KryptowährungenRussischer Angriff lässt Bitcoin abstürzen
Von Dirk Jacquemien
24.2.2022
Der russische Angriff auf die Ukraine lässt auch die Krypto-Märkte abstürzen. Der zeitweise als «digitales Gold» betitelte Bitcoin gab um knapp zehn Prozent nach. Wofür ist Bitcoin also wirklich noch gut?
Von Dirk Jacquemien
24.02.2022, 11:36
24.02.2022, 11:55
Dirk Jacquemien
Der russische Angriff auf die Ukraine sorgt auch für Unruhe an den Finanzmärkten. Nach der Börse in Moskau gibt es den stärksten Einbruch allerdings bei Kryptowährungen. Der Bitcoin hat zeitweise bis zu zehn Prozent nachgegeben und steht derzeit bei rund 35'000 Dollar. Seine Verluste sind damit deutlich grösser als jene der klassischen, westlichen Aktienindexe.
Die auch von den Fürsprechern der Währung immer wieder formulierte Hoffnung, Bitcoin könnte als krisensichere Anlage, als eine Art «digitales Gold», dienen, erfüllt sich damit erneut nicht. Auch dass Bitcoin vor Inflation schützen könne, wurde durch die Erfahrung der letzten Monate nicht bestätigt. Obwohl in den USA und der Eurozone die Inflation so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr ist, verlor Bitcoin seit seinem Hoch im Sommer 2021 fast die Hälfte des Wertes. Das echte Gold konnte dagegen ein neues Jahreshoch verzeichnen.
Auch die zweitgrösste Kryptowährung Ethereum musste schwere Verluste verzeichnen. Deren Gründer Vitalik Buterin ist gebürtiger Russe. Auf Twitter bekundete er allerdings seine Solidarität mit der Ukraine und nannte den Angriff ein «Verbrechen». Ethereum sei neutral, er jedoch nicht, fügte Buterin hinzu.
Kryptowährungen und Bitcoin im Speziellen werden durch die aktuellen Ereignisse vor allem wieder ihrem Ruf als reine Spekulationsobjekte gerecht. Bitcoins Kursbewegungen wiesen in jüngster Zeit eine starke Korrelation zu makroökonomischen Entwicklungen auf. Wenn durch gute Nachrichten die Risikobereitschaft zunahm, stieg in der Regel auch der Bitcoin und vice versa.
Wofür ist Bitcoin überhaupt noch gut?
Damit stellt sich auch die Frage nach dem wirklichen Nutzen von Bitcoin, gerade im Verhältnis zu der enormen Umweltbelastung. Ein «Bloomberg»-Kolumnist fragte jüngst halb ernst gemeint, ob Bitcoin nicht wenigstens besser für die Geldwäsche werden sollte. Der Fall des New Yorker Ehepaares, das es nicht schaffte, mehr als einen winzigen Bruchteil von 4,5 Milliarden Dollar in gestohlenen Bitcoin zu verwerten, steht exemplarisch dafür.
Denn auch ein weiteres immer wieder vorgebrachtes Argument für Bitcoin, eine Art zensursicheres Geld zu sein, kann die Währung nicht bestätigen. Da sich jede Transaktion auf der öffentlichen Blockchain nachvollziehen lässt, ist Bitcoin kaum eine Alternative, um sich in repressiven Regimes der staatlichen Kontrolle zu entziehen. Die Leichtigkeit, mit der China vergangenes Jahr ein Verbot von Bitcoin umsetzte, bewies dies.