Damian Buric im FokusWenn der Stolz auf Game-Trophäen bis unter die Haut geht
Von Martin Abgottspon
22.1.2021
Wo für die einen Videospiele enden, fangen sie für Trophäenjäger erst an. Damian Buric sprach mit uns darüber, was der Reiz von Spielerfolgen ausmacht und wie er die Sucht danach heute im Griff hat.
Stolze 424 Platin-Trophäen hat sich Damian Buric in den letzten Jahren mit seinem Bruder zusammen auf der Playstation erarbeitet. Eine respektable Leistung, vor allem wenn man bedenkt, dass viele Gelegenheitsspieler nicht eine einzige davon in ihrem virtuellen Schaufenster stehen haben.
Platin-Trophäen fordern Playstation-Spieler in der Regel einiges mehr ab, als das Spiel nur zu beenden. Oft sind hohe Schwierigkeitsgrade nötig, um alle Teilerfolge freizuschalten. Oder man muss noch stundenlang bestimmte Gegenstände suchen oder Nebenaufgaben absolvieren. Hat man dann auch die hintersten Ecken einer Spielwelt erkundet und sämtliche Bronze-, Silber- und Goldtrophäen freigeschaltet, gibt's zur Belohnung den Platinpokal.
Mit «Burnout Paradise» hat alles angefangen
Damian Buric kriegt von diesen Trophäen nicht genug. Eine liess er sich sogar auf den Unterarm tätowieren. So sehr ist er der Jagd nach Erfolgen verfallen. Angefangen hat alles ganz banal: «Ich habe mal hier, mal dort eine Platin-Trophäe freigeschaltet, um ein wenig bei Freunden angeben zu können.»
«Burnout Paradise» war das erste Spiel, das der 28-jährige Luzerner «platiniert» hat. Rund 80 Stunden hat er dafür investiert. Nur ein Tropfen auf den heissen Stein, denn bis heute sind mehrere tausend Stunden in die Jagd nach weiteren Trophäen dazugekommen. «Warum?», ist man geneigt zu fragen. «Ganz einfach für das Erfolgserlebnis», lautet die Antwort von Damian Buric.
Wenn sich alles nur noch um Games dreht
Was aus einem Spass begonnen hat, wurde zur Sucht. «Wenn ich mich jetzt selber darüber sprechen höre, klingt das wirklich, als würde man einen Junkie interviewen.» Irgendwann ging es längst nicht mehr darum, vor Freunden ein bisschen prahlen zu können, sondern sich mit anderen Trophy-Huntern weltweit zu vergleichen. Dazu hatten Damian und seine Brüder ihre Spielerfolge auch zusammengelegt und teilten sich Spiele auf, die sie bis aufs Letzte ausreizen würden.
Fortan drehte sich alles nur noch um Games und vor allem darum, wie man möglichst effizient zur Platin-Trophäe gelangt. Wenn der Polybauer morgens zur Arbeit fuhr, drehten sich seine Gedanken um virtuelle Welten und Pokale. «Tagsüber habe ich mir schon einen Zeitplan für den Abend in meinem Kopf zurechtgelegt, dank welchem ich genau wusste, was ich wann erledigen würde.»
Dazu gehörten mit der Zeit auch Aufgaben und Spiele, die Damian eigentlich überhaupt nicht interessierten. Kinderspiele wie «Ice Age» landeten dennoch auf seiner Agenda, weil sie eine weitere Möglichkeit für eine Platin-Trophäe boten. Und um den Erfolg noch schneller anzukurbeln, begann er später auch mit Spielen, die einzig zu diesem Erfolgszweck programmiert werden.
Für den schnellen Kick
Einer der bekannteren Hersteller, solcher Spiele ist Ratalaika Games. Oft investiert man bei den banalen Jump'n'Run-ähnlichen Games nicht mehr als eine halbe Stunde, bis man eine weitere Platin-Trophäe freigeschaltet hat. Ein Geschäftsmodell, das funktioniert. Denn inzwischen gibt es weltweit Tausende von Trophy-Huntern, die man mit dem schnellen Erfolg ganz einfach ködern kann.
Ein schneller Kick, der aber alles andere als nachhaltig ist. Manchmal bereut Damian Buric auch, dass er der Trophäenjagd verfallen ist, weil es Gaming für ihn grundlegend verändert hat. So hat sich Damian beispielsweise vor einigen Jahren auch eine Nintendo Switch gekauft, sie aber nur zweimal benutzt. «Auf diesem System fehlen mir die Anreize, die Erfolge. Selbst wenn ich weiss, dass ‹Zelda› oder ‹Pokémon› tolle Spiele sind, kann ich sie heute nicht mehr spielen.»
Beispiel eines Spiels von Ratalaika Games, das sich relativ schnell komplett durchspielen lässt.
Ein kleiner Schönheitsfleck bleibt
Der zweifache Familienvater und Ehemann nimmt es mittlerweile trotzdem lockerer bei seinem Umgang mit Videospielen. Zu diesem Zweck hat er sich auch eine Xbox gekauft, weil die Erfolge hier nicht dieselbe Anziehung auf ihn ausüben. Ab und zu hilft er seinem Bruder auch wieder mal mit einem Spiel aus, konzentriert sich da aber auf Games, die ihm auch wirklich Spass machen.
Welches Spiel er dabei definitiv nie mehr anfassen wird, ist «Dead Space 2». Es ist eines der wenigen Games, das Damian Buric nie mit Platin abgeschlossen hat. Dafür hätte er das Spiel auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad mit maximal drei Speicherpunkten durchspielen müssen. Eine Herkules-Aufgabe, vor der selbst er irgendwann kapitulierte.
Erstes Spiel: Monkey Island Ich spiele gerade: Hitman 3 ...und freue mich auf: Elden Ring Lieblingszitat: «The right man in the wrong place can make all the difference in the world» (Halflife 2)