Mittagessen mit Folgen Lieferdienst-Leak entblösst russische Spione

Dirk Jacquemien

5.4.2022

Yandex Eta bringt nicht nur Blumen, sondern entblösst auch Geheimdienstmitarbeiter*innen.
Yandex Eta bringt nicht nur Blumen, sondern entblösst auch Geheimdienstmitarbeiter*innen.
Getty Images

Hungrigen russischen Geheimdienstmitarbeitenden wurde nun ein Leak beim grössten Lieferdienst des Landes zum Verhängnis.

Dirk Jacquemien

5.4.2022

Auch Spione werden mal hungrig und bestellen ihr Mittagessen bei einem Lieferdienst. Dieses völlig normale Verhalten wurde nun allerdings einigen russischen Geheimdienstmitarbeiter*innen zum Verhängnis.

Denn bei Yandex Eda, der russischen Entsprechung von Just Eat oder Uber Eats, gab es ein grosses Datenleck. Das Unternehmen schiebt die Verantwortung dafür auf einen «unehrlichen Mitarbeiter». Jedenfalls wurden dadurch die Daten von 58'000 Nutzer*innen publik, inklusive einzelner Bestellungen mit Telefonnummer und Lieferadresse.

Lieferungen ins Sperrgebiet

Die Investigativplattform «Bellingcat» glich nun die bekannten Standorte russischer Geheimdienste wie dem FSB und der GRU mit den Yandex Eda-Bestellungen ab. Und dabei gab es in der Tat dutzende Treffer mit den Identitäten von mutmasslichen Agenten, die einfach nur ihr Mittagessen bestellen wollten.

An den häufig hinterlegten Lieferanweisungen lässt sich erkennen, dass die Bestellungen wohl wirklich für Geheimdienstler gedacht werden. Die Lieferant*innen werden dort etwa angewiesen, anzurufen, wenn sie sich dem Ort nähern, da es sich um ein Sperrgebiet handelt.

Nawalny-Vergifter und mutmassliche Putin-Tochter

Das Leak half «Bellingcat» zudem noch bei einer weiteren Untersuchung. 2020 hatte die Plattform zahlreiche an der Vergiftung des Oppositionsführers Alexei Nawalny beteiligte FSB-Agenten identifiziert. Bei einer Person war bisher allerdings nur die Telefonnummer bekannt. Durch Abgleich der Yandex-Daten konnte nun auch hier eine Identität festgestellt werden.

Die meisten Nutzer*innen von Yandex Eda sind aber natürlich keine Agenten, sondern normale Russ*innen, die zu Hause nur lecker essen wollen. Etwa die 19-jährige Luiza Rozova, die sich ihre Bestellungen zu einem knapp 2 Millionen teuren Nobel-Apartment liefern lässt. Letztes Jahr berichtete die «Moscow Times», Rozova sei eine uneheliche Tochter von Wladimir Putin.