Von wegen StrahlungenDas ist der wahre Grund, warum du im Flugzeug den Flugmodus aktivieren sollst
Martin Abgottspon
6.10.2025
Der Flugmodus eignet sich auch unabhängig von Flügen, um das Handy offline zu schalten.
Bild:Apple
Bis heute wird man vor dem Abflug gebeten, den Flugmodus zu aktivieren. Doch wozu? Sicherheitsgründe sind nur ein Vorwand. Der wahre Grund ist ein Nervfaktor.
Jede Sicherheitsanweisung im Flugzeug beginnt mit der gleichen Aufforderung: Smartphones und Laptops müssen in den Flugmodus geschaltet werden. Doch was, wenn diese Regelung längst überholt ist und Flugzeuge durch Handys gar nie abstürzen konnten? Die überraschende Wahrheit hinter der Vorschrift hat weniger mit technischer Sicherheit zu tun, sondern vielmehr mit einem unerwarteten Phänomen am Boden und in der Kabine.
Der Mythos vom Absturz
Jahrzehntelang wurde die Aktivierung des Flugmodus als essenziell für die Flugsicherheit kommuniziert. Das Bild vom abstürzenden Flugzeug, verursacht durch störende Frequenzen eines Handys, ist tief in unserem kollektiven Bewusstsein verankert. Doch dieses Szenario ist nicht nur unwahrscheinlich, es ist praktisch ausgeschlossen.
Seit 2022 erlaubt die Europäische Union Airlines, die Handynutzung an Bord zuzulassen, solange die Kommunikationsfrequenzen des Flugzeugs nicht beeinträchtigt werden. Schon seit 2008 sind bestimmte Frequenzen für die mobile Kommunikation in der Luft reserviert, um Störungen zu verhindern. Eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2012 untermauerte bereits, dass es nie einen belegbaren Fall gab, in dem ein Handy eine ernsthafte Störung verursacht hat. Die Begründung für den Flugmodus scheint also woanders zu liegen.
Funklöcher am Boden und Zoff in der Luft
Eine der weniger bekannten Begründungen für das Verbot der Handynutzung betrifft das Mobilfunknetz am Boden. Die amerikanische Kommunikationsbehörde FCC begründete das Verbot einst damit, dass eine grosse Anzahl von Passagieren die Funktürme am Boden überlasten und das Netz stören könnte. Diese Erklärung ist aber ebenso zweifelhaft, da die Türme für eine deutlich höhere Last ausgelegt sind, als ein einzelnes Flugzeug verursachen kann.
Ein weitaus plausiblerer und realistischerer Grund ist das sogenannte «Air-Rage». Dieser Begriff beschreibt das Phänomen wütender Passagiere, die sich durch rücksichtsloses Verhalten anderer Fluggäste gestört fühlen. Telefoniert eine Vielzahl von Menschen in der Kabine, führt das nicht nur zu einer störenden Lärmkulisse, sondern auch zu Konflikten und Aggressionen.
Obwohl die Fälle von «Air-Rage» in jüngster Zeit wieder abnahmen, stellen sie immer noch ein grosses Problem für Fluggesellschaften und deren Personal dar. Airlines spekulieren daher, dass das Verbot der mobilen Nutzung das Risiko von Konflikten an Bord reduziert. Aus diesem Grund bieten viele Fluggesellschaften exklusiv WLAN an, um Passagiere zu unterhalten, während sie die Nutzung des mobilen Netzes unterbinden.
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Letztendlich wird dein Smartphone den Flieger nicht zum Absturz bringen. Die alte Regelung hat sich zu einer Massnahme des Passagier-Managements gewandelt. Mit den neuen EU-Regularien könnte sich die Situation bald ändern. Während viele Airlines die Nutzung von WLAN fördern, bleibt die Nutzung des mobilen Netzes ein heikles Thema.
Und so bleibt der Flugmodus ein Relikt aus einer Zeit, in der das Flugzeug als funkfreie Zone galt – ein Schalter, der nicht primär der Sicherheit, sondern dem sozialen Frieden über den Wolken dient.
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