«Nintendo Switch Sports»Wie gut ist die Neuauflage des Partyspiel-Klassikers?
Von Domagoj Belancic
28.4.2022
Vor 16 Jahren hat Nintendo mit «Wii Sports» die Videospiel-Welt revolutioniert und Bewegungssteuerung in Games salonfähig gemacht. «Nintendo Switch Sports» knüpft nun nahtlos an das Spielprinzip an, kann die Magie des Originals aber leider nicht ganz replizieren.
Von Domagoj Belancic
28.04.2022, 16:05
01.05.2022, 09:27
Domagoj Belancic
Zum Release des Spiels sind insgesamt sechs Sportarten verfügbar – im Verlauf des Jahres soll zudem Golf als kostenlose Erweiterung nachgeliefert werden. Ich habe mich im Einzelspieler- und Mehrspieler-Modus durch alle Disziplinen gekämpft und verrate nachfolgend meine Tops und Flops aus Nintendos neuester Minispiel-Sammlung.
Bowling: Der Klassiker macht immer noch Spass
Meine Lieblingsdisziplin aus dem «Wii Sports» Minispiel-Katalog kehrt auch in «Switch Sports» zurück. Die Bewegungssteuerung bleibt im Vergleich zu den Wii-Games grösstenteils unangetastet, das Werfen der Bowlingkugel fühlt sich aber dank der technisch überlegenen und präziseren JoyCon-Controller noch ein Stückchen intuitiver und natürlicher an.
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Egal ob man sich für den klassischen Modus oder für die neuen Bowlingbahnen mit fiesen Hindernissen entscheidet: Jeder kann einen Controller in die Hand nehmen, eine Runde mitspielen und ohne grosse Erklärungen und Tutorials zum Bowling-Champion werden. Und genau das macht die Magie der Nintendo «Sports»-Games aus.
Volleyball: Zu komplex und doch zu einfach
Volleyball ist ein komplett neues und relativ komplexes Minispiel. Je nach Spielsituation und Position der Spielfigur auf dem Volleyballfeld, muss der Ball mit Bewegungen des Controllers entweder abgenommen, gepasst, geschossen oder am Netz geblockt werden.
Die Bewegungssteuerung funktioniert zwar mehr oder weniger verlässlich, ist aber im Vergleich zum intuitiven Bowling alles andere als selbsterklärend. Hinzu kommt, dass man trotz der hohen Komplexität relativ wenig Einfluss auf das Spielgeschehen und die Schussrichtung des Balls hat. Die Spielmechanik der Disziplin ist gleichzeitig zu komplex und zu simpel gestaltet und spricht somit weder unerfahrene Casual-Gamer noch erfahrene «Wii Sports»-Veteranen so richtig an.
Chanbara: Spannende strategische Schwertkämpfe
Das Chanbara-Minispiel ist ein gelungener Nachfolger des Schwertkampf-Games aus «Wii Sports Resort». Im Vergleich zu anderen Disziplinen, ist in den Schwertduellen Präzision und Strategie statt Schnelligkeit und Kraft gefragt. Hier werden nämlich selbst kleinste Bewegungen der JoyCon-Controller eins zu eins auf die Schwerter im Spiel übertragen.
Das Ziel ist es jeweils, den gegnerischen Spieler mit Schwertangriffen vom Spielfeld zu drängen. Aber Achtung: Die Angriffe können mit der korrekten Positionierung des Schwerts auch geblockt und der Angreifende damit aus der Balance gebracht werden.
Durch diese Mechanik entsteht ein nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem sich Angreifer und Verteidiger im Sekundentakt abwechseln und bei dem selbst die kleinste Unachtsamkeit verheerende Folgen haben kann. Wer die Grundlagen des Schwertkampfs gemeistert hat, kann übrigens auch mit einem speziellen «Energieschwert» und sogar mit zwei Schwertern gleichzeitig antreten.
Tennis: Wie früher, nur besser
Neben Bowling ist Tennis das zweite Minigame, das quasi direkt aus den alten Wii-Games übernommen wurde. Und genau wie beim Bowling sind hier keine ausführlichen Tutorials oder Erklärungen nötig – jeder kann den JoyCon-Controller in die Hand nehmen, wie einen Tennisschläger schwingen und dabei eine ganze Menge Spass haben.
Wie schon in den Wii-Games, geht es bei dieser Disziplin weniger um präzise Bewegungen sondern vielmehr um das richtige Timing der Schwünge, mit dem die Richtung des Balls beeinflusst werden kann.
Übrigens: Gemütlich auf dem Sofa sitzen und mit dem Handgelenk herumfuchteln ist nicht mehr ganz so einfach möglich - im Vergleich zu früher sind grössere und kräftigere Bewegungen nötig, um erfolgreich zu spielen. Schade ist, dass die Sportart keine alternativen Spielmodi bietet und man gezwungenermassen immer im Doppel antreten muss. Hier wäre definitiv mehr möglich gewesen.
Badminton: Schneller und präziser als Tennis
Das Badminton-Minispiel ist eine gelungene und süchtig machende Mixtur aus den Tennis- und Chanbara-Games. Die Bewegungen des JoyCon-Controllers werden ähnlich präzise wie im Schwertspiel eins zu eins auf den Badmintonschläger im Game übertragen.
Im Vergleich zu Tennis sind dadurch viel kleinere und präzisere Schwünge nötig. Die Ballwechsel fühlen sich aufgrund des teilweise extrem hohen Tempos und des kleinen Spielfelds zudem um einiges intensiver und strategischer an. Schade ist, dass es auch beim Badminton keine zusätzlichen Spielmodi gibt.
Fussball: Das langweilige Eigentor
Das neue Fussball-Minispiel hat mich aufgrund des unnötig hohen Komplexitätsgrades und des langweiligen Spielablaufs am wenigsten überzeugt.
Während man bei den anderen Minispielen die «echten» Bewegungen der jeweiligen Sportart mit den JoyCon-Controllern nachahmen muss, kann man beim Fussball die Schüsse auf den Ball mit kleinen Fuchtelbewegungen aus dem Handgelenk imitieren. Die Bewegungen werden aber leider meist falsch erkannt, bringen keinen Mehrwert im Spiel und könnten auch durch einfache Knopfdrücke ersetzt werden.
Zudem muss man in den Spielmodi «1-gegen-1» und «4-gegen-4» seine Spielfigur manuell mit dem Analogstick über ein (viel zu grosses) Spielfeld manövrieren und ohne viel direkten Einfluss auf das Spielgeschehen dem Ball hinterherrennen. Diese zusätzliche Dimension an Komplexität dürfte viele Casual-Gamer abschrecken.
Etwas einfacher ist dafür der «Shootout»-Modus, bei dem der JoyCon-Controller mit dem mitgelieferten «Beingurt» am Oberschenkel befestigt werden muss. Damit können echte Schussbewegungen mit dem Bein ins Spiel übertragen werden. Gespielt werden hier aber keine richtigen Matches, sondern nur Freistösse. Nette Idee, aber nach ein paar Durchgängen verliert das aufwändige Setup schnell seinen Reiz.
Immerhin: Nintendo hat bereits angekündigt, dass der Beingurt mit einem kostenlosen Softwareupdate in Zukunft auch in den normalen Fussballmatches als Eingabegerät verwendet werden kann.
Ungenutztes Potenzial
Als grosser Fan der alten «Wii Sports»-Games habe ich mich mit hohen Erwartungen in die Neuauflage gestürzt. Grundsätzlich wurden diese erfüllt, aber es wäre noch so viel mehr möglich gewesen.
Das Spiel bietet zwar mehr Games und Spielmodi als das 2006 erschienene Originalspiel, aber weitaus weniger Disziplinen als der 2009 erschienene Nachfolger «Wii Sports Resort». Die unerklärliche Absenz von Minispiel-Klassikern wie Tischtennis, Disc Golf und Bogenschiessen ist in Anbetracht der eher mittelmässigen Fussball- und Volleyball-Minispiele umso schmerzhafter.
Schade ist auch, dass das Game im Einzelspieler-Modus keinerlei Fortschritte oder freischaltbare Belohnungen bietet. Der angekündigte Online-Modus könnte diese Lücke mit dem geplanten Liga-System und freischaltbaren kosmetischen Items eventuell schliessen. Leider war dieser Modus vor dem Launch des Spiels noch nicht verfügbar und konnte im Rahmen dieses Tests nicht bewertet werden.