Auch mit Android und WindowsChina hackt Smartphones, um damit die Uiguren zu unterdrücken
dpa/dj
2.9.2019
Eine kürzlich entdeckte Sicherheitslücke wurde von China offenbar gezielt zur Überwachung von Minderheiten eingesetzt. Ausserdem waren neben dem iPhone auch Android und Windows betroffen.
Die von Google entdeckten Spionageangriffe gegen das iPhone haben sich laut Medienberichten gegen die Volksgruppe der Uiguren in China gerichtet. Die Websites, über die die Geräte infiziert wurden, seien auf die muslimische Minderheit ausgerichtet gewesen, schrieben das Technologieblog «TechCrunch» und das Magazin «Forbes» am Wochenende unter Berufung auf informierte Personen.
Über mehrere Schwachstellen im iPhone, die Apple Anfang Februar mit einem Software-Update geschlossen hatte, konnten unter anderem Fotos, Chats aus Diensten wie WhatsApp und iMessage oder der Aufenthaltsort ausgespäht werden. Der Angriff war auch grossflächiger als zunächst angenommen. Denn «Forbes» zufolge wurden neben dem iPhone auch Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android sowie Windows-PCs ins Visier genommen.
Google sprach nur von Angriffen gegen iPhone
Google-Experten hatten Apple auf die Lücken hingewiesen und veröffentlichten vergangene Woche technische Details dazu. Dabei machte Google keine Angaben dazu, auf wen die Ausspäh-Attacken zielten. Es hiess nur, sie seien mindestens zwei Jahre lang auf iPhone-Nutzer in «bestimmten Communities» ausgerichtet gewesen.
Google erwähnte auch keine Angriffe auf Geräte mit Android oder Windows. «Forbes» berichtete aber nun, dass auch diese Betriebssysteme angegriffen wurden. Aus dem Bericht ging allerdings nicht hervor, wie diese Attacken funktionierten oder wie erfolgreich wie waren. Zwangsläufig müsste hier eine andere Angriffsmethode als beim iPhone zum Einsatz gekommen sein. Laut Microsoft wurde man von Google im Gegensatz zu Apple aber nicht über allfällige Sicherheitslücken informiert.
Eine Million Uiguren inhaftiert
Mit den Uiguren als Ziel kämen vor allem chinesische Behörden als Urheber der Schadsoftware in Frage. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch geht davon aus, dass eine Million Menschen in der Provinz Xinjiang in Umerziehungslagern sind, die meisten von ihnen Uiguren. Sie sind ethnisch mit den Türken verwandt und fühlen sich von den herrschenden Han-Chinesen unterdrückt.
Nach ihrer Machtübernahme 1949 in Peking hatten die Kommunisten das frühere Ostturkestan China einverleibt. Die Regierung in Peking wirft uigurischen Gruppen Separatismus und Terrorismus vor.
«Dank sei der Partei» - Wie China Muslime umerziehen will
Seit 2016 stecken chinesische Behörden in der vorwiegend muslimischen Region Xinjiang Hundertausende zur «Umerziehung» in Internierungslager. Von offizieller Seite gibt es kaum Aussagen zu den Vorkommnissen dort. Auch Omir Bekali wurde Opfer dieser Massnahmen.
Bild: AP Photo/Ng Han Guan
Omar Bekali wurde in China geboren und zog im Jahr 2006 nach Kasachstan, wo er drei Jahre später die Staatsbürgerschaft erhielt. Im vergangenen März besuchte er seine Eltern in Xinjiang. Einen Tag nach seiner Ankunft wurde er verhaftet.
Bild: AP Photo/Ng Han Guan
Seine Hand- und Fussgelenke wurden an einem Stuhl gefesselt, er wurde verhört, nach seiner Arbeit befragt. «Ich habe keine Verbrechen begangen!», rief er. Es half ihm nicht.
Bild: AP Photo/Ng Han Guan
Eigentlich wollte Bekali nicht mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit gehen - mit Rücksicht auf seine Schwester und seine Mutter, die in China leben. Aber am 10. März nahm die Polizei seine Schwester fest. Eine Woche später war seine Mutter dran.
Bild: AP Photo/Ng Han Guan
Anfang April sagte sein Vater ihm, er solle gut auf sich aufpassen. Es klang wie ein Abschied. Da entschloss sich Bekali, seine Geschichte doch zu erzählen. «Die Dinge haben sich so entwickelt», sagt er. «Ich habe nichts mehr zu verlieren.»
Bild: AP Photo/Ng Han Guan
Ideologische Veränderungen seien nötig, um gegen Seperatismus und islamischen Extremismus vorgehen, heisst es von offizieller Seite. Dabei wird auf die radikalen Uiguren verwiesen, die in den vergangenen Jahren Hunderte Menschen in China getötet haben.
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