Extreme Geheimhaltung Brisanter Report: Wie Google China-Suche vor Mitarbeitern geheimhielt

Pascal Landolt

30.11.2018

Google erntet für seine geplante China-Suchmaschine «Dragonfly» harsche Kritik.
Google erntet für seine geplante China-Suchmaschine «Dragonfly» harsche Kritik.
Getty Images

Laut einem neuen Report wusste die Google-Führungsebene um die Brisanz der geplanten China-Suchmaschine. Bedenken von Mitarbeitern wurden ignoriert und stattdessen extreme Taktiken zur Geheimhaltung angewendet.

Google stösst mit seiner geplanten zensurierten Suchmaschine für den chinesischen Markt auf immer stärkere Widerstände. Nachdem Unterstützer und Mitglieder von Amnesty International am Dienstag in mehreren Ländern gegen Google demonstriert hatten, kommt das Projekt mit dem Codenamen «Dragonfly» weiterhin nicht aus den Negativ-Schlagzeilen.

Laut einer Reportage, die «The Intercept» vorliegt, sollen die Projektverantwortlichen bei Google nämlich grosse Teile der Firma über die Pläne im Dunklen gelassen haben. Bei einem Betrieb, der sich normalerweise für Transparenz und Austausch unter Mitarbeitenden stark macht, sorgt dies zusätzlich für Fragezeichen.

Bedenken von Mitarbeitern ignoriert

So war laut Aussage von Eingeweihten geplant, für die Infrastruktur lokale Datencenter einer chinesischen Partnerfirma in Shanghai oder Peking zu nutzen. Dies würde auch bedeuten, dass alle gespeicherten Suchresultate auch für die chinesische autoritäre Regierung zugänglich wären. In Verbindung mit dem beinahe lückenlosen Überwachungssystem wäre es dann für die herrschenden Kräfte ein Leichtes, die Meinungen von Aktivisten, Journalisten und politischen Dissidenten ausfindig zu machen, warnte der Google-Ingenieur Yonatan Zunger, der mittlerweile das Unternehmen verlassen hat.

Extreme Geheimhaltungs-Taktiken angewendet

Laut dem Report teilte Scott Beaumont, Google-Projektleiter in China und einer der Haupt-Architekten hinter «Dragonfly», Zungers Bedenken nicht und entschloss stattdessen gemeinsam mit anderen Managern, künftig die Mitglieder von Googles Sicherheits- und Privatsphäreteam aus Sitzungen zum Thema auszuschliessen. Auch wurde vom Planungsteam offenbar versucht, eine Untersuchung zum geplanten Projekt unter den Teppich zu kehren.

War CEO Sundar Pichai gar nicht über alle Fakten zur China-Suchmaschine informiert?
War CEO Sundar Pichai gar nicht über alle Fakten zur China-Suchmaschine informiert?
Getty Images

Sogar der Google-Führungsebene war die Sache mit «Dragonfly» offenbar nicht ganz wohl – so unwohl gar, dass laut Aussagen aus dem Bericht gerne auf schriftliche Dokumentation und Notizen aus den Meetings zum Projekts verzichtet wurde. Dies, um weniger Datenspuren zu hinterlassen. Den wenigen hundert unter den 88'000 weltweiten Google-Mitarbeitern, die ins Projekt eingeweiht wurden, wurde gar mit der Kündigung gedroht, sollten sie mit uneingeweihten Mitarbeitern darüber sprechen. Unklar ist auch, ob die oberste Führung mit den Gründern Larry Page, Sergey Brin und CEO Sundar Pichai über alle Entwicklungen auf dem Feld in Kenntnis gesetzt wurden.

Zu Recht: Heftige Widerstände befürchtet

Der Report schliesst mit der Feststellung, dass es Beaumonts Plan war, dass die Öffentlichkeit – und damit auch die Mehrheit der Google-Mitarbeiter – erst beim Start der China-Suchmaschine vom Projekt erfahren hätten. Dies im Wissen, dass eine frühere Verbreitung der Hintergründe zu heftigem Widerstand in- und ausserhalb der Firma geführt hätten. Wie sich nun zeigt, hatte Beaumont mit seinen Befürchtungen recht.

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