Spielekritik «Twin Mirror» – Ein Abenteuer in Gedanken

Von Fabian Gilgen

15.12.2020

Die Reise in eine zerrissene Gedankenwelt.
Die Reise in eine zerrissene Gedankenwelt.
Bild: Bandai Namco

Dass ein Spiel nicht immer lang und kompliziert sein muss, zeigt «Twin Mirror». In Kürze erzählt es eine spannende Geschichte und beschränkt sich in Sachen Gameplay auf das Nötigste. Reicht das, um gegen gehypte Next-Gen-Titel anzukommen?

Im storybasierten Abenteuer «Twin Mirror» schlüpft der Spieler in die Rolle von Investigativjournalist Sam Higgs, der die Beerdigung seines guten Freundes Nick und damit auch die Kleinstadt Basswood in West Virginia besucht, die er vor zwei Jahren eigentlich hinter sich lassen wollte. Doch schon kurz nach seiner Ankunft bemerkt er, dass in Basswood nicht alles so ist, wie es scheint und macht sich auf, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Der Trailer zu «Twin Mirror».

Video: Youtube

Dass es nicht immer um Wahrheit und Fakten geht, sondern auch um Emotionen und Schicksale ist das zentrale Thema der Geschichte in «Twin Mirror». Dies zeigt sich auch in der Zerrissenheit des psychisch labilen Protagonisten Sam, der immer wieder in einen inneren in Konflikt gerät, der seine Entscheidungen beeinflusst.

Der Spieler sieht sich somit immer wieder in Mitten dieses Konflikts und muss sich in Dialogen für die eine oder andere Seite entscheiden, was einzelne Beziehungen aber auch den Ausgang der Geschichte massgeblich beeinflusst. Jedoch schafft es «Twin Mirror» nicht ganz, eine tiefe Verbindung zu den einzelnen Figuren entstehen zu lassen. So gehen einem die bewegenden Schicksale, die eigentlich da wären, doch zu wenig nah. Dadurch wird es für den Spieler auch schwieriger, sich in die Zerrissenheit von Sam zu versetzen. Umso mehr schaffen das dafür die Wortgefechte zwischen Sam und seiner inneren Stimme.



In Gedanken versunken

Neben dem Führen von Dialogen begibt sich der Spieler aber auch immer wieder auf die Reise in die Gedankenwelt von Sam. Hier überwindet er beeindruckend inszenierte Panikattacken durch das Lösen von simplen Rätseln oder begibt sich in den sogenannten inneren Gedankenpalast, wo sich Sam immer wieder zurückzieht, um klar denken zu können.

Aufgrund von gefundenen Hinweisen kann er so in seiner Gedankenwelt Tathergänge rekonstruieren. Hierbei versucht der Spieler verschiedene Kombinationen von Szenarien, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Wie geschickt sich der Spieler anstellt, spielt jedoch nicht wirklich eine Rolle, denn die Geschichte wird erst fortgesetzt, wenn die Tathergänge richtig rekonstruiert wurden. Dennoch bieten diese Gedankenpalast-Passagen eine gelungene Abwechslung zu Gesprächen mit den Bewohnern Basswoods und dem manchmal etwas mühseligen Sammeln von Hinweisen.

Dass die Geschichte von «Twin Mirror» nur etwa fünf Stunden dauert, lässt zwar zu wünschen übrig, macht es aber einfacher, das Spiel auf eine andere Art durchzuspielen und so die insgesamt fünf verschiedenen Enden der Geschichte zu entdecken.

Zurück zur Startseite