Xbox-Version gibt es von «Gears Tactics» zum Launch am 28. April nicht.
Wie so oft, wenn es um Rundenstrategie geht, kommt man auch bei «Gears Tactics» nicht um einen Vergleich mit «XCOM» herum. Schliesslich ist dieser Titel schon seit Jahren das Aushängeschild im Rundenstrategie-Bereich. Diese Gegenüberstellung braucht «Gears Tactics» aber keinesfalls zu fürchten, gerade weil das Spiel in einigen Bereichen sogar noch etwas drauf packt.
Storytelling wie es sein muss
Beim Erzählen der Geschichte setzt «Gears Tactics» neue Massstäbe für ein Rundenstrategiespiel. Die Story ist bei den meisten Konkurrenztiteln leider oft nur nebensächlich. Hier aber wird mit vielen Videosequenzen viel Wert darauf gelegt, die Akte lebendig rüber zu bringen.
Im Zentrum der Geschichte steht Gabe Diaz, der Vater von Kait, die Fans der Serie schon aus «Gears 5» kennen. Gabe Diaz ist der Anführer einer kleinen Truppe, die einen Locust-Wissenschaftler zur Strecke bringen soll, der die Welt mit seinen erschaffenen Monstern unterjocht.
Etwas untypisch übernimmt der Hauptakteur dabei nicht die Rolle des Haudraufs, sondern ist eher für die Support- und Heilrolle gedacht, auch wenn man im Verlauf des Spiels hier noch einige Anpassungsmöglichkeiten hat.
Manchmal ist weniger mehr, manchmal nicht
Doch bevor wir zu den strategischen Details in der Kaserne kommen, werfen wir erst einen Blick auf das Kampfgeschehen. Wie üblich steuert man seine Kämpfer aus der Vogelperspektive über das Feld. Dabei verfügt jedes Mitglied über Aktionspunkte, die zum Laufen, Schiessen oder für Spezialfähigkeiten eingesetzt werden können. Mehr oder weniger alles wie gewohnt für Fans des Genres. «Gears Tactics» verzichtet aber im Gegensatz zu den meisten anderen Games auf ein Gitternetz für die Bewegungen. Dadurch fühlt sich das ganze Kampfgeschehen noch etwas dynamischer an.
Auf einfachem oder mittlerem Schwierigkeitsniveau verzeiht einem das Spiel auch noch den einen oder anderen Stellungsfehler und auch ein Schuss, der mal nicht ins Schwarze trifft, ist noch kein Grund, gleich zu verzweifeln. Wer es dann aber richtig hart will, muss seine Spielzüge schon gut durchplanen, da das Team sonst schon mal das Zeitliche segnet.
In der Basis hat man dann die Möglichkeit, neue Soldaten zu rekrutieren und auszustatten. Hier geht «Gears Tactics» nicht so tief wie die Konkurrenz von «XCOM», hat mit den Talentbäumen aber immerhin noch ein Element eingebaut, mit welchem man seine Truppen etwas individualisieren und weiterentwickeln kann.
Schon wieder Vorräte beschützen?
Alles in allem hinterlässt «Gears Tactics» wirklich einen guten Eindruck und ist für alle Rundenstrategen sicherlich ein Kauf wert. Ich persönlich hätte mir bei den einzelnen Missionen noch etwas mehr Abwechslung gewünscht. Die Aufgaben wiederholen sich leider doch sehr schnell. Natürlich ist die Herangehensweise immer etwas anders, im Kern muss man dann aber halt doch öfter eine Vorratslieferung bewachen. Für den ersten Aufschlag ist «Gears Tactics» aber durchaus gelungen und so wünsche ich mir, dass das Konzept vielleicht auch mal noch auf andere Franchises der Entwickler adaptiert wird. Warum zum Beispiel nicht «Halo Tactics»?
Mario Kart (SNES, N64, Gamecube, Wii, Wii U, Switch): Der Mehrspieler-Hit schlechthin. Seit dem Debüt von «Mario Kart» auf dem SNES 1990 gehört der Fun-Racer mit Mario und Co. zu den beliebtesten Spielen in einer lockeren Runde. Dabei spielt es fast keine Rolle, welche Version man zu Hause rumliegen hat – egal ob SNES, N64, Wii oder Switch: Jeder Mario-Kart-Teil kann lokal mit seinen Liebsten gespielt werden und macht jede Menge Spass. Da sich die einsteigerfreundliche Steuerung auch für Game-Neulinge eignet, kann man getrost die ganze Familie mitspielen lassen.
Bild: Nintendo
Overcooked 1 & 2 (PC, PS4, Xbox One, Switch): Die Steuerung ist simpel: Die Figur mittels Stick bewegen und Aktionen ausführen. Doch über Erfolg oder Versagen entscheidet die eigene Multitasking- und Planungsfähigkeit. Denn als Koch ist es die Aufgabe des Spielers, Rezepte möglichst schnell herzustellen. Das heisst Zutaten aus dem Vorrat holen, zubereiten und unter Umständen kochen oder braten. Die Küchenlevel bestehen aber oft aus sich verschiebenden Elementen oder bieten andere Hindernisse und so wird selbst eine Tomatensuppe zum Spiessrutenlauf. Gemeinsam ist es zwar etwas einfacher, doch zu viele Köche verderben halt eben doch den Brei.
Bild: Nintendo
Rocket League (PC, PS4, Xbox One, Switch): Rocket League ist Fussball mit Autos. Klingt einfach, ist es rein vom Aufbau her auch, jedoch steuern sich Autos absolut anders als Fussballprofis und das macht das Spiel aus. Seitwärts verschieben ist nicht möglich, dafür können die Autos hochspringen und einen Boost nutzen, was es auch ermöglicht durch die Arena zu fliegen. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit und wenn man die Flugbahn des Balls etwas besser einschätzen kann, ist «Rocket League» ein Riesenspass und bietet Unterhaltung für viele Stunden.
Bild: Psyonix
Gang Beasts (PC, PS4, Xbox One): Um es vorneweg zu nehmen, die Steuerung in Gang Beasts ist höllisch schräg. Statt per Knopfdruck die Spielfigur Angriffe ausführen zu lassen, steuert man jedes der Gliedmasse einzeln und bewegt sich eher unbeholfen fort. Da aber alle Teilnehmer die gleiche Voraussetzung haben, ergeben sich urkomische Kämpfe, die für Lachkrämpfe sorgen. Schnell kann es passieren, dass man den ohnmächtigen Gegner packen und in einen Abgrund werfen möchte, aber stattdessen das Geländer packt und sich samt der Absperrung selber in die Tiefe wirft. Die Steuerung mag vor allem Einsteiger etwas überfordern aber selbst Hardcore-Gamer haben so ihre Probleme bei den ersten Runden Gang Beasts. Muss man unbedingt mal ausprobiert haben.
Bild: No Brakes Games
Diablo 3 (PS4, Xbox One, Switch): Rollenspiel-Fans werden Diablo 3 längst kennen und die eine oder andere Hundert-Stunden-Marke längst geknackt haben. Diablo 3 lässt sich auf Konsolen auch im Couch-Coop spielen und somit kann man sich gemeinsam mit anderen auf die Jagd nach dem besten Loot begeben. Zwar eignet sich Diablo 3 rein vom Steuerungsumfang nicht für absolute Game-Neulinge aber man muss ja nicht gleich das Abenteuer auf Qual 13 beginnen.
Bild: Blizzard Entertainment
Portal 2 (PC, PS3, Xbox One): Etwas vom Besten, das man gemeinsam auf der Couch spielen kann. Im Rätselshooter von den Half-Life-Entwicklern verfügt man bloss über eine einzige Waffe: Einem Gewehr, das Portale schiessen kann. Egal was das Portal auf der einen Seite durchquert, es kommt auf der anderen Seite wieder heraus. Dies gilt für die Spielfiguren, wie auch für Laserstrahlen, Objekte oder Flüssigkeiten. Alle Rätsel bauen auf diesem simplen Grundsatz auf, steigern sich aber von Level zu Level weiter und werden so zu wahren Knobelaufgaben. Wer Spiele mit Hirnschmalz mag, wird seine Freude am Titel haben.
Bild: Valve
Lego-Reihe (PC, PS4, Xbox One, Switch): Ob Herr der Ringe, Avengers oder Harry Potter – Lego bietet zu fast jedem Film ein eigenes Abenteuer. Dabei beweisen die Klotzmännchen einen guten Sinn für Humor, denn die Filme werden sehr witzig umgesetzt. Als i-Tüpfchen lassen sich die Lego-Abenteuer auch lokal im Mehrspielermodus spielen und sind somit bestens geeignet für eine Couch-Coop-Session mit der Familie.
Bild: Lego
Human Fall Flat (PS4, PC, Switch): «Human Fall Flat» stammt von denselben Entwicklern wie «Gang Beasts» und verfügt über das gleiche Steuerungsprinzip. Statt zu kämpfen, löst man gemeinsam Rätsel und stolpert sich durch Level. Auch hier ist der Spielspass vor allem der Unbeholfenheit der Spielfigur zu danken. Einen Stein auf eine Wippe zu schleppen kann schon mal zur schier unlösbaren Aufgabe werden, wenn die Gliedmassen separat gesteuert werden. Die verschiedenen Rätsel können auf unterschiedlichste Art und kreative Weise gelöst werden. Am meisten Spass macht es aber gemeinsam darüber lachen zu können, wenn man total unbeholfen selbst an den scheinbar einfachsten Hindernissen scheitert.
Erstes Spiel: Monkey Island Ich spiele gerade: Valorant ...und freue mich auf: Elden Ring Lieblingszitat: «The right man in the wrong place can make all the difference in the world» (Halflife 2)