Schwere Vorwürfe Opera soll Wucherkredite vergeben

dj

21.1.2020

Opera bietet offenbar ausbeuterische Kredite in Entwicklungsländern an.
Opera bietet offenbar ausbeuterische Kredite in Entwicklungsländern an.
Getty Images

Opera ist vor allem für den gleichnamigen Browser bekannt. Doch das Unternehmen soll derzeit vorwiegend mit zwielichtigen Geschäften sein Geld verdienen.

Bereits seit knapp 25 Jahren gibt es den Opera Browser, der sich immer als die unabhängige Alternative zu den jeweils dominierenden Browsern Netscape Navigator, Internet Explorer, Firefox oder Chrome verstand. Die Nutzerzahlen sind allerdings stagnierend bis rückläufig, derzeit hat Opera einen weltweiten Marktanteil von knapp 2 Prozent.

Die Firma hinter Opera wurde 2016 an ein chinesisches Konsortium verkauft, 2018 erfolgte der Börsengang. Glaubt man einem Bericht von Hindenburg Research, ist Operas Kerngeschäft inzwischen gar nicht mehr der Betrieb eines Browsers, sondern die Vergabe von Mikrokrediten in Entwicklungsländern mit Wucherzinsen.

Short Seller greift Opera an

Hindenburg Research ist ein Leerverkäufer oder Short Seller. Die Firma wettet auf fallende Kurse eines Aktienwertes und versucht dann, genau dieses durch die Veröffentlichung negativer Informationen zu erreichen. Die konkreten Vorwürfe beziehen sich auf vier Android-Apps von Opera, die in Kenia, Nigeria und Indien verfügbar waren und Mikrokredite für Summen von bis zu knapp 150 Franken anboten. 

Hier gibt es allerdings ein Problem. Die Bestimmungen des Google Play Stores verbieten Apps, die Kredite mit einer Laufzeit von weniger als 60 Tagen anbieten. Die Apps von Opera mit den Namen CashBean, OKash, OPay und OPesa gaben ihren Beschreibungen im App Store auch an, Kredit mit Laufzeiten von 91 bis 365 Tagen zu verteilen. In Wirklichkeit hätten die meisten Opera-Kredite allerdings eine Laufzeit von um die 15 Tage.

Die Zinssätze seien ebenfalls nicht wie angepriesen. In den App-Beschreibungen war von einer Höhe von 12 bis 33 Prozent die Rede. In Wahrheit habe der Zinssatz allerdings 365 bis 438 Prozent betragen, bei Zahlungsverzug von nur einem Tag sogar bis zu 876 Prozent, so Hindenburg Research. Über all diese Details seien die Nutzer getäuscht worden. Erst nach Abschluss wurden ihnen die wahren Bestimmungen des Kreditvertrages bekannt.



Anrufe bei Kontakte von Kreditnehmen

Das soll auch noch nicht das Ende des zwielichtigen Verhaltens gewesen sein. Geriet ein Nutzer in Verzug — was bei diesen Bedingungen naturgemäss sehr häufig vorkam — hätten Opera-Mitarbeiter bei Kontakten des Kreditnehmern angerufen, um so Druck auf diesen zu erzeugen. Die Apps hatten offenbar die Kontaktliste eines Nutzers an das Unternehmen weitergeleitet.

Das gesamte Opera-Geschäftsmodell stehe am Rande des Zusammenbruchs, falls Google seine Play-Store-Bestimmungen durchsetze und die Apps lösche, so Hindenburg Research. Ausserdem hätten Führungskräfte von Opera in den letzten Monaten wiederholt Investorengeld zu ihrem eigenen Vorteil abgezogen.

Opera weist Vorwürfe zurück

Opera hat die Vorwürfe im Abstrakten zurückgewiesen, ohne auf konkrete Punkte einzugehen. Der Bericht von Hindenburg Research enthalte «zahlreiche Fehler, nicht bewiesene Aussagen und irreführende Schlussfolgerungen und Interpretationen» über das Geschäft des Unternehmens. Man werde weiterhin die höchsten Standards bei Corporate Governance einhalten.

Der Aktienkurs von Opera brach nach Bekanntgabe des Berichts tatsächlich um knapp 20 Prozent an. Offenbar als Reaktion darauf hat Opera bereits ein Aktienrückkauf-Programm angekündigt, das im Februar beginnen soll.

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