Geldverdienen geht anders Sieht Mark Zuckerberg für WhatsApp überhaupt noch eine Zukunft?

Von Dirk Jacquemien

1.11.2021

Alles Meta oder was? Wie wird es WhatsApp mit der neuen Unternehmensstruktur ergehen?
Alles Meta oder was? Wie wird es WhatsApp mit der neuen Unternehmensstruktur ergehen?
Getty Images

Facebook heisst jetzt Meta. Doch wie passt eigentlich WhatsApp in Mark Zuckerbergs Pläne für die Dominierung des sagenumwobenen Metaverse?

Von Dirk Jacquemien

Mark Zuckerberg hat genug von der schnöden Welt mit all den Berichten über die zahlreichen Facebook-Skandale. Stattdessen will er ins Metaverse abtauchen, eine bisher vor allem in seiner Fantasie existierende virtuelle Welt. Sein ganzes Unternehmen soll auf dieses Ziel ausgerichtet werden, weswegen es seit Donnerstag «Meta» heisst.

Die «Family of Apps» — zu der Meta die sozialen Dienste Facebook und Instagram sowie WhatsApp zählt — soll freilich weiterbetrieben und weiterentwickelt werden. Doch im neuen Meta-Konzern sind sie zumindest gedanklich in den Hintergrund gestellt worden. Und in dieser App-Familie ist WhatsApp definitiv das abseits stehende Stiefkind.



WhatsApp bringt kaum Geld

Anders als die Plattformen Facebook und Instagram, die jedes Quartal Milliarden Dollar an Gewinnen aus Werbeverkäufen in die Unternehmenskassen spülen, erzeugt WhatsApp kaum Einnahmen. Werbung gibt es dort nicht und die Monetarisierungsvorhaben wie Accounts für Unternehmen oder Geldüberweisungen in der App stecken immer noch in den Kinderschuhen.

Um seine sündhaft teuren Metaverse-Ambitionen zu verfolgen, braucht Zuckerberg die Einnahmen von Facebook und Instagram zur Quersubvention. Entsprechend aggressiv dürfte darauf geachtet werden, dass diese Gelddruckmaschinen nicht zum Stillstand kommen. Dass das Unternehmen hier möglicherweise Profite über das Gemeinwohl stellt, wie es die Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen formuliert, kann da nicht verwundern.

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Entbehrlich ist gut

WhatsApp erscheint da entbehrlich für Meta — was durchaus eine gute Nachricht für Fans der App in ihrem jetzigen Zustand sein könnte. Da Meta nicht krampfhaft so viele Dollars wie möglich aus der App herausziehen muss, gibt es auch keinen grossen Zwang, signifikante Änderungen an WhatsApp vorzunehmen. Im Gegenteil könnte zu viel Aufruhr bei WhatsApp das Rebranding auf Meta sogar stören.

Das ist in vollem Gange. So wurden in Beta-Versionen von WhatsApp bereits Logo und Schriftzug ausgetauscht. Statt «WhatsApp from Facebook» heisst es nun «WhatsApp from Meta». Die Skandale, die The Artist Formerly Known As Facebook in den vergangenen Jahren verkraften musste, hingen vor allem mit der Plattform Facebook und in jüngeren Jahren auch mit Instagram zusammen. Dort regierten Fake News und Hassrede oder wurde der Datenschutz ignoriert.



Noch mehr Stress will Meta nicht

WhatsApp blieb vor negativen Schlagzeilen dagegen grösstenteils verschont. Nur eine Anfang des Jahres geplante Änderung der Nutzungsbedingungen sorgte kurzzeitig für Unruhe. Doch Facebook machte hier schnell einen Rückzieher, bis heute kann man WhatsApp nutzen, ohne den Änderungen jemals zugestimmt zu haben.

Der Stress war es dem Unternehmen einfach nicht wert. Daher ist davon auszugehen, dass in naher und mittlerer Zukunft WhatsApp-Nutzer*innen unpopulären Änderungen erspart bleiben dürften. Denn dann würde nicht mehr die Marke «Facebook» beschädigt, sondern die Marke «Meta».

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