Zensur-Massnahmen Russland leitet das Internet in besetzten ukrainischen Gebieten um

Von Dirk Jacquemien

4.5.2022

Cherson ist seit den ersten Wochen des Krieges von Russland besetzt: Ukrainische Einwohner demonstrieren gegen die russischen Besatzer.
Cherson ist seit den ersten Wochen des Krieges von Russland besetzt: Ukrainische Einwohner demonstrieren gegen die russischen Besatzer.
Keystone

In den besetzten Gebieten der Ukraine wird der Internet-Verkehr über Russland geleitet. Das erleichtert den Invasoren die Überwachung und Zensur.

Von Dirk Jacquemien

In der von russischen Truppen besetzten Region um die südukrainische Hafenstadt Cherson wird der Internet-Verkehr nun über Server in Russland geleitet. Wie die Organisation «Netblocks» berichtet, fiel der Internet-Zugang am Wochenende zunächst komplett aus. Als die Verbindung in Cherson wieder funktionierte, wurden die Daten über russische statt ukrainische Server geleitet.

Dieser Schritt erleichtert Russland die Überwachung und Zensur des Internets. In Russland selbst wurden nach der Invasion zahlreiche westliche Social-Media-Plattformen wie Instagram oder Twitter gesperrt, ebenso unzählige Websites von unabhängigen Medien.

Kontrolle über Informationen angestrebt

Die Umleitung des Internet-Verkehrs ist ein weiteres Anzeichen für eine bevorstehende Einverleibung der besetzten ukrainischen Gebiete durch Russland. Die Kontrolle über den Fluss von Informationen gilt dabei als besonders wichtig, um Widerstand zu erschweren.

Gerade in Bezug auf Cherson gibt es immer wieder Berichte, dass die Besatzungsmacht beabsichtige, ein Referendum zu inszenieren, das eine «Volksrepublik» nach Vorbild der beiden ostukrainischen Regionen Donezk und Luhansk etablieren würde. Der Rubel ist in Cherson bereits als gesetzliches Zahlungsmittel vorgeschrieben worden.