Läden wollen Daten «Geofencing»: Wie Shop-Besitzer Smartphones für Werbung nutzen

dpa/dj

17.3.2018

Das Smartphone wird für den stationären Handel immer wichtiger. Unternehmen arbeiten an Methoden, das Gerät für Werbung im Geschäft nutzbar zu machen. Meist werten die Unternehmen die Daten anonymisiert aus - doch langfristig könnten sie andere Ziele haben.

Wie wäre es mal mit neuen Kopfhörern, diese Woche extra billig? Läuft man zufällig an einer deutschen Media-Markt-Filiale vorbei, könnte es sein, dass so eine Nachricht auf dem Smartphone aufploppt.

Denn Media Markt in Deutschland nutzt die «Geofencing»-Methode: Befindet sich ein Smartphone in der Nähe eines Ladens, werden dem potenziellen Kunden per Push-Nachricht Angebote geschickt. Der Kunde muss dafür allerdings die Media Markt-App installiert und die Push-Funktion aktiviert haben.

Werbung übers Smartphone

Das Smartphone wird für den Handel immer wichtiger. Zum einen kaufen immer mehr Kunden über das Smartphone ein. Zum anderen bietet das Gerät eine Schnittstelle, die sich der stationäre Handel zunutze macht. Denn die meisten Kunden haben ihr Gerät stets dabei - und sind damit theoretisch für Werbung via Smartphone ansprechbar. Immer mehr Läden wollen dieses Potenzial nutzen.

Dabei beschränken sie sich nicht nur auf Push-Nachrichten. Zum Beispiel könnten Händler die Smartphone-Aktivitäten ihrer Kunden im Laden aufzeichnen. 

Offline-Handel will aufholen

Während im Online-Handel mit Analyse-Tools Besuche, Klicks und Kaufraten genau gemessen und der Shop entlang dieser Kennzahlen kontinuierlich optimiert wird, sind stationäre Händler bisher eher auf ihr Bauchgefühl angewiesen.

Klar, dass die Händler das ändern wollen. Eine Möglichkeit ist das Tracking per WLAN. Dabei erfassen Sensoren im Laden die WLAN-Seriennummer von Mobilfunkgeräten. Mit Hilfe der Datenanalyse kann der Betreiber Kundenströme besser verstehen und beispielsweise Sortiment, Öffnungszeiten, Ladengestaltung, Personaleinsatz oder Marketing nach den Bedürfnissen der Kunden anpassen.

Kunden müssen kooperieren

Doch Ziel der Händler ist, nicht mit anonymen, sondern personalisierten Daten zu arbeiten - dafür müssen die Käufer allerdings einwilligen.

Das könnte vor allem durch Apps funktionieren, die viele Händler inzwischen anbieten. Mit ortsspezifischen Angeboten und Coupons wollen sie Kunden locken, sich anzumelden.  Das heisst nicht, dass die Händler persönliche Daten weitergeben - doch sie können den einzelnen Smartphones bestimmte Einkaufsverhalten zuordnen.

Verfolgung auch in Läden selbst

Inzwischen ist man in der Lage, über verschiedene Technologien genauer zu tracken, wie sich ein einzelner Kunde verhält. Etwa durch Beacons: kleine Bluetooth-Sender, die an den Wänden der Läden montiert, oder unsichtbar in die Beleuchtung oder elektronische Preisschilder integriert sein können. Bluetooth funktioniert wie die GPS-Ortung, funktioniert aber innerhalb eines Ladens besser. In der Schweiz hat etwa das Mode-Unternehmen Bollag-Guggenheim Beacons in seinen Geschäften verbaut.

Am Ende des Tages ist das nichts anderes als das, was im Onlinehandel längst passiert. Doch im öffentlichen Raum verhalten sich die Verbraucher oftmals sensibler als im Internet. Das Thema Datenschutz werde vielen Leuten wichtiger, wenn sie im «echten» Leben damit konfrontiert werden.

Daher sollte man sich sehr genau überlegen, welche Daten man welchem Unternehmen anvertraut. Denn sobald persönliche Daten erst einmal im Umlauf sind, ist es schwer, wieder die Kontrolle über sie zu bekommen und potenziell steigt die Gefahr, dass die Daten missbraucht werden.

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