Lange Wartezeiten wegen UpdatesPass auf, dass du beim Verladen nicht plötzlich ein Chaos auslöst
Martin Abgottspon
5.2.2025
Staus bei den Verlade-Stationen entstehen im Moment eher beim Verlassen des Autozugs.
Keystone
Statt entspannter Reise durch die Schweizer Alpen sorgen moderne Autos derzeit immer wieder für unfreiwillige Pausen beim Verladen. Grund dafür sind Software-Updates.
Moderne Autos sind längst keine simplen Transportmittel mehr. Sie gleichen rollenden Computern mit Hightech-Funktionen: Navigationssysteme, Sicherheitsanalysen und Entertainment-Features sind Standard. Doch diese Technologien verlangen auch regelmässige Software-Updates. Und hier liegt das Problem: Viele Autofahrer nutzen vermeintliche Pausen, etwa auf Autozügen oder Fähren, um ihre Systeme zu aktualisieren. Doch was, wenn das Update beim Erreichen des Zielbahnhofs nicht abgeschlossen ist?
«Die Fahrzeuge blockieren dann den Entladevorgang und müssen im schlimmsten Fall abgeschleppt werden», erklärt Colin Cuvit, Sprecher der BLS, die den Autoverlad zwischen Kandersteg und Goppenstein betreibt gegenüber dem Tages-Anzeiger. In vielen Fällen reicht die Zeit beim Verladen einfach nicht aus, um das ganze Update zu installieren.
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Anzeigetafeln sollen sensibilisieren
Rund 14 Minuten dauert die Fahrt durch den Lötschberg-Tunnel. Dennoch entscheiden sich besonders Vielfahrer und Pendler immer wieder für den Versuch, während der Durchfahrt ein Update zu starten. Das Ergebnis: Stau am Zielbahnhof und genervte Mitreisende.
Um diesem Problem vorzubeugen, warnen mittlerweile verschiedene Anzeigetafeln an Bahnhöfen und Fährhäfen: «Auf Autozug keine Fahrzeug-Updates starten.» Trotzdem kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. Ähnliches berichtet auch Yvonne Dünser von der Rhätischen Bahn, die die Strecke zwischen Klosters und Sagliains durch den Vereina-Tunnel betreibt. Noch setze man hier auf mündliche Hinweise, doch bei zunehmenden Störungen sei eine stärkere Sensibilisierung der Kunden denkbar.
Das Phänomen betrifft nicht nur die Autozüge. Auch auf der beliebten Fährverbindung zwischen Horgen und Meilen auf dem Zürichsee kennt man die Problematik. «Es ist schon vorgekommen, dass Autos mehrmals den See überquert haben, weil sie nicht mehr von der Fähre fahren konnten», berichtet die Betreibergesellschaft. Aus diesem Grund lautet die unmissverständliche Botschaft auf den Anzeigetafeln: «Auf der Fähre bitte keine Updates am Auto machen, die Überfahrt reicht nicht!!!»
Wer trägt die Verantwortung?
Thomas Rücker, Direktor des Schweizer Automobilverbands Auto-Schweiz, sieht Handlungsbedarf. «Wir arbeiten mit verschiedenen Organisationen zusammen, um speziell Fahranfänger im Umgang mit der neuen Technologie zu schulen», so Rücker. Allerdings müssten auch langjährige Fahrer stärker sensibilisiert werden. Denn nur wenige nehmen sich die Zeit, die Betriebsanleitung ihres Fahrzeugs gründlich zu lesen.
Die Lösung könnte also auch darin bestehen, dass Automobilhersteller ihre Kunden beim Kauf stärker auf die Risiken und Besonderheiten von Software-Updates aufmerksam machen. Rücker betont: «Die Verantwortung liegt letztlich bei den Fahrern. Ein Update sollte nur dann durchgeführt werden, wenn das Auto sicher und für längere Zeit abgestellt ist.»