Der Raps-Weltmarkt wird durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine schwer belastet. Australische Bauernverbände warnen nun vor einer neuen Gefahr: Influencer*innen.
Dirk Jacquemien
20.09.2022, 18:01
Dirk Jacquemien
Blühende Raps-Felder sind sehr fotogen. Ihr grelles Gelb bietet den perfekten Hintergrund für das perfekte Instagram-Foto. Doch bei der australischen Agrarindustrie sorgen solche Fotos für Angstschweiss.
Im riesigen Bundesstaat Western Australia wird knapp die Hälfte des Rapses in Down Under angebaut, rund 3 Millionen Tonnen. Dieses Jahr ist die Produktion besonders wichtig, da mit der Ukraine ein anderer grosser Raps-Produzent am Weltmarkt durch den russischen Angriffskrieg stark beeinträchtigt ist.
Fette Ernte trifft auf Influencer*innen
Und die Natur hat es dieses Jahr gut gemeint mit Australien, ergiebiger Regen verspricht eine reichhaltige Ernte im November und Dezember. Wären da nicht die Influencer*innen: Diese zertrampeln auf dem Weg zum perfekten Bild die Felder und, noch schlimmer, könnten Ungeziefer und Krankheiten einschleppen.
Jeff Russell, der für Biosicherheit verantwortliche Beamte des westaustralischen Landwirtschaftsministeriums, sagte dem TV-Sender ABC, Influencer*innen und Tourist*innen würden vielfach mit Autos an- oder sogar in die Felder fahren. Über Schlamm an den Reifen und Schuhen könnten so schädliche Samen, Sporen oder Würmer in die Rapsfelder eingetragen werden.
Der überdurchschnittliche Regen in dieser Saison habe zudem das Risiko für Krankheitsübertragung mehr als verzehnfacht, so Trevor Whittington, der Chef des westaustralischen Bauernverbandes, zu «Bloomberg».
Western Australia hat sich während der Corona-Pandemie fast vollständig abgeschottet, selbst andere Australier*innen durften nicht in den Bundesstaat einreisen. Diese Einschränkungen wurden nun nahezu komplett aufgehoben.
Mit dem bevorstehenden Sommer in der südlichen Hemisphäre wird daher ein Touristenboom erwartet. Whittington befürchtet deshalb, dass derzeit nur die «Spitze des Eisberges» zu sehen ist und die Probleme für den Raps noch viel grösser werden.