Gehirn-«Upload» ins Internet Junger Milliardär will sich töten lassen, um «ewig zu leben»

dj/pal

15.3.2018

Mit einem Gehirn-Backup in der Cloud will die Silicon Valley-Elite dem Tod entgehen. Das Problem: Wer sich jetzt für die Behandlung entscheidet, tut dies alleine in der Hoffnung auf zukünftige Forschungserkenntnisse.

Sam Altman ist mit seinen 32 Jahren bereits eine der einflussreichsten Personen im Silicon Valley. Als Präsident des Venture Capital-Fonds Y Combinator verwaltet er Milliarden-Investments in zahlreichen Start-Ups.

Nun ist es ja kein Geheimnis, dass die Silicon Valley-Elite meint, jedes Problem der Welt mit entsprechender Technologie lösen zu können. Und jetzt scheint es, als sei der nächste «Bug», den es zu beheben gibt, der Tod.

10'000 Dollar Anzahlung, Tod garantiert

Daher hat Altman als einer von 25 Menschen 10'000 Dollar bezahlt, um sich auf die Warteliste für eine Prozedur setzen lassen, mit dem das Gehirn auch nach dem Tod erhalten bleiben soll, wie «MIT Technology Review» berichtet.

Einen kleinen Haken hat das ganze allerdings. Die Prozedur kann nicht warten, bis ein Patient tot ist: Sie muss angewendet werden, während man noch am Leben ist. Die dabei eingesetzten Chemikalien sind allerdings tödlich, so dass es sich im Grunde um Euthanasie handelt. Angewendet werden sollen sie daher nur bei bereits todkranken Menschen.

Gehirn wird zu Glas

Entwickelt wurde das Verfahren zum einfrieren des Gehirns vom Start-Up Nectome, das am MIT gegründet wurde und in das Y Combinator investiert. Das dabei eingesetzte Verfahren nennt sich Vitrifizierung und dabei wird das Gehirn quasi zu Glas. Dadurch soll verhindert werden, dass Zellen bei der Kristallisation Schaden nehmen.

Ziel von Nectome ist nicht zwangsläufig, dass der Patient in ferner Zukunft wiederbelebt werden soll. Stattdessen sollen sich die Erinnerungen auslesen lassen und dann etwa Teil einer Computer-Simulation werden.

Denn durch die Vitrifizierung soll das Konnektom, alle Verbindungen im Gehirn, auch über den Tod hinaus erhalten bleiben. Es wird spekuliert, dass das Konnektom der Schlüssel zum Erhalten von Erinnerungen ist - und damit die Persönlichkeit eines Menschen darstellt.

Lassen sich Erinnerungen speichern?

Anhand eines Hasen-Gehirns hat Nectome bereits bewiesen, dass sein Verfahren das Konnektom zumindest augenscheinlich erhalten kann. Es gibt allerdings keinerlei Beweise, dass Erinnerungen tatsächlich in totem Gewebe gespeichert bleiben oder dass das vorgeschlagene Verfahren zur Erinnerungs-Auslesung theoretisch oder gar praktisch funktionieren kann.

Nectome hat sich jedoch bereits im typischen Silicon Valley-Stil einen ambitionierten Zeitplan zugelegt. Bereits 2021 sollen erste Anwendungen an Menschen möglich sein.

Sam Altman wird wohl kaum der erste Patient sein. Da sein natürliches Leben vermutlich noch einige Jahrzehnte andauern wird, dürfte sein Gehirn-Upload ebenfalls noch etwas auf sich warten lassen.

Will uns die Zukunft überhaupt haben?

Neben dem ethischen Dilemma um die für Prozedur notwenige Euthanasie stellt sich auch die Frage, warum die Zukunft uns überhaupt braucht? Gegenüber dem «MIT Technology Review» hält es der Neurowissenschaftler Michael Hendricks für hochgradig arrogant, die Zukunft mit unseren Gehirnen zu «belasten»:

«Ich hoffe, die Menschen der Zukunft sind angewidert davon, dass im 21. Jahrhundert die reichsten Menschen der Geschichte ihr Geld und ihre Ressourcen dafür verwenden, um auf dem Rücken ihrer Nachfahren für immer zu leben. Soll das ein Witz sein? Das sind doch Comic-Buch-Bösewichte.»

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