Baby als FreibriefTech-Betrügerin Holmes will sich um Haftantritt winden
Von Dirk Jacquemien
1.3.2023
Elizabeth Holmes wurde zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Doch die Tech-Betrügerin tut alles, um den Haftantritt zu verzögern.
Von Dirk Jacquemien
01.03.2023, 18:06
02.03.2023, 05:07
Dirk Jacquemien
Der Absturz von Elizabeth Holmes vom Silicon-Valley-Wunderkind zur verurteilten Betrügerin wurde zum Stoff für Hollywood. Ihre Geschichte als Gründerin eines Bio-Tech-Unternehmens, das aus einem Kartenhaus aus Lügen aufgebaut war, wurde dementsprechend in einer Fernsehserie verfilmt.
Theranos, so der Name von Holmes’ Start-up, versprach, dass sein kleines tragbares Labor namens «Edison» in der Lage sei, mit winzigen Mengen an Blut zahlreiche Tests auf Krankheiten durchzuführen. «Edison» hat allerdings nie funktioniert, Holmes hat der Öffentlichkeit und Investor*innen jedoch was anderes erzählt.
Wegen millionenschweren Betruges wurde Holmes deshalb im November zu elf Jahren Haft verurteilt. Bei Verkündung des Strafmasses war Holmes sichtbar schwanger, der Termin für den Haftantritt wurde deshalb erstmal aufgeschoben, auf April dieses Jahres. Doch nun will Holmes dies noch weiter hinauszögern.
Ihre Anwält*innen haben beantragt, den Haftantritt auszusetzen, bis alle von Holmes angestrebten Berufungsverfahren ihren Weg durch die Instanzen geschafft haben. Im Antrag legen die Anwält*innen auch dar, dass Holmes jüngst ihr zweites Kind zur Welt gebracht hat, und bringen das als Argument vor, warum sie derzeit noch nicht inhaftiert werden solle.
Denn durch ihre Kinder sei sie stark an ihr Umfeld gebunden und stelle kein Fluchtrisiko dar. Die Staatsanwaltschaft sieht das anders und trug vor, dass Holmes ein One-Way-Flugticket nach Mexiko gebucht habe, das erst storniert wurde, nachdem die Behörden davon Wind bekommen haben.
Das US-Rechtssystem ist nicht dafür bekannt, besonders gnädig zu sein, auch nicht gegenüber frisch gebackenen Müttern. Holmes allerdings hat wohl bessere Anwält*innen als die durchschnittliche Angeklagte und konnte die Taktik bereits einmal erfolgreich anwenden. Der Start ihres Prozesses wurde verschoben, weil sie zu diesem Zeitpunkt mit ihrem ersten Kind schwanger war. Um den neuerlichen Antrag will das Gericht in San José, Kalifornien, am 17. März entscheiden.