Kino sagt KI-Film ab KI schreibt Drehbuch – Kino schmeisst Film raus

dpa / nre

21.6.2024 - 09:09

Peter Luisi, Schweizer Filmemacher fragt sich: "Können wir ein von KI geschriebenes Drehbuch nehmen und daraus den bestmöglichen Film machen?"
Peter Luisi, Schweizer Filmemacher fragt sich: "Können wir ein von KI geschriebenes Drehbuch nehmen und daraus den bestmöglichen Film machen?"
Urs Flueeler/KEYSTONE/dpa

Ein Film über einen Filmemacher, der merkt, dass Künstliche Intelligenz besser ist als er – damit will ein Schweizer Drehbuchautor eine Debatte anstossen. Die Kontroverse kommt schneller als gedacht.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Schweizer Filmemacher Peter Luisi wollte mit «The Last Screenwriter» eine Debatte über KI im Filmgeschäft anstossen, doch das Kino in London sagte die Premiere wegen negativer Kommentare ab.
  • Im Film entdeckt ein Drehbuchautor, dass eine KI bessere Drehbücher schreibt als er, was die Nutzung von KI in der Branche thematisiert.
  • Luisi plant, den Film kostenlos online zugänglich zu machen, nachdem die Premiere abgesagt wurde.

Kann KI ein Drehbuch schreiben? Der Schweizer Filmemacher Peter Luisi hat es versucht und daraus ein Filmprojekt mit echten Schauspieler*innen gemacht. Er wollte damit die Debatte über die Nutzung von KI im Filmgeschäft anstossen, ist aber schon vor einer an diesem Wochenende geplanten Vorführung aus dem ausgewählten Kino in London geflogen. Das Prince Charles Cinema in Soho bekam kalte Füsse, weil es auf die Ankündigung auf dem Kurznachrichtenportal X negative Kommentare gab. «Schade», sagte Luisi der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. «Ich finde, wenn man sich solchen Kommentaren beugt, ist das nicht der richtige Weg. Aber ich respektiere das.»

Worum es in dem Film geht

Im Film «The Last Screenwriter» geht es um Drehbuchautor Jack, der mit Erschrecken feststellt, dass KI bessere Drehbücher schreibt als er selbst. «Hallo Jack, ich bin Deine neue Drehbuchassistentin», sagt eine nette Frauenstimme in dem Film zu Jack, die ihm dann die Arbeit abnimmt. Sie unterhält sich scheinbar mit dem Autor. Die KI merken Zuschauer*innen eigentlich nicht, denn es wurde mit echten Schauspieler*innen gedreht, an echten Drehorten. Luisi wollte mit dem Film eine Debatte über das Thema lostreten. «Ich bin selbst Drehbuchautor und sehe die Problematik», sagte er. «Die Augen verschliessen und so tun, als wäre KI nicht da, geht nicht. Den Status quo gibt es nicht mehr, wir müssen uns damit abfinden. Lasst uns darüber reden.» Wo KI im Filmgeschäft hinführe, wisse er auch nicht. Er sei persönlich eher altmodisch und möge das klassische Erzählen. 

Warum das Kino einen Rückzieher gemacht hat 

Das Kino schrieb auf X, in den Kommentaren auf die Ankündigung des Films hätten viele grosse Bedenken über den Einsatz von KI statt eines Drehbuchautors geäussert. Deshalb habe das Kino beschlossen, den Film nicht zu zeigen. «Unsere Entscheidung beruht auf unserer Leidenschaft für Filme und darauf, dass wir denjenigen zuhören, die unterstützen, was wir tun.» Luisi sagt, die Kommentator*innen hätten nicht gewusst, dass es ein Nonprofit-Film sei, der eine Debatte anstossen sollte.

Der Einsatz von KI im Filmgeschäft war schon bei dem monatelangen Streik in Hollywood im vergangenen Jahr ein Thema. Die Vereinbarung, die den Streik beendete, bietet erstmals Schutz vor dem regellosen Einsatz von KI. So erreichten Schauspieler und Schauspielerinnen, dass sie einer digitalen Nachahmung via KI ausdrücklich zustimmen müssen. 

Wo der Film zu sehen sein wird

Luisi will den Film nun nur für Mitarbeiter*innen und Gäste in einem anderen Kino in London zeigen. Er wurde auf Englisch gedreht. «Das KI-Drehbuch ist erstaunlich gut», sagt er. Nach der Absage der Premiere sei «die Festival- und Kinokarriere des Films gestorben», wie er sagt. Er wolle den Film auf der dazugehörigen Webseite in Kürze gratis zur Verfügung stellen. Er müsse damit kein Geld verdienen. Luisi hatte gerade mit der Komödie «Bon Schuur Ticino» über die Auseinandersetzung der Schweizer mit ihrer Sprachenvielfalt in der Schweiz grossen Erfolg. Er habe dadurch Fördermittel bekommen, die zur Produktion des Screenwriter-Films ausgereicht hätten.