Smartphones Huaweis Erfolg in China: Patriotismus genügt nicht als Erklärung

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12.2.2019

Huawei Mate 20 Pro – technisch auf Augenhöhe mit Apple und Samsung.
Huawei Mate 20 Pro – technisch auf Augenhöhe mit Apple und Samsung.
Bild: Bluewin

In seinem Heimatland dürfte Huawei weiterhin Marktführer bleiben. Das liegt aber nicht unbedingt am Nationalstolz der Chinesen. Der ganzjährigen Weltmarktführerschaft 2019 steht wohl der Streit mit den USA im Weg.

Kürzlich legte ein Bericht der «Financial Times» nahe, die patriotische Gesinnung vieler Chinesen habe grossen Anteil am Erfolg der Huawei-Smartphones in China. Zitiert wurde eine Umfrage, laut der 33 Prozent der Teilnehmer damit liebäugelten, sich ein Mobiltelefon der Chinesen zuzulegen. Auch Anekdotisches hatte Platz, etwa Verkäufer in einem Handy-Shop, laut denen die Festnahme der Huawei Finanzchefin Meng Wanzhou sie zu einer Heldin des Vaterlands gemacht habe.

Die Chinesen sind auch wegen vermeintlicher Sicherheitsprobleme im Zusammenhang mit dem Aufbau des 5G-Netzes ins Visier diverser westlicher Länder geraten. Echte Beweise für Spionagevorwürfe, wie sie etwa von den USA erhoben wurden, gibt es bisher nicht. Huawei hat die Anschuldigungen stets zurückgewiesen.

Markführerschaft ausgebaut

Wie das Marktforschungsunternehmen IDC am Montag mitteilte, hat Huawei im Reich der Mitte im vierten Quartal seine Marktführerschaft ausbauen können: Der Absatz sei um 23,3 Prozent auf 30 Millionen Smartphones gestiegen – das habe Huawei einen Marktanteil von 29 Prozent eingebracht.

Die iPhone-Verkaufszahlen sind nach Berechnungen der Analysten dagegen um 20 Prozent gesunken. Apple habe im grössten Smartphone-Markt mit rund 11,8 Millionen verkauften Geräten Platz vier belegt und einen Marktanteil von 11,5 Prozent erreicht. Die Absatzzahlen insgesamt sind in China um 10,5 Prozent geschrumpft.

Analysten einig

Wie wichtig war denn nun Patriotismus für Huaweis Erfolg in China? Analysten sind sich einig: eher unwichtig. James Yan von Counterpoint Research sprach gegenüber theverge.com von einer untergeordneten Rolle dieses Faktors. Er verwies – nach den Kaufgründen gefragt – stattdessen auf Kamera-, Akku- und Prozessorleistung von Geräten wie dem Mate 20 Pro.

Mo Jia vom Marktforschungsunternehmen Canalys schlug im selben Bericht in dieselbe Kerbe: Der Hauptgrund für Huaweis Erfolg sei die aggressive technologische Innovation des Unternehmens – sie sei auf dem Weltmarkt auf Augenhöhe mit Apple und Samsung. Der Weltmarktführer Samsung spielt in China übrigens keine Rolle mehr. Der Halo-Effekt, also das Schliessen von einer Eigenschaft auf die gesamte Persönlichkeit, in diesem Fall das Unternehmen, habe Huawei dank der ausgereiften P- und Mate-Serie geholfen, das Image der Marke in neue Höhen zu heben, so Jia. 

Apple im Premiumsegment vorn

Kiranjeet Kaur, Analyst bei IDC, will aber trotzdem noch nicht davon sprechen, dass Huawei im Premiumbereich auf einem Level mit Apple sei. Dies liege unter anderem daran, dass rund 45 Prozent der abgesetzten Smartphones von der Untermarke Honor stammen, die für günstigere Geräte steht. Nicht zuletzt bleibe Apple mittelfristig der Margenkönig, was auch an den stetigen Preiserhöhungen liegen dürfte.

Wird sich der 2018er-Erfolg von Huawei in China wiederholen lassen? Das könnte schwierig werden, glaubt Analyst Mo Jia, denn im vergangenen Jahr sei Huawei im Wesentlichen auf Kosten der Kleinen, etwa Gionee und Meizu, gewachsen. Deren kumuluierter Marktanteil betrug 2017 noch 27 Prozent, 2018 waren es zwölf Prozent. 2019 dürfte die Kundenbasis der Top Five, Huawei, Oppo, Vivo, Xiaomi und Apple stabil bleiben.

Weltweit war Huawei 2018 im Smartphone-Geschäft im zweiten und dritten Quartal bereits die Nummer zwei vor Apple und hinter Samsung. Dabei dürfte es vorerst bleiben, denn angesichts der eingangs erwähnten Streitigkeiten mit den USA gibt es derzeit kaum Anzeichen, dass Huawei-Smartphones bald in den Vereinigten Staaten erhältlich sein werden.

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