Leere Ränge Haben TikToker Trumps grossen Auftritt ruiniert?

dj

22.6.2020

Donald Trumps erster grosser Auftritt in der Pandemie wurde zu einem riesigen Reinfall. Sind jugendliche TikToker für die Blamage des Präsidenten verantwortlich?

6'200 Zuschauer schafften es laut der Feuerwehr von Tulsa, Oklahoma, am Samstag in das dortige, 19'200 Menschen fassende Bank of Oklahoma Center zur ersten grossen Wahlkampfveranstaltung von US-Präsident Donald Trump seit Beginn der Corona-Pandemie. Seine Kampagne behauptet, es habe 12'000 Besucher gegeben.

Wie dem auch sei, die Fernsehbilder aus Tulsa zeigten grosse Lücken in der Arena, und dass, nachdem Trump vorher auf Twitter sagte, es habe fast eine Million Anfragen für Tickets gegeben. Was ist also schiefgelaufen? Eine Reihe von Teenagern auf TikTok und fanatische K-Pop-Fans sagen nun, dass sie für die lichten Sitzreihen in Tulsa verantwortlich seien.

Eins ist sicher: Halbherzig machen K-Pop-Fans gar nichts.
Eins ist sicher: Halbherzig machen K-Pop-Fans gar nichts.
Keystone

Veranstaltung an umstrittenem Ort

Am 11. Juni verkündete Trump, dass er am 19. Juni eine Wahlkampfveranstaltung in Tulsa, Oklahoma, abhalten werde. Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass in den USA im Gegensatz zu weiten Teilen Europas die Corona-Pandemie immer noch fast ungebremst wütet, stiess das auf Gegenwehr, sondern auch wegen Ort und Datum der Veranstaltung.

Zum einen war Tulsa 1921 der Ort des Massakers von Greenwood, bei dem der afroamerikanische Stadtteil von einem Lynchmob niedergebrannt wurde und vermutlich 300 Menschen getötet wurden. Zum anderen dient der 19. Juni als «Juneteenth» als Gedenktag für die Befreiung von der Sklaverei (Trump verschob das Event später um einen Tag).

Auf Twitter fanden sich schnell Vorschläge, doch Tickets für das Event zu reservieren und dann nicht aufzutauchen. Eine führende Rolle bei der Verbreitung dieser Stör-Kampagne sollen K-Pop-Fan-Accounts gespielt haben, wie die altehrwürdige «New York Times» berichtet.

Wichtigere Ereignisse als Trump-Rally

Richtig Fahrt aufgenommen hat die Kampagne aber wohl auf TikTok. Zu den ersten Postern hier zählte die selbst ernannte «TikTok Grandma» Mary Jo Laupp. Die 51-Jährige veröffentliche ein Video mit einer Anleitung, wie man die Tickets reserviert. Danach übernahmen aber deutlich jüngere TikToker die Führung.

Denn TikTok zählt zu den beliebtesten Social-Media-Plattformen der hochpolitisierten Generation Z. Folgende Nutzerin beklagt sich etwa, dass sie nun doch nicht nach Tulsa fahren könne, weil an diesem Tag der Goldfisch ihres Hundes beerdigt wird:

@t0run

it’s even worse that u only need a phone number to get two tickets ##greenscreen

♬ tExAs GUYSSS - meganbos_

In kurzen Videos und Memes wiederholten wohl Tausende Nutzer Anleitungen zum Reservieren von Trump-Tickets. Diese wurden nach kürzester Zeit von den Nutzern selbst wieder gelöscht. «Sie kennen alle Algorithmen und wissen, wie man die Videos dahin bekommt, wo man sie hin will», so etwa der an der Kampagne beteiligte Elijah Daniel zur «New York Times» über die jungen TikToker und K-Pop-Fans.



Trump-Kampagne: Wir sind schlauer als Teenager

Und so verkündete Trumps Wahlkampfmanager Brad Parscale einige Tage vor der Veranstaltung, dass es über eine Million Anfragen für Tickets gegeben habe. Da Trump seit dem Tag seiner Amtseinführung über die Zahl von Besuchern bei seinen Events lügt, weiss man natürlich nicht, ob diese Angabe korrekt ist. Auch welcher Anteil davon auf die Stör-Kampagne zurückzuführen ist, lässt sich wohl nie ergründen.

Die Trump-Kampagne jedenfalls besteht darauf, dass sie nicht von jugendlichen TikTokern und obsessiven K-Pop-Fans geschlagen wurde. «Wer zuerst kommt, mahlt zuerst» sei das Procedere beim Einlass gewesen, eine Vorabanmeldung sei gar nicht nötig gewesen. Die «Fake News»-Berichte über Covid-19 und Demonstranten hätten Trumps Anhänger von dem Besuch abgehalten, behauptete Parscale ohne Belege.

Sichtbar schlecht gelaunt war Trump bei der Rückkehr ins Weisse Haus.
Sichtbar schlecht gelaunt war Trump bei der Rückkehr ins Weisse Haus.
Keystone

Tatsächlich dürfte ein taktischer Fehler der Trump-Kampagne hauptverantwortlich für das Debakel gewesen sein. Denn als Trump und Parscale verkündeten, dass die Anmeldungen für die Veranstaltung die Kapazität der Arena um mehr als das fünfzigfache übertreffen, dürften sich viele echte Trump-Fans wohl gedacht haben, dass sie eh nicht hereinkommen werden und Trumps Rede lieber vor dem Fernseher verfolgen sollten.

Laut CNN sollen Tochter Ivanka Trump und Schwiegersohn Jared Kushner daher auch «angepisst» von Wahlkampfmanager Parscale sein und ihn für die Blamage verantwortlich machen. Auch beim Präsidenten selbst soll Parscale nun auf dünnem Eis stehen, so CNN.

Einstiger Vertrauter rechnet mit Trump ab

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