Erneuerbare Energie Kommen die Bitcoins bald aus dem Vulkan?

Von Dirk Jacquemien

12.6.2021

Vulkane können auch Bitcoins ausspeien
Vulkane können auch Bitcoins ausspeien
Getty Images

Ist ein Plan El Salvadors, das Bitcoin-Mining mit Strom aus Vulkanenergie zu betreiben, die Lösung für die Umweltproblematik Bitcoins?

Von Dirk Jacquemien

12.6.2021

Der El Salvadorische Präsident Naybib Bukele sorgte letzte Woche für Aufregung. Nein, er liess nicht erneut das Militär ins Parlament einmarschieren sondern verkündete auf einer Bitcoin-Konferenz in Miami, die Kryptowährung zum gesetzlichen Zahlungsmittel zu machen. Das entsprechende Gesetz wurde dann in Rekordzeit verabschiedet.

Im Land selbst ist der Schritt umstritten. Kritiker*innen vermuteten, Bukele wollen damit von Korruptionsvorwürfen ablenken oder gar eine Möglichkeit aufbauen, sein eigenes Vermögen vor allfälligen US-Sanktionen zu schützen. Die Regierung liess schnell verlautbaren, dass natürlich weiterhin der US-Dollar im Alltag gebraucht werden dürfte.

Die staatliche Unterstützung kam für Bitcoin aber zu einer günstigen Zeit. Denn in den letzten Monaten ging es eher bergab mit dem Kurs der Währung, nachdem sich der einstige Cheerleader Elon Musk von Bitcoin abgewendet hatte. Der von Musk zitierte Anlass: Die Umweltschädlichkeit von Bitcoin. Denn das Schürfen oder Mining von neuen Bitcoin verschwendet eine ungeheure Menge Energie. Bukele will hier eine Lösung gefunden haben: Die Vulkane seines Landes.



Extra Brunnen für Bitcoin

Der Präsident wies das staatliche Energieunternehmen LaGeo an, eine Bitcoin-Mining-Farm an den Standorten der geothermischen Kraftwerke zu errichten. Auf Twitter zeigte er so gleich ein Video eines frisch gebohrten geothermischen Brunnens, der 95 Megawatt erzeugen können soll.

Immer wieder gibt es Bitcoin-Projekte, die sich damit brüsten, von erneuerbaren Energie angetrieben zu werden. Das Problem mit diesem Argument ist natürlich, dass Stromnetze heutzutage tief integriert sind. Erneuerbare Energie, die für das Schürfen von Bitcoin verbraucht wird, kann nicht für andere, «sinnvollere» Zwecke eingesetzt werden.

Geothermische Energie hat hohes Potenzial

Bei geothermischer Energie ist das oft anders. Deren grösstes Potenzial gibt es in Gegenden mit vulkanischer Aktivität, die allerdings oft spärlich besiedelt sind und wenig Abnehmer haben, die den erzeugten Strom verbrauchen könnten. El Salvador ist aber noch nicht mal das beste Beispiel, denn das Land hat eine höhere Bevölkerungsdichte als die nicht sehr vulkanische Schweiz.

Das grösste Potenzial liegt eher bei vulkanische Inselstaaten wie beispielsweise Island. Mit einer kleinen Bevölkerung, die das Strompotenzial gar nicht alleine ausnutzen kann und der Unmöglichkeit des Stromexport bietet das Land die idealen Bedingungen für das umweltfreundliche Schürfen von Bitcoin.

Auch in Island wird der Strom knapp

Und natürlich wird das schon längst gemacht. Bis vor vier Jahren war das winzige Land sogar für knapp 8 Prozent der weltweiten Bitcoin-Schürfung verantwortlich. Doch selbst hier, unter idealen Bedingungen, wird der Strom für Bitcoin langsam knapp. Denn andere Industrien, etwa die Aluminum-Produktion, haben sich ebenfalls in Island angesiedelt.

Der Chef der isländischen Elektrizitätsbehörde sagte zu «Bloomberg» im April, dass es wohl spätestens 2022 keinen überschüssigen Strom mehr für Bitcoin gegen könnte. Neue Kraftwerke extra für Bitcoin zu bauen, will man zumindest in Island nicht. Die extremen Kurschwankungen machen dies zu einem unberechenbaren Unterfangen. El Salvador ist da anscheinend risikofreudiger.