29 Millionen $ erbeutet 3ve: So wurden die Werbe-Betrüger  geschlagen

dj

29.11.2018

Hier war die 3ve-Malware aktiv. Die geografische Konzentration ist offensichtlich.
Hier war die 3ve-Malware aktiv. Die geografische Konzentration ist offensichtlich.
Google/White Ops

Mit einem riesigen Botnetz wurden Werbetreibende um Millionen betrogen. Google legt nun in einem Bericht da, wie 3ve erkannt und zerschlagen wurden.

Am Dienstag verkündete der US-Bundesanwalt für die Östlichen Gerichtsbezirk von New York die Anklage von acht Männer, die mittels zweier gigantischen Betrugsnetzwerke Millionen erbeuteten. Drei der Angeklagten wurden gefasst, die anderen sind auf der Flucht.

Eines diese Netzwerk nannte sich 3ve (ausgesprochen wie der englische Name Eve). In einem Bericht haben Google und die Sicherheitsfirma White Ops nun aufgezeigt, wie die Masche funktioniert und wie 3ve schliesslich besiegt werden konnte. Bei der Untersuchung waren allerdings noch viel mehr Parteien beteiligt. Neben Strafverfolgungsbehörden wie dem FBI waren dies diverse andere grosse Tech- und IT-Sicherheitsfirmen wie Amazon, Facebook, Microsoft, Symantec oder Malwarebytes.

Websites wurden nachgemacht

3ve trat seit 2016 in Erscheinung. Es war wohl der Nachfolger des von 2014 bis 2016 bestehenden Botnetzes Methbot und wurde teilweise von denselben Personen betrieben, weshalb sich die erwähnte Anklage auf beide Netzwerke bezieht.

3eve durchlief im Laufe seiner Existenz mehrere Variationen. In seiner ersten Version lief 3ve auf von den Betrügern angemieteten Servern — unschuldige Nutzer waren also hier nicht involviert. Die 3ve-Bots besuchten dann millionenfach Websites, die ebenfalls von den 3ve-Betreiber kreiert wurden. Auf diesen klickten sie dann auf eine Werbeanzeige. Den Werbetreibenden wurde dabei aber suggeriert, dass der Klick von menschlichen Nutzern auf legitimen, hochwertigen Websites erzeugt wurde — etwa von bekannten Zeitungen — und sie bezahlten entsprechend für ihre Werbung.

So sah eine von den 3ve-Betreibern erstellte Website aus, ein Werbebanner mit rudimentärem Text drunter. Die 3ve-Bots klickten auf den Werbebanner — doch der Werbetreibende dachte, ein menschlicher Nutzer besucht ihn gerade von einer legitimen Website und zahlte.
So sah eine von den 3ve-Betreibern erstellte Website aus, ein Werbebanner mit rudimentärem Text drunter. Die 3ve-Bots klickten auf den Werbebanner — doch der Werbetreibende dachte, ein menschlicher Nutzer besucht ihn gerade von einer legitimen Website und zahlte.
Google/White Ops

Das sind zwar meistens nur Rappen-Bruchstücke pro Klick, aber bei Millionen Klicks pro Tag summiert sich das natürlich schnell. Um ihren Spuren weiter zu verwischen, legten die 3ve-Betreiber über 60’000 Konten bei Werbenetzwerken an, auf denen ihre Einahmen verbucht wurden.

Unschuldige Nutzer missbraucht

Die zweite 3ve-Variante war die erfolgreichste. Hier wurden 1,7 Millionen Computer von realen Nutzern mit Malware infiziert, mit den Namen «Boaxxe/Miuref» und «Kovter». Diesen wurden zu einem Botnetz kombiniert, mit dem die 3ve-Betreiber, wie oben erklärt, automatisch Werbe-Klicks erzeugten. Der betroffene PC-Besitzer bekam davon nichts mit.

Die Betreiber haben zudem penibel darauf geachtet, nur PC in Nordamerika und Westeuropa zu infizieren. Grund war, dass hier glaubhafter ist, dass die Klicks wirklich von den hochwertigen Seiten stammen, die die 3ve-Betreiber nachbauten.

Koordinierter Zugriff

Nachdem die Funktionsweise von 3ve erkannt wurde, wurde ein Plan zur Zerschlagung des Botnetzes entwickelt. Am 22. Oktober wurden in einer vom FBI koordinierten Aktion 31 Web-Domains und 81 Server beschlagnahmt, die zur Steuerung von 3ve genutzt wurden. Zudem wurden Schweizer Bankkonten der Beschuldigten eingefroren.

Diese Grafik zeigt Werbeanfragen von 3eve am 22. Oktober. An diesem Tag fand das Betrugsnetzwerk ein jähes Ende.
Diese Grafik zeigt Werbeanfragen von 3eve am 22. Oktober. An diesem Tag fand das Betrugsnetzwerk ein jähes Ende.
Google/White Ops

Innerhalb von 18 Stunden wurde jegliche Aktivität von 3ve ausgelöscht. Nach Schätzungen des FBI hatten die Betreiber insgesamt 29 Millionen Dollar erbeutet.

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