Monisha KaltenbornVon der Formel 1 mit Vollgas in die E-Sport-Welt
Von Martin Abgottspon
18.5.2021
Knapp acht Jahre lang leitete Monisha Kaltenborn die Geschicke beim Schweizer Rennstall Sauber. Den Motorenlärm hat sie mittlerweile hinter sich gelassen und glaubt stattdessen an die Zukunft im virtuellen Cockpit.
Von Martin Abgottspon
18.05.2021, 11:36
18.05.2021, 12:18
Martin Abgottspon
Tempo-Junkies haben inzwischen unzählige Möglichkeiten ihr Zuhause in eine Rennbahn zu verwandeln. Vom Lenkrad, über Pedalen bis hin zu Stühlen mit Force Feedback gibt es alles, was Hobby-Rennfahrer-Herzen höher schlagen lässt. Ausserdem kann man in Rennsimulationen wie etwa «iRacing» oder «Automobilista» über die bekanntesten Strecken wie Silverstone oder Monte Carlo brettern.
Trotzdem geht es noch eine Stufe realistischer, ohne in einen echten Wagen zu steigen. Möglich macht dies das Start-Up Racing Unleashed. Das Unternehmen betreibt bereits an sechs Schweizer Standorten Rennsimulatoren der Extraklasse. Man nimmt Platz in einem echten Cockpit, bevor es mit Hochgeschwindigkeit über die Rennstrecke geht, die einem auf drei riesigen Monitoren präsentiert wird.
Rennen als Fan-Service
Mit aufgebaut wird das Unternehmen von einer Frau mit viel Erfahrung in der Motorsport-Szene: Monisha Kaltenborn. Die frühere Sauber-Chefin ist seit 2019 bei Racing Unleashed als Geschäftsleiterin an Bord und ist der festen Überzeugung, dass Virtual Racing weit mehr als ein Boom ist. «Auch im realen Rennsport gewinnen Fahrsimulatoren immer mehr an Bedeutung», sagt sie in einem Interview mit der Migros Zeitung. «Es ist effizienter und kostengünstiger, Fahreigenschaften von Rennwagen erst mal auf diese Weise zu testen.»
Hauptzielgruppe sind in erster Linie aber nicht traditionelle Rennställe und Fahrer. Vielmehr will man mit Racing Simulatoren vor allem Fan-Bedürfnissen nachkommen. «Es reicht nicht mehr, Autogrammkarten und kleine Gegenstände zu verschicken. Die Fans wollen selbst erleben, Teil der Geschichte sein, zum Sportler Kontakt haben – und diese Erlebnisse online teilen.»
Wird der echte Motorsport abgelöst?
Auch wenn sich die Racing Lounges so auch hervorragend für einen Firmen-Event oder ein Treffen mit Freunden eignen, gibt es inzwischen schon einige Fahrer, die Virtual Racing sehr ernsthaft betreiben. Es gibt verschiedene Wettbewerbe, bei welchen es auch um ansehnliche Preisgelder geht. Die Formel 1 selber hat mit dem Ausbruch von Covid im Frühling 2020 extrem schnell reagiert und ihre Rennen auf die virtuellen Strecken verlegt. Frühere Formel-1-Piloten wie Jonny Herbert oder Nico Hülkenberg waren da genauso am Start, wie DTM- und Rallye-Piloten.
Aktuell ist Virtual Racing trotzdem noch eine Nische. Monisha Kaltenborn glaubt aber fest daran, dass virtuelle Piloten in Zukunft ebenfalls davon leben können. «Und es wird keine zehn Jahre mehr dauern, bis E-Sport den traditionellen Sport überholt hat.»
Sicher ist sicher
Im Moment halten Kritiker diese Prognose noch für komplett vermessen. Die meisten bemängeln in erster Linie noch immer die Echtheit. Weil es eine Simulation ist, würden die Fahrer dazu neigen, viel mehr Risiko einzugehen, was zu Unfällen und Ergebnisverfälschungen führe. Ausserdem muss sich niemand Gedanken über Dinge wie den Reifenverschleiss oder das Wetter machen.
Gerade in diesen Bereichen haben Rennsimulatoren aber schon in jüngster Zeit enorme Fortschritte gemacht. Die Unterschiede werden immer kleiner. Und so scheint es tatsächlich nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Virtual Racing am echten Motorsport vorbeizieht. Denn in einem Bereich werden Rennsimulatoren immer die Nase vorne haben: Die Fahrt endet nie tödlich.
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