Kampf gegen iPad Google will stärker auf Android-Tablets setzen

Dirk Jacquemien

31.1.2022

Für Bilder von Google-Tablets muss man tief ins Archiv schauen. 2013 stellte der damalige Android-Manager Hugo Barra das Nexus 7 vor.
Für Bilder von Google-Tablets muss man tief ins Archiv schauen. 2013 stellte der damalige Android-Manager Hugo Barra das Nexus 7 vor.
Keystone

Android für Tablets wurde lange vernachlässigt. Nun startet Google eine neue Offensive, um das dominante iPad einzuholen. Tablets seien die «Zukunft des Computers», heisst es plötzlich.

Dirk Jacquemien

Google will wieder mehr Ressourcen in Android auf Tablets stecken. Bald soll mit Android 12 L nach langer Zeit wieder eine speziell für Tablets angepasste Android-Version erscheinen. Ausserdem werden gezielt Mitarbeiter*innen gesucht, um mit einer Aufholjagd zu beginnen, wie «9to5Google» schreibt.

Handlungsbedarf ist jedenfalls gegeben. Bei Smartphones ist Android von der reinen Zahl der Nutzer*innen weltweit dominanter Marktführer, mit einem Anteil von über 70 Prozent. Bei Tablets sieht das hingegen ganz anders aus, hier führt Apple mit 55 Prozent, in der Schweiz liegt der Marktanteil des iPads sogar bei rund 70 Prozent.

Vor allem bei höherpreisigen und damit profitableren Tablets sind Android-Geräte praktisch bedeutungslos. Zu den grössten Problemen zählt, dass sehr viele Android-Apps nicht für die Nutzung auf einem Tablet angepasst sind und das Nutzererlebnis dadurch deutlich schlechter als bei einem iPad war.

Spitzenleute kümmern sich um Tablets

«Wir glauben, dass die Zukunft des Computers bei stärkeren Tablets liegt», heisst es nun in einer Google-Stellenanzeige. Das ist ein Satz, der im Jahre 2010 vielleicht gut geklungen hätte, aber 2022 im Zeitalter von Virtual Reality und Metaverse ziemlich altbacken daher kommt.

Mit der Tablet-Offensive meint es Google aber offenbar ernst. So ist Rich Miner, einer der Android-Mitbegründer, im vergangenen Jahr Teil eines neu etablierten Teams für Tablets geworden. Dieses soll sich vor allem der Kooperation mit Herstellern widmen.

Denn eigene Tablets will Google offenbar vorerst wieder nicht herstellen. Bis 2014 vermarktete man mit der Nexus-Reihe Tablets unter Google-Namen. Diese bekamen durchaus gute Kritiken, wurden aber ohne Erklärung nicht mehr weitergeführt. Stattdessen schien Google lange nur auf Chrome OS zu setzen, sein Betriebssystem für einfache Laptops, das vor allem auf den Bildungssektor ausgerichtet ist. Hier gibt es eine gewisse Kannibalisierung von Android-Tablets.

Android für «grosse Displays»

Mit Android 12L soll aber zum ersten Mal seit 2011 und Android 3 wieder mal eine speziell auf «Geräte mit grossem Display» fokussierte Version des Betriebssystems erscheinen, wie es in der Beschreibung heisst. Als Veröffentlichungsdatum wird derzeit nur vage das erste Halbjahr 2022 genannt.

Hier spielt Google in die Karten, dass Falt-Handys im ausgeklappten Zustand sehr ähnliche Ansprüche an Bedienung und Interface haben wie klassische Tablets, sich bei der Entwicklung also Synergien anbieten. Die (auf niedrigem Niveau) langsame steigende Nachfrage nach Klapphandys kommt also Besitzer*innen eines Android-Tablets zugute.