Bloatware Weniger Apps sollen Smartphones verstopfen

Henning Steier

28.1.2019

Bloatware: Nicht jede App ist auf Smartphones erwünscht.
Bloatware: Nicht jede App ist auf Smartphones erwünscht.
Symbolbild: Keystone

Vorinstallierte Apps sind für viele Smartphone-Nutzer ein Ärgernis. Nun bekommen sie Unterstützung aus Südkorea. Doch Provider und Hersteller dürften die neuen Einschränkungen kritisch sehen.

Ob langweilige Games oder nutzlose Virenscanner: Auf vielen Smartphones mit Googles Betriebssystem Android sind Apps ab Werk installiert, die sich nicht deinstallieren lassen. Man kann sie höchstens deaktivieren. Versierte Nutzer, und das sind die wenigsten, verschaffen sich Root-Zugang zum Gerät und werfen die Anwendungen hinunter. Doch das ist nur erfahrenden Anwendern zu empfehlen – unter anderem weil man auch Applikationen löschen könnte, ohne die das Gerät nicht funktioniert. 

Dieses Risiko geht man auch ein, wenn man mit einem Windows-, Linux-Rechner oder einem Mac über die für Entwickler gedachte Android Debug Bridge (ADB) auf das Android-Gerät zugreift. So lassen sich Befehle, wie das Löschen der Apps ausführen. Konkret nutzt man die Uninstall-Funktion des Packet Managers von Android. Löschen kann man die Programme zwar so nicht, aber effektiv abschalten. 

Südkorea will nun den Kampf gegen sogenannte Bloatware verschärfen. Die vorinstallierten Apps verschlingen nicht nur im Hintergrund Ressourcen und verlangsamen das Gerät. Mitunter bergen solche Anwendungen auch Sicherheitsrisiken. Es gab beispielsweise Fälle, in denen sich Apps ungefragt Zugriff auf Mikrofon und Kamera verschafften.

Unfairer Wettbewerb

In Südkorea gibt es nun also eine neue Richtlinie: Provider müssen es Nutzern ermöglichen, alle vorinstallierten Apps zu deinstallieren. Vier Ausnahmen enthält die Vorschrift des Technologieministeriums MSIP: App Stores, Kundenservice-Apps und Anwendungen, die etwas mit der WLAN- oder NFC-Verbindung zu tun haben. Wie das Ministerium mitteilte, soll die Richtlinie unfairen Wettbewerb unter Providern und unangenehme Folgen für Konsumenten verhindern.  

Als Beispiel wird ein von SK Telecom angebotenes Samsung Galaxy S4 genannt, auf dem ab Werk 80 Apps zu finden waren. 25 wurden vom Provider, 39 von Samsung und 16 von Google aufs Gerät gebracht. Künftig soll sich immerhin die Hälfte der Applikationen löschen lassen. Randnotiz: Oftmals wird Bloatware selten verwendet, dafür aber umso öfter schlecht in Google Play bewertet. Und noch eine Randnotiz: Das Bloatware-Problem ist auch PC-Nutzern gut bekannt. 

Wichtiges Zubrot

Teil der Wahrheit ist aber auch, dass Provider und Hersteller sich mit Bloatware ein Zubrot verdienen, denn die Margen sind sowohl bei der Hardware als auch bei den Abonnements seit Jahren stark unter Druck. Insofern ist dem Vorstoss des südkoreanischen Ministeriums grosse Bedeutung beizumessen, schliesslich sitzt dort mit Samsung der grösste Handyhersteller der Welt. Ob andere Länder nachziehen werden, ist bisher nicht durchgesickert. 

Dafür hat die Deutsche Telekom bereits gehandelt. Seit dem Frühling 2018 bietet sie Smartphones von Herstellern wie Huawei, Sony, Samsung, LG und HTC ohne modifizierte Firmware an. Auch die zuvor installierten Telekom-Apps sind nicht mehr auf den Geräten zu finden. 

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