Google erhebt Vorwurf Profitiert Apple vom Mobbing durch seine iMessage-Nutzer?

Von Dirk Jacquemien

11.1.2022

iMessage ist ein klarer Wettbewerbsvorteil für Apple.
iMessage ist ein klarer Wettbewerbsvorteil für Apple.
Getty Images

Google hat Apple vorgeworfen, vom Mobbing an Jugendlichen zu profitieren. Grund ist Apples Fixierung auf iMessage und die Weigerung, offene Standards zum Nachrichtenversand einzubauen.

Von Dirk Jacquemien

11.1.2022

Google hat harte Worte gegen Apple gefunden. Anlass ist ein Bericht des «Wall Street Journal», der darlegt, wie Gruppenzwang bis hin zu Mobbing Jugendliche dazu bringt, iPhones statt Android-Handys zu nutzen. Kern der Angelegenheit ist iMessage, dessen Nutzung sich zu einem Statussymbol entwickelt habe, ähnlich wie früher die richtigen Paar Sneaker an den Füssen.

Psychologisch untermauert wird dies durch die Art der Darstellung von Nachrichten in iOS. An andere iPhone-Nutzer*innen verschickte Nachrichten werden auf blauem Hintergrund angezeigt, SMS an Nutzer*innen anderer Handys auf grünem Hintergrund. Ein/e Nicht-iPhone-Besitzer*in ist somit auf den ersten Blick ersichtlich. «Date niemals einen grünen Texter», wurde zu einem Meme auf TikTok.

Apple weiss, wie wertvoll iMessage ist

Wie im Zuge des Rechtsstreits mit Epic Games publik wurde, ist sich Apple genau bewusst, was für ein Wettbewerbsvorteil die Exklusivität von iMessage auf iPhones ist. Interne Bestrebungen, iMessage auch auf Android-Smartphones zu ermöglichen, wurden von Führungskräften daher abgeschmettert.

Android-Chef Hiroshi Lockheimer sagte auf Twitter, Apples Rückgriff auf «Gruppenzwang und Mobbing» zum Verkauf von Produkten sei «verlogen». Der offizielle Android-Twitter-Account schloss sich diesem Urteil an.

Google will SMS-Nachfolger einführen

Google möchte nicht unbedingt iMessage auf Android holen, sondern verlangt im Gegenteil von Apple, den neuen Nachrichtenstandard RCS zu unterstützen. Der oft als «SMS-Nachfolger» betitelte Standard würde von Diensten wie WhatsApp oder eben iMessage bekannte Features wie Verschlüsselung, Emojis, Sprachnachrichten oder Lesebestätigungen unabhängig von der Art des Smartphones und ohne zusätzliche App möglich machen.

Die meisten Netzbetreiber und Smartphone-Hersteller weltweit unterstützen RCS inzwischen, mit Apple als einsame Ausnahme. Das Unternehmen verweigert seit Jahren eine Aussage dazu, ob es RCS in iOS einbauen wird, schreibt «The Verge».



SMS sind in den USA nach wie vor Standard

Besonders akut ist die Thematik für Google im Kernmarkt USA, wo plattformübergreifende Messengerdienste wie WhatsApp, Signal oder Threema nicht den gleichen Stellenwert wie in Europa haben. Auf der anderen Seite des Atlantik findet die meiste textbasierte Kommunikation weiterhin über SMS beziehungsweise iMessage statt.

Apple würde mit seiner Verweigerungshaltung die ganze Branche zurückhalten, sagte Lockheimer weiter. Google sei zur Zusammenarbeit mit Apple bereit, um RCS breit einzuführen. Es gebe keinerlei technische Gründe, warum Apple RCS nicht auf iPhones holen könne, so Lockheimer zum «Wall Street Journal». All zu viel Hoffnung sollte man sich da aber nicht machen. Druck von Seiten des Konkurrenten Google dürfte bei Apple eher den gegenteiligen Effekt haben.