Krypto-Verbrecher Die Mafia setzt auf Bitcoin

dpa

18.8.2021 - 13:42

Die Polizei ist der Krypto-Mafia auf der Spur.
Die Polizei ist der Krypto-Mafia auf der Spur.
Keystone

In Italien hat die Mafia in manchen Landesteilen überall die Finger im Spiel. Um weltweite Drogen-Deals und krumme Geschäfte zu verschleiern, nutzen die Mafiosi digitales Geld.

18.8.2021 - 13:42

Digitalwährungen werden zunehmend auch für das organisierte Verbrechen zu einem Thema. So nutzt die Mafia in Italien immer wieder Kryptowährungen für ihre illegalen Geschäfte.

«Alle kriminellen Organisationen, auch solche vom Typ Mafia, haben ein Interesse daran, diese Instrumente für ihre Geschäfte zu nutzen», sagt ein Leiter der italienischen Anti-Mafia-Polizei Dia im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die Dia ermittelt in Italien gegen das organisierte Verbrechen. Der Kommissar will zu seinem Schutz nicht namentlich genannt werden.

Mafiosi gehen mit der Zeit

Die bekannteste Kryptowährung ist der Bitcoin. Sie ist rein digital, also kein Geld, das sich in die Hand nehmen lässt. Hinter dem Digital-Geld stehen meist kryptische Codes aus Zahlen und Buchstaben. Sie werden in der Regel dezentral und direkt zwischen den Nutzern gehandelt, also nicht über ein Finanzinstitut und abseits staatlicher Regulierung. Um sicherzustellen, dass Bitcoins nicht mehrfach kopiert werden, basieren sie auf einer komplexen Datenbanktechnik, der Blockchain.

Die Mafia sei wegen dieser technologischen Entwicklung in die Finanzwelt eingetreten, erklärt der Dia-Kommissar in seinem mit Urkunden dekorierten Büro am Stadtrand Roms. Transaktionen mit Kryptowährungen seien schnell und böten Sicherheit sowie eine Art Anonymität – Vorteile, die natürlich auch für illegale Geschäfte nützlich sind. Es sei deshalb nicht einfach, diejenigen ausfindig zu machen, die hinter dem Handel stünden. Zahlen zu Umsätzen, Polizei-Einsätzen oder Schäden durch die illegalen Geschäfte, verrät die Polizei nicht – Ermittlungstaktik.



Für den Zahlungsverkehr mit Kartellen

Mafia-Organisationen wie die kalabrische 'Ndrangheta nutzen Kryptowährungen zum Beispiel für den Handel mit lateinamerikanischen Kartellen, wie im jüngsten Bericht über das erste Halbjahr 2020 der Dia an das Parlament zu lesen ist. Die 'Ndrangheta ist vor allem im Kokain-Geschäft tätig und wickelt durch das digitale Geld den Zahlungsverkehr mit kolumbianischen Kartellen ab.

In dem Bericht heisst es ausserdem: «Die Mafia scheint auch dem Cybercrime und den Möglichkeiten der Welt des Dark Webs, die schwer kontrollierbar sind, Aufmerksamkeit zu schenken, um gewaltige Ströme an wirtschaftlichen Ressourcen in den Kontext totaler Illegalität einzuspeisen». Im Klartext heisst das: Die Mafia bewegt enorme Geldsummen in den verborgenen Ecken des Internets, dem sogenannten Dark Web. Dort wird vor allem mit digitalen Währungen bezahlt. Die Mafia kann so Geld waschen oder Rechnungen unbemerkt begleichen.

Erste Fahndungserfolge

Trotz Anonymität und weltweiter Vernetzung gibt es dennoch Fahndungserfolge. Ende April dieses Jahres nahm die italienische Polizei landesweit mehr als zwei Dutzend mutmassliche Mitglieder der nigerianischen Mafia Black Axe im Zusammenhang mit illegaler Einwanderung und Drogenhandel fest. Sie sollen mit Bitcoin gefälschte Kreditkarten im Internet gekauft und damit wiederum andere Güter erstanden haben.

Im August 2019 klickten in der toskanischen Stadt Lucca bei vier Ukrainern die Handschellen. Sie gehörten den Fahndern zufolge zu einer Organisation, die über das Dark Web in den Niederlanden und Deutschland alle Arten von Drogen von Kokain über LSD bis Marihuana kauften und mit Bitcoin bezahlten.

Die Polizei verstärkte laut des Dia-Halbjahresberichts in den vergangenen Jahren ihre Einheiten, die im Internet ermitteln. An den Fahndungen beteiligt sind zum Beispiel auch die Finanzpolizei und die Carabinieri. Bei den Ermittlungen kommt es auch darauf an, alles juristisch genau zu konfiszieren, um die Unveränderbarkeit der Daten zu schützen, wie ein Carabinieri-General der Zeitung «La Repubblica» im Juni erklärte. Nur so sind sie später vor Gericht als Beweis verwendbar.


dpa