CO2-Schleuder Einen Film streamen braucht so viel CO2 wie 25 km Autofahren

30.10.2019

Das Streamen von Videos ist sehr beliebt – doch fürs Klima ist das keine gute Nachricht.
Das Streamen von Videos ist sehr beliebt – doch fürs Klima ist das keine gute Nachricht.
Bild: DPA/Robert Günther

Für einen Filmabend daheim auf dem Sofa braucht es nur ein paar Klicks, und schon laufen die Filme auf dem heimischen Bildschirm. Doch der Komfort des Streamings geht zu Lasten der Umwelt.

Eine halbe Stunde Streaming verursacht laut Berechnungen des französischen Think Tanks The Shift Project Emissionen, die 1,6 Kilogramm Kohlendioxid entsprechen – etwa so viel wie bei einer Autofahrt von 6,28 Kilometern. Geht man von einer Filmlänge von zwei Stunden aus, entspricht ein Filmabend daheim also einer Autofahrt von rund 25 Kilometern.

Streaming hat laut der Studie im letzten Jahr gleich viel CO2 ausgestossen wie Spanien. Diese Menge werde sich in den nächsten sechs Jahren sogar noch verdoppeln, schätzt The Shift Project.

Pornographie auf Platz zwei

Denn die Streamingbranche wächst. Immer mehr Menschen haben Zugang zum Internet. Und neue Streamingdienste kommen hinzu: Am 1. November startet Apple TV+, kurz darauf Disney+ und im Mai HBO Max. Netflix, einer der grössten Anbieter, expandiert weltweit. Die Einnahmen durch Streaming-Abos stiegen nach Angaben des Unternehmens zwischen 2017 und 2018 um 53 Prozent.

34 Prozent des globalen Datenverkehrs entstehen durch das Streamen von Videos bei Anbietern wie Netflix und Amazon Prime. An zweiter Stelle kommt Online-Pornografie.

Wachsender Energieverbrauch

«Digitale Videos kommen in sehr grossen Dateien, und die werden mit jeder neuen Generation von Videos mit höherer Auflösung immer noch grösser», sagt Gary Cook von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Auch die Bildschirme werden ständig grösser, die Auflösung und die Dateigrössen dementsprechend auch. Das bedeute einen wachsenden Energieverbrauch, sagt Cook.

Bildschirme mit 4K-Auflösung brauchen laut der Umweltschutzorganisation Natural Resources Defense Council etwa 30 Prozent mehr Strom als solche mit HD-Qualität. Vergangenes Jahr kamen die ersten 8K-Monitore auf den Markt. Einen grossen Teil der Energie fürs Streaming verschlingen die Server, auf denen die Video-Dateien liegen.

Zehn Tipps, wie Sie die Umwelt schonen können

Um schnelles Streaming ohne Stocken zu garantieren, «werden die Anlagen auf allen Ebenen überdimensioniert», sagt Laurent Lefevre vom französischen Forschungsinstitut Inria. «Die Folge ist eine Verschwendung von Ressourcen auf allen Ebenen.»

Die Anbieter bemühen sich in erster Linie um technische Lösungen, um die Umweltbelastung zu reduzieren – wie etwa eine klimafreundlichere Kühlung der Rechenzentren oder Codierungen, die die Datenmengen verringern. Experten bezweifeln jedoch, dass sich der ökologische Fussabdruck des Streamings dadurch begrenzen lässt. «Denn technologische Verbesserungen schaffen neue Nutzungsmöglichkeiten», sagt Maxime Efoui-Hess von The Shift Project.

Autoplay-Funktion abschalten

Die Konsumenten müssten Druck auf die Anbieter ausüben, ihre Rechenzentren mit erneuerbaren Energien zu betreiben, fordert Gary Cook von Greenpeace. Forscher Lefevre appelliert an jeden Einzelnen, sein Nutzungsverhalten zu ändern: Am schädlichsten sei es, Filme auf dem Smartphone über eine mobile Datenverbindung zu streamen. Sparsamer ist es demnach, Videos in niedrigerer Auflösung im Wlan anzusehen. Auch die Autoplay-Funktion abzuschalten hilft, weil dadurch Mediendateien nicht mehr automatisch abgespielt werden.

Klimabewussten Streamingsfans hilft der «Carbonalyser», eine Browsererweiterung, die The Shift Project entwickelt hat. Der zeigt an, wie viel CO2-Emissionen die Internetnutzung verursacht und rechnet aus, wie vielen Autokilometern sie entspricht.

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