Flaute im Silicon Valley Gefeuerte Tech-Leute verhökern die Büromöbel, auf denen sie sassen

Von Dirk Jacquemien

28.2.2023

Die Zeit der edel ausgestatteten Büros ist vorbei.
Die Zeit der edel ausgestatteten Büros ist vorbei.
Imago

Der neuste Hype im Silicon Valley hat nichts mit Krypto, Metaverse oder Chatbots zu tun. Denn Gebrauchtmöbelhändler machen nun das grosse Geschäft.

Von Dirk Jacquemien

Die Bürokultur in der Tech-Branche steckt in einer tiefen Krise. Erst löste Corona eine Homeoffice-Phase aus, die in den USA zudem viel länger andauerte als hierzulande. Und dann entpuppte sich 2022 auch noch als ein Krisenjahr für die Branche, mit erheblichen Entlassungen bei quasi allen grossen Tech-Firmen im Silicon Valley, die zuvor eigentlich nur rasantes Wachstum kannten.

Allein im Grossraum San Francisco sind so im vergangenen Jahr insgesamt 88'000 Jobs weggefallen. Das sind natürlich auch 88'000 Menschen, für die es am Arbeitsplatz keinen Bürostuhl und keinen Schreibtisch mehr braucht.

Tausende Dollar teure Designer-Stücke

Zu grossen Teilen handelt es sich um teure Designer-Stücke, mit denen die Tech-Firmen einst die umkämpften Mitarbeiter*innen anziehen wollten und ihren Büros das nötige Prestige verschafften.

Doch mit den extravaganten Büros ist es vorbei. So reduzierte die Software-Firma Sitecore die Kapazität ihres Büros von 170 auf 30 Arbeitsplätze. Nicht mehr gebraucht werden dabei etwa Stühle des legendären dänischen Designers Arne Jacobsen im Wert von je 5000 Dollar, wie die «New York Times» berichtet.

Ein einziger Kreislauf

Der Cloud-Anbieter Dropbox reduziert seine Büro-Fläche um 80 Prozent. 2016 liess das Unternehmen individuelle Sessel im Stil von Jean Royère anfertigen – zu einem Stückpreis von 10'000 Dollar. Ein Möbelhändler hat sie nun für je 1000 Dollar aufgekauft. Solche Preise sind üblich. Aufgrund des hohen Angebots können Verkäufer von Möbeln kaum mit mehr als 20 Prozent des Anschaffungspreises rechnen.

Die Möbelhändler*innen, teilweise entlassene Tech-Expert*innen, die eine neue Karriere begonnen haben, wiederum können dann die Stücke üblicherweise mit ordentlichem Profit weiterverkaufen, häufig an Einzelpersonen statt Unternehmen, die ihr Homeoffice ordentlich einrichten wollen. Zu den Käufer*innen zählen dann oft Menschen, die zuvor selbst in den edel ausgestatteten Büros gearbeitet hatten.