Mikrotransaktionen Wie Kleinkriminelle ihr Geld in Onlinespielen reinwaschen

Von Martin Abgottspon

28.4.2021

Auch der Handel mit der «Fortnite»-Währung kann theoretisch genutzt werden, um Geld zu waschen.
Auch der Handel mit der «Fortnite»-Währung kann theoretisch genutzt werden, um Geld zu waschen.
Epic Games

V-Bucks in «Fortnite» oder Gold in «World of Warcraft» werden in der Regel für neue Gegenstände oder Ausrüstung im Spiel ausgegeben. Für Kriminelle bieten die Währungen andere Anreize.

Von Martin Abgottspon

28.4.2021

Wer «Breaking Bad» gesehen hat, bekam einen ziemlich anschaulichen Eindruck davon, wie Geldwäsche genau funktioniert. Durch den Verkauf von Metamphetaminen erwirtschaftete Walter White dort einen Geldberg, der eine ganze Lagerhalle füllte. Um die Tausende von Dollar reinzuwaschen, kaufte er später eine Autowaschanlage, wo er das schmutzige Geld unter die Leute brachte, während er reines Geld einnahm.

So oder ähnlich funktionieren Geldwäsche-Prozesse seit Jahrzehnten. Heutzutage jedoch geht das dank moderner Technologien, dem Darknet und Kryptowährungen noch viel einfacher. Am Prinzip hat sich wenig geändert, allerdings lässt sich Geld heute wesentlich schneller reinwaschen.

Kleinvieh macht auch Mist

Wo Al Capone noch unzählige Waschsalons eröffnete, um sein Geld zu waschen, begeben sich Gauner und Ganoven heute lieber an virtuelle Umschlagsplätze. Auch Onlinegames spielen dabei eine ernstzunehmende Rolle, wie aus einem Bericht des französischen Cybercrime-Spezialisten Jean-Loup Richet hervorgeht. Bereits 2013 zeigte er auf, wie vor allem Kleinkriminelle Videospiele wie «World of Warcraft» dazu nutzen, ihre illegalen Einnahmen zu verschleiern.



Das Vorgehen ist in diesem Fall ziemlich simpel. Die Betrüger kaufen sich mit ihrem schmutzigen Geld eine Ingame-Währung in Form von Coins, Gold oder ähnlichem und verkaufen sie später am besten für Bitcoins wieder an andere Spieler. Ein relativ sicheres Vorgehen, wie es auch Richet beschreibt: «Schon ab diesem Punkt ist es quasi nicht mehr nachvollziehbar, welchen Weg das Geld gemacht hat.» Wer auf Nummer sicher gehen will, eröffnet zwischenzeitlich nochmals verschiedene Konten oder Crypto-Wallets. 

Nichts für die grossen Fische

Für die modernen Al Capones ist diese Methode sicherlich nicht die effizienteste. Die Wahrscheinlichkeit, dass in Games Beträge von über einer Million reingewaschen werden, ist nahe Null. Zu umständlich seien die zahllosen Mikrotransaktionen, die damit verbunden sind. Für Kleinkriminelle allerdings stellen sie eine interessante Methode dar, da sie zum einen ziemlich sicher ist und zum anderen keine hohen Kommissionen beinhalte, so Richet.

Trotzdem haben es Geldwäscher in Games mittlerweile schon um einiges schwieriger als noch 2013. Denn auch wenn die kleinen Beträge oft nicht auffallen, sind sie doch immer klarer zurückzuverfolgen. Da die Spieler mit ihren Accounts klar identifizierbar sind, müssen auch immer mehr Profile erstellt werden, um auf Nummer sicher zu gehen.

Al Capone prägte mit seinen Waschsalons den heutigen Begriff des Geldwaschens.
Al Capone prägte mit seinen Waschsalons den heutigen Begriff des Geldwaschens.
Getty Images

Finanzaufsichten sind alarmiert

Den Finanzaufsichten sind die illegalen Aktivitäten natürlich auch nicht neu. Während grosse Spielefirmen lange Zeit unreguliert und unbeaufsichtigt waren, hat die Financial Action Task Force (FATF) heute ein genaues Auge auf die grösseren Publisher, weil diese eben auch immer öfter als Dienstleister für virtuelle Vermögenswerte agieren. 



Gerade hier gibt es aktuell aber noch viele Diskussionen, weil sich die Spieleanbieter selber nicht als Händler sehen, weil der Austausch meist über Drittplattformen abläuft. So oder so müssen sie sich aber wohl mehr und mehr den Auflagen der Aufsichten beugen, um eben Geldwäsche aber auch Terrorismusfinanzierung besser unterbinden zu können.

So ist es wohl nur eine Frage der Zeit, wie lange Videospiele noch attraktiv genug sind, um damit Geld zu waschen. Wer populäre Spiele wie «Fortnite» dafür nutzt, läuft schneller Gefahr aufzufliegen. Wer hingegen in Nischenspielen sein Geld waschen will, ist in den Transaktionen noch mehr limitiert. Im Endeffekt bleiben Games aber sicherlich dennoch attraktiver als Waschsalons.