Kältetod oder Winterschlaf Mars-Helikopter Ingenuity kämpft um sein Leben

Von Dirk Jacquemien

10.5.2022

Ingenuity auf dem Mars.
Ingenuity auf dem Mars.
Nasa

Für das erste extraterrestrische Flugobjekt wird es kritisch. Der Winter auf dem Mars droht dem Mini-Helikopter Ingenuity den Garaus zu machen.

Von Dirk Jacquemien

Ursprünglich war nur eine Einsatzdauer von 30 Tagen geplant. Doch schon seit über einem Jahr fliegt der 1,8 Kilogramm schwere Mini-Helikopter Ingenuity über den Mars. Dabei begleitet er den Rover Perseverance auf seinen Abenteuern und liefert spektakuläre Luftbilder. 6,9 Kilometer weit ist er bislang geflogen.

Nun jedoch droht dem ersten extraterrestrischen Fluggerät ein eiskaltes Ende. Letzte Woche verlor Ingenuity erstmals den Kontakt mit Perseverance, über den alle Kommunikation mit der Erde läuft. Laut der US-Weltraumbehörde Nasa hatte sich die Batterie entleert, wodurch sich auch die interne Uhr des Helikopters zurücksetzte und damit Ingenuity seine Kommunikationsfenster mit Perseverance verpasste.

Sandstürme stören Stromproduktion

Nach einem Tag Funkstille konnte glücklicherweise wieder Kontakt hergestellt werden. Doch in den nächsten Wochen werden sich die Wetterbedingungen auf dem Mars weiter verschlechtern. Zum einem gibt es verstärkt Sandstürme. Dadurch wird Sand auf den Solarzellen des Helikopters abgelegt, die dann weniger Strom erzeugen können. Zum anderen naht der Winter. Während diesem müssen die Komponenten stärker gewärmt werden, was den Strombedarf in die Höhe treibt.

Dieser Doppelschlag muss aber nicht zwangsläufig Ingenuitys Ende bedeuten. Die Nasa hat noch etwas Hoffnung, den Mini-Helikopter über den Winter zu retten. Dafür soll jetzt so viel Batterie gespart werden wie möglich. So wird die Heizung erst bei internen Temperaturen von –40 Grad Celsius, statt wie bisher bei -15 Grad Celsius, eingeschaltet. Dadurch erhöht sich aber natürlich das Risiko, dass Ingenuity durch die Eiseskälte permanent beschädigt wird.

Die Kombination aus Sand und Kälte hat schon so manchen Mars-Robotern den Garaus gemacht. Die 2004 gelandeten Rover Spirit und Opportunity fielen ihnen beispielsweise zum Opfer. Aber auch sie waren viel länger aktiv als ursprünglich geplant.