Spielekritik «Iron Man VR»: Wie lebt es sich als Super-Held?

Von Martin Abgottspon

9.7.2020

Zeit, Iron Mans Anzug mal selber zu testen.
Zeit, Iron Mans Anzug mal selber zu testen.
Bild: Sony

Einmal in den Anzug von Tony Stark schlüpfen, ist wohl nicht nur der Traum von Comic-Fans. Doch wie gut fühlt sich das neue VR-Erlebnis auf der Playstation tatsächlich an?

Handflächen nach hinten gerichtet, Düsen aufgedreht und schon befinden wir uns mitten über Meer. Unter uns nur einige kleine Inselgruppen und natürlich unsere Millionen-Villa. So nah war ich Iron Man wirklich nie. Ich bin Tony Stark!

Oder auch nicht. Der Warnhinweis der Playstation VR, dass ich auf die Kabel achtgeben soll, nachdem ich mich einige Male um die eigene Achse gedreht habe, holt mich trotz aufgesetzter VR-Brille und Kopfhörer in die eigentliche Realität zurück. Dass ich nicht annähernd Tony Stark bin, merke ich kurze Zeit später auch bei den etwas gewagteren Flugmanövern, bei welchen ich immer wieder gegen Felsen knalle. Glücklicherweise gibt es dafür kein haptisches Feedback, sonst würden diese Bruchlandungen ganz schön weh tun.

Vorsicht vor zu schnellen Flugmanövern

Aber es hat ja auch niemand behauptet, ein Superhelden-Leben wäre ein Zuckerschlecken. Also verpasse ich meinen Düsen erneut einen Boost, während ich gleichzeitig auf Dronen schiesse und mit meinen Eisenfäusten Wände durchbreche. Alles eine Frage der Übung. Insbesondere der Umgang mit den benötigten Playstation Move Controllern erfordert am Anfang noch etwas Eingewöhnung.

Hat man sich mit all den Funktionen seines Superhelden-Anzugs mal vertraut gemacht, fühlt man sich allmählich wirklich wie Iron Man. Das war dann allerdings auch der Moment, als mir etwas flau im Magen wurde und ich leichte Kopfschmerzen bekam. Ich habe ansonsten überhaupt keine Probleme mit den oft beschriebenen Reisekrankheiten durch VR. Bei «Ironman VR» sind die Bewegungen im Allgemeinen aber schon etwas hektischer und aggressiver als man das vielleicht von anderen Spielen kennt.

Eintönige Story und Gameplay

Verschnaufpausen während Storysequenzen sind wiederum rar gesät. Hier hätte das Spiel durchaus mehr Möglichkeiten gehabt, den Exklusiv-Titel mehr auszuschlachten und die Story um Iron Man etwas auszubauen oder zumindest neu zu interpretieren. Stattdessen orientiert sich die ganze Geschichte ziemlich genau an dem, was die Fans schon aus den Filmen mit Robert Downey Jr. und den Comics kennen: Tony Stark steigt aus dem Waffengeschäft aus, um sich noch mehr auf sein Superhelden-Leben zu konzentrieren.



Seine grösste Widersacherin hierbei ist Ghost. Die Gegenspielerin will sich für die vielen Toten rächen, die Starks Waffen verursacht haben. Dabei bekämpft sie uns mit unseren eigenen Drohnen und Waffensystemen aus der Vergangenheit, was dann auch einen Grossteil der Handlung ausmacht. Zu gefühlt 90 Prozent der Zeit fliegen wir durch die Lüfte und schiessen auf Drohnen, was mit der Zeit dann doch etwas langweilig wird. Auch die anfänglich noch lockeren Sprüche von Tony Stark heben die Stimmung hier irgendwann nicht mehr allzu sehr. Genauso wenig wie die Upgrades für unseren Anzug, die gar nicht mehr wirklich nötig sind, wenn wir mal verstanden haben, wie wir die Drohnen am effizientesten vom Himmel holen.

«Iron Man VR» ist definitiv eines der umfangreichsten VR-Spiele für die Playstation und beinhaltet auch einige ganz witzige Nebenbeschäftigungen. Alles in allem ist es aber doch immer noch sehr eintönig und nervt ausserdem mit endlosen Ladezeiten. Mit einem «Half Life: Alyx» kann es nur schwer mithalten, aber die eingeschlagene Richtung, vor allem, was das VR-Gefühl angeht, hat Sony mit dem Spiel sicherlich schon mal souverän eingeschlagen.

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