Reaktion auf Lügen Twitter sperrt Trump vorerst – nun droht ihm das endgültige Aus

dpa

7.1.2021 - 08:24

So weit sind Facebook und Twitter im Umgang mit Trump bisher nicht gegangen: Nach den beispiellosen Szenen am und im US-Kapitol greifen die Internet-Plattformen hart durch – und müssen sich dennoch Kritik von Experten anhören.

Twitter und Facebook schieben dem scheidenden US-Präsidenten Donald Trump vorübergehend einen Riegel vor. In einem beispiellosen Schritt gab Facebook am Mittwoch bekannt, dass Trump für 24 Stunden keine Posts mehr absetzen könne. Grund der Sperrung seien zwei Verstösse gegen Richtlinien des Online-Netzwerks.

Zuvor hatten Anhänger Trumps das Kapitol erstürmt, nachdem dieser bei einer Kundgebung zu einem Protestmarsch auf das Parlamentsgebäude angestachelt hatte. Trump hatte darauf ein kurzes Video veröffentlicht, das Twitter zunächst mit einem Warnhinweis versah und für Retweets und andere Interaktionen sperrte. Später hat der Kurznachrichtendienst den Post ganz entfernt.

Nach der Eskalation blockierte Twitter Trumps Account für zwölf Stunden und drohte ihm mit einer dauerhaften Sperrung. Er hatte in einer Reihe von Tweets nach den chaotischen Szenen seine haltlosen Vorwürfe von Wahlbetrug bekräftigt und Verständnis für die wütende Menge geäussert.

Trump droht nun endgültige Sperrung

Der Account des Präsidenten entfernte diese Postings und ein Video nach Angaben von Twitter – ansonsten hätte eine Verlängerung der Blockade gedroht. Sollte Trump künftig weiter gegen die Richtlinien gegen die Verbreitung von Fehlinformationen verstossen, werde sein Account dauerhaft gesperrt, erklärte der Kurznachrichtendienst.

Während der Erstürmung aufs Kapitol rief Trump seine Aufhänger in einer Videobotschaft dazu auf, nach Hause zu gehen und wiederholte die Wahllügen.
Während der Erstürmung aufs Kapitol rief Trump seine Aufhänger in einer Videobotschaft dazu auf, nach Hause zu gehen und wiederholte die Wahllügen.
Twitter

In der entfernten Video-Botschaft sagte Trump: «Ich kenne euren Schmerz. Ich weiss, dass ihr euch verletzt fühlt. Aber ihr müsst jetzt nach Hause gehen.» Er sagte: «Wir können diesen Leuten nicht in die Hände spielen. Wir brauchen Frieden. Also geht heim. Wir lieben euch. Ihr seid etwas ganz Besonderes.» Später schrieb er: «Das sind Dinge und Ereignisse, die passieren, wenn ein ehrwürdiger Erdrutschsieg bei einer Wahl ohne viel Federlesen und auf so bösartige Weise grossen Patrioten entrissen wird, die so lange schlecht und unfair behandelt worden sind.» Er schrieb: «Geht in Liebe und Frieden nach Hause. Erinnert euch für immer an diesen Tag.»

Kritik an lascher Haltung von Social-Media-Konzernen

Während einige Beobachter das Durchgreifen der Internet-Plattformen begrüssten, warfen manche Experten den Unternehmen vor, im Umgang mit Trump und dessen Unterstützern jahrelang nur herumgedruckst zu haben. Die ganze Zeit hätten sie gefährliche Falschinformationen unters Volk bringen und zu Gewalt anstiften können, die zur jüngsten Eskalation beigetragen habe.

Jennifer Grygiel, Kommunikationswissenschaftlerin und Expertin für soziale Medien an der Syracuse University, sah die Ereignisse am Kapitol als direkte Folge von Trumps Nutzung von Online-Plattformen für die Verbreitung von Propaganda und Falschinformationen. Diese Tech-Firmen sollten eine gewisse Verantwortung für ihre eigene Untätigkeit tragen, sagte Grygiel. Deren Entscheidung, Trumps Video zu entfernen, sei zu wenig und komme zu spät. Die sozialen Medien seien darin verwickelt, weil Trump wiederholt soziale Medien genutzt habe, um Gewalt zu schüren.

Zurück zur Startseite

dpa