Psychologe erklärt Wie Games dabei helfen mit Tod und Trauer umzugehen

Von Martin Abgottspon

17.3.2021

«Spiritfarer» nimmt den Spieler mit auf eine eindrückliche Reise durchs Jenseits.
«Spiritfarer» nimmt den Spieler mit auf eine eindrückliche Reise durchs Jenseits.
Thunder Lotus Games

Gerade in der aktuellen Zeit kann der Umgang mit dem Tod eine noch grössere Hürde darstellen als ohnehin schon. Ein Neuropsychologe erklärt, wie Videospiele bei der Verarbeitung helfen können.

Von Martin Abgottspon

17.3.2021

Corona hat auch die Art und Weise wie Menschen mit dem Verlust ihrer Angehörigen und Freunden umgehen auf den Kopf gestellt. Plötzlich ist es gar nicht mehr so einfach, Abschied zu nehmen. Eine letzte Umarmung ist aufgrund der Pandemie vielleicht nicht mehr möglich. Im besten Fall sieht man die Liebsten noch per Videochat.



Aber nicht nur der Abschied, sondern auch der Verlust eines Menschen wird noch härter auf die Probe gestellt. Durch die Isolation wird es schwieriger, mit anderen Personen über den Tod zu sprechen. Man fühlt sich allein. Mehrere Gründe, weshalb immer mehr Leute in Videospiele flüchten.

Ablenkung und Halt in Communities

Dieses Phänomen beobachtet auch der amerikanische Neuropsychologe Roy Sugarman, wie er in einem Bericht von «Wired» sagt. Für ihn ist dies aber auch nicht weiter verwunderlich oder bedenklich. Denn Videospiele können den Trauernden oft genau das liefern, was sie in dieser schwierigen Situation brauchen.



Sugarman betont dabei auch, dass der Trauerprozess sehr individuell ist, Spiele aber auf unterschiedliche Art unterstützend wirken. Während sich die einen in einem ersten Schritt vielleicht bloss ablenken wollen, finden andere Halt in Online-Bekanntschaften, mit denen sie sich über ihren Verlust austauschen können.

Gezielte Auseinandersetzung mit dem Tod

Mittlerweile gibt es aber auch eine Palette von Spielen, die sich explizit mit dem Tod als Thema auseinandersetzen. Ein prominentes Beispiel dafür ist etwa «Spiritfarer», wo man eine Reise ins Jenseits unternimmt und sich dabei von verschiedenen Charakteren verabschiedet. 

Auch andere Games wie «Gris», «Ori and the Will of Wisps» oder «Hades» beinhalten den Tod als zentrales Storyelement. Aus Sicht von Sugarman eine wichtige Entwicklung, die Betoffenen Möglichkeiten geben, ihre eigenen Gefühle besser verarbeiten zu können. «Solche Spiele gehen auf grossartige Weise mit Trauer um. Wenn man online ist, gibt es eine gewisse Enthemmung. Man ist bereit, diesen metaphorischen Avatar-ähnlichen Kreaturen viel mehr Emotionen zu zeigen, als man es gegenüber einem alten Mann mit Bart tun würde.»

Beerdigungen und Denkmäler

Inzwischen geht der Prozess so weit, dass in Spielen wie «World of Warcraft» oder «Animal Crossing» ganze Beerdigungen stattfinden. Denkmäler wurden zu Ehren gewisser Mitmenschen der auch für politische Protestaktionen wie die Black-Lives-Matter-Bewegung genutzt.

Entwicklungen, die für Sugarman aber ebenfalls durchaus positiv zu werten sind. Die Personen würden sich so intensiv mit dem tragischen Verlust auseinandersetzen und im Endeffekt auch wesentlich mehr davon profitieren als von leeren Floskeln wie «Gott brauchte einen weiteren Engel». «Der Tod ist Teil unseres Lebens und jeder muss damit umgehen», so Sugarman. Und Videospiele können bei diesem Umgang helfen.