In Kalifornien Google-Schwesterfirma verliert Coronatest-Vertrag

dj

27.10.2020

Coronatests der Google-Schwesterfirma Verily wurden ein Reinfall.
Coronatests der Google-Schwesterfirma Verily wurden ein Reinfall.
Getty Images

Weil Coronaverdachtsfälle einen Gmail-Account brauchten und persönliche Daten preisgeben mussten, um einen Test zu bekommen, haben Behörden in Kalifornien die Zusammenarbeit mit einer Google-Schwesterfirma beendet.

Eine Google-Schwesterfirma hat einen Vertrag zur Organisation von Coronatests in San Francisco sowie dem nahe liegenden Alameda County offenbar verloren. Verily ist wie Google ein Tochterunternehmen von Alphabet und spezialisiert sich auf medizinische Dienstleistungen.

Im März bekam Verily von Kalifornien den Auftrag zur Organisation der Tests. Diese selbst sowie die Laborarbeit wurde dabei von Drittfirmen bereitgestellt, Verily stellte vor allem eine Online-Plattform zur Registrierung für die Tests zur Verfügung und kümmerte sich um die Logistik, wie die Bereitstellung von Schutzausrüstung.

Obdachlose sollten Gmail nutzen

Schon bei der Registrierung kam es zu Problemen. So konnte man sich ausschliesslich auf einer Website mit einem Gmail-Account anmelden. Dabei wurde eine Reihe von höchstpersönlichen Informationen abgefragt, wie etwa allfällige Vorerkrankungen. Verily behielt sich in den Nutzerbestimmungen das Recht vor, diese Infos mit Dritten zu teilen.

Aber selbst wer damit einverstanden war, kam noch lange nicht an einen Test. Mobile Stationen in San Francisco sollten etwa Obdachlose testen. Aber sogar Obdachlose, die einen Gmail-Account hatten, konnten sich an den Teststandorten nicht einloggen, weil sie nicht mehr Zugriff auf das bei der Einrichtung für die Zwei-Faktor-Authentisierung genutzte Handy hatten.



Tests für Privilegierte

An einem weiteren Verily-Standort in Oakland zeigte sich, dass der Dienst vor allem privilegierte Personen mit Tests versorgte, obwohl das explizite Ziel bei Auftragsvergabe war, auch benachteiligten Gruppen einen Coronatest zu ermöglichen. Auf dem Parkplatz vor einem Spital wurden nebeneinander zwei Teststationen eingerichtet — eine für Personen, die sich über Verily registriert hatten, und eine andere für die, die das nicht getan hatten.

In der Schlange vor der Nicht-Verily-Teststation fanden sich vor allem Bewohner aus dem das Spital umgebenen, armen Stadtbezirk East Oakland. Die in der Schlange für von Verily organisierten Tests stehenden Personen kamen dagegen grösstenteils aus den reichen Vororten. Sie beschwerten sich vielfach auch, dass sie zum Test ihr Auto verlassen mussten und es keine Drive-in-Tests gab.

Verily zog Hypochonder an

Bei den Ergebnissen zeigte sich dann, dass Verily keinesfalls Tests dort bereitstellte, wo sie besonders nötig waren. Bei den Nicht-Verily-Tests in Oakland ergab sich eine Positivitätsrate von 12,9 Prozent, bei den Verily-Tests am gleichen Ort von 1,5 Prozent. Das deutet darauf hin, dass Verily wohl besonders viele Hypochonder angezogen hatte. Zusätzlich kam noch hinzu, dass Patienten teilweise eine Woche lang auf ihr Ergebnis warten mussten.

Die Zusammenarbeit mit Verily wurde derweil pausiert, wie «Kaiser Health News» berichtet. Man sei in «Gesprächen» mit San Francisco und Alameda County, heisst es dagegen von Verily. Die Verpflichtung zur Nutzung eines Gmail-Accounts gäbe es nur, weil die Google-Sicherheitsysteme so die sensiblen Daten der Patienten schützen können, so Verily.

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