Eine App nach Kremls Gnaden Putin-Tochter lanciert TikTok-Klon

Dirk Jacquemien

1.12.2021

Yappy ist TikTok nachempfunden.
Yappy ist TikTok nachempfunden.
Bild: Gazprom-Media

Mit einem Klon der chinesischen Hit-App TikTok wollen Gazprom und eine Tochter von Wladimir Putin den Social-Media-Markt aufmischen.

Dirk Jacquemien

Gazprom-Media – eine Tochterfirma des gleichnamigen russischen staatlichen Gas-Konzerns – hat in Zusammenarbeit mit der Innopraktika-Stiftung eine an TikTok angelehnte App entwickelt, meldet die «Moscow Times». Die Innopraktika-Stiftung der Lomonossow-Universität Moskau wird von Katerina Tichonowa, einer Tochter von Dauer-Präsident Wladimir Putin, geleitet.

Yappy nennt sich der TikTok-Klon, der offenbar von höchster staatlicher Stelle vorangetrieben wird. Wie beim Vorbild können Nutzer*innen hier kurze Videoclips im Hochformat erstellen. Die App ist im russischen iOS App Store und Google Play Store erhältlich, ausserhalb Russlands ist Yappy derzeit nicht nutzbar.

Viele Kopien ausländischer Social-Media-Dienste

Ausländische Social-Media-Dienste stellen ein Problem für das Putin-Regime dar, da sie sich nicht so einfach zensurieren lassen. Dagegen führt der Staat eine zweigleisige Strategie. Zum einen werden Parallelstrukturen aufgebaut, zum anderen müssen ausländische Firmen Repressalien gewärtigen.

So gibt es mit Yandex eine Suchmaschine im Stil von Google, mit VK (früher VKontakte) einen Social Media-Dienst im Stil von Facebook und mit Rutube einen YouTube-Klon. Letzterer wurde ebenfalls von Gazprom-Media entwickelt. Ausserhalb Russlands und der russischen Diaspora haben diese Dienste quasi keine Nutzer*innen.



Tech-Gründer gehen ins Exil

Ein international erfolgreicher Social-Media-Dienst aus Russland ist dagegen Telegram. Doch der Gründer von Telegram, Pawel Durow, ist inzwischen mit seinem Team nach Dubai ins selbstgewählte Exil ausgewandert. Sein Heimatland sei «nicht kompatibel mit dem Internet-Geschäft», so Durow. Er war auch Mitbegründer von VKontakte, bevor er seine Anteile unter Zwang an einen Putin-nahen Oligarchen verkaufen musste.

Die russische Regierung hat die Repressalien gegen ausländische Social-Media-Firmen  in jüngster Zeit intensiviert. So hagelte es Geldbussen gegen Google, Facebook und TikTok, weil sie «verbotene Inhalte» nicht oder nicht schnell genug löschten. Zu diesen «verbotenen Inhalten» zählten auch etwa Aufrufe zu Demonstrationen gegen die Inhaftierung von Oppositionsführer Alexei Nawalny.