Zensur mit weiteren Folgen Kasachstan schaltet Internet ab und zieht Bitcoin-Minern den Stecker

Von Dirk Jacquemien

6.1.2022

In ganz Kasachstan protestieren wütende Bürger*innen gegen die hohen Energiepreise und das Regime, das daraufhin das ganze Land vom Netz genommen hat: Davon betroffen sind auch viele Betreiber von Bitcoin-Farmen.
In ganz Kasachstan protestieren wütende Bürger*innen gegen die hohen Energiepreise und das Regime, das daraufhin das ganze Land vom Netz genommen hat: Davon betroffen sind auch viele Betreiber von Bitcoin-Farmen.
Getty Images

Um die Massenproteste im Land einzudämmen, hat die kasachische Regierung das Internet abgeschaltet. Die Zensurmassnahme hat auch Auswirkungen auf den Bitcoin.

Von Dirk Jacquemien

6.1.2022

Seit Sonntag wird Kasachstan von Massendemonstrationen erschüttert. Unmittelbarer Anlass war die Erhöhung der Energiepreise, aber inzwischen richten sich die Proteste erkennbar allgemein gegen das Regime von Präsident Qassym-Schomart Toqajew und seines weiterhin im Hintergrund agierenden Vorgängers Nursultan Nasarbajew. Es soll Dutzende Tote sowohl unter Sicherheitskräften als auch unter Demonstrant*innen gegeben haben. 

Inzwischen hat die Regierung auch den Internetzugang und das Mobilfunknetz abschalten lassen. Dies ist eine beliebte Taktik in autoritären Staaten, um die Koordination von Protesten zu erschweren. Im vergangenen Jahr unterbanden unter anderem Belarus und der Sudan den Netzzugang.



Kurz Netz für Präsidentenansprache

Die Zensur in Kasachstan begann am Mittwochmorgen Ortszeit, wie Daten der Beobachtungsorganisation Netblocks zeigen. Gegen Abend kehrte das Internet kurzzeitig zurück, als Toqajew eine Fernsehansprache hielt. Danach pendelte sich der Internetverkehr in dem Land aber wieder gegen Null ein.

Die Internetsperrung hat auch erhebliche Auswirkungen auf den Bitcoin. China war im vergangenen Jahr hart gegen Kryptowährungen vorgegangen und verbot unter anderem das rechen- und energieintensive Mining, also das Schürfen neuer Bitcoins, in seinen Grenzen. Viele diese Miner zogen daher mit ihrer Hardware ins benachbarte Kasachstan um. Dort waren die Stromkosten ähnlich niedrig und lästige Regulierungen ebenfalls inexistent.



Kasachische Miner müssen wieder umziehen

Die politische Krise hat die Miner nun auf dem falschen Fuss erwischt, sie wurden von einem auf den anderen Tag arbeitsunfähig. Bisher wurden laut «The Block» knapp 18 Prozent aller neuen Bitcoins in Kasachstan erschaffen, nur in den USA gibt es noch mehr Miner.

Die kasachischen Miner dürften sich bald wieder ein neues Land suchen müssen, in dem sie ihre Server-Farms hochziehen, auch wenn der Internetzugang in Kasachstan zeitnah wieder verfügbar sein sollte. Da steigende Energiepreise die Unruhen auslösten, dürfte das verschwenderische Mining zukünftig auf wenig Gegenliebe stossen.

Der Bitcoin selbst verlor in den vergangenen Tagen rund 15 Prozent seines Wertes, wobei unklar ist, ob hier ein Zusammenhang besteht. Erwartungen über die Leitzinsentwicklung in westlichen Staaten könnte dabei eine grössere Rolle gespielt haben.