Dating-App Tinder will Identität der Nutzer per Ausweis überprüfen

Von Dirk Jacquemien

17.8.2021

Zeigt man bei Tinder bald den Ausweis vor?
Zeigt man bei Tinder bald den Ausweis vor?
Getty Images

Die Dating-Plattform Tinder will weltweit ein Feature einführen, mit dem Nutzer*innen ihre Identität durch Vorlage eines Ausweises nachweisen können.

Von Dirk Jacquemien

Nutzer*innen der Dating-App Tinder können sich schon bald durch Vorlage der Identitätskarte oder des Reisepasses gegenüber der Plattform verifizieren. Auf dem eigenen Profil soll dann angezeigt werden, dass die wahre Identität des/der Nutzer*in überprüft worden sei. In den «kommenden Quartalen» soll das Feature weltweit eingeführt werden, vermeldet Tinder.

Mit der Verifizierung soll etwa Catfishing unterbunden werden und Sexualstraftätern das Leben schwerer gemacht werden. In den USA werden die Daten auch noch mit Sexualstraftäterregistern abgeglichen — das passiert bereits jetzt bei zahlenden Kund*innen, die ihre Kreditkartendaten eingeben.

Zunächst freiwillig

Wie die Verifizierung genau ablaufen wird und ob sie etwas kosten wird, hat Tinder noch nicht verraten. Man wolle für jedes Land den örtlichen Gegebenheiten entsprechend angepasst vorgehen. In Japan gibt es die Verifikation bereits seit 2019, dort ist sie gesetzlich vorgeschrieben.

Die Verifizierung werde «freiwillig beginnen», heisst es, was zumindest die Möglichkeit offen lässt, dass die Verifikation zu einem späteren Zeitpunkt verpflichtend wird. Allerdings dürfte im Zeitalter von Datenlecks links und rechts die Vorstellung, Ausweisdaten mit einer Dating-Plattform zu teilen, nicht nur auf Gegenliebe stossen.

Druck zur Verifizierung

Vor allem in Ländern, in denen die sexuelle Selbstbestimmung nicht vollständig respektiert wird, dürfte das Feature viele Nutzer*innen abschrecken. Tinder selbst will diese Problematik bereits erkannt haben und verspricht sensible Lösungen.

Anderseits könnte jedoch auch ein unterschwelliger Druck zu Verifizierung entstehen, wenn man auf Tinder «erfolgreich» sein möchte. Denn manche Nutzer*innen dürften sich schon allein aus nachvollziehbaren Gründen des Eigenschutzes weigern, sich mit Personen zu treffen, die nicht die Verifikation durchlaufen haben.

Foto-Verifikation gibt es schon

Bereits jetzt bieten Tinder und zahlreiche andere Dating-Apps eine so genannte Foto-Verifikation an. Hierbei wird in der Regel aber nur geprüft, ob das Gesicht des/der Nutzer*in zu den hochgeladenen Fotos passt. Ob man sich mit falschem Namen und Identität angemeldet hat, erkennt dieses System nicht.

Eine wirklich Identitätsüberprüfung bieten einige andere soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook oder Instagram an. Deren Verifizierungen sind aber üblicherweise prominenten Nutzer*innen vorbehalten und nicht wie bei Tinder für die breite Masse gedacht.