Stromfressende Rechenzentren Stillgelegter US-Reaktor geht wieder ans Netz – für Microsoft

dpa/toko

22.9.2024 - 00:00

Der Reaktor im Kraftwerk Three Mile Island war 2019 stillgelegt worden. 
Der Reaktor im Kraftwerk Three Mile Island war 2019 stillgelegt worden. 
dpa  (Archivbild)

Microsoft ist ein KI-Vorreiter, doch die Technologie braucht enorm viel Strom. Um seine Klimaziele nicht zu gefährden, setzt der Software-Konzern auf Atomkraft – aus einer Anlage mit Vorgeschichte.

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  • Im US-Bundesstaat Pennsylvania soll das stillgelegte Atomkraftwerk Three Mile Island wieder in Betrieb genommen.
  • Microsoft hatte zugesagt, die produzierte Energie 20 Jahre lang abzunehmen.
  • Der rasant steigende Einsatz Künstlicher Intelligenz erfordern enorme Mengen Strom.
  • Microsoft steht unter Druck, seine selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen – auch deshalb fällt die Wahl auf Atomstrom.

Ein Reaktor im stillgelegten US-Atomkraftwerk Three Mile Island wird wieder hochgefahren, um Strom für Rechenzentren von Microsoft zu liefern. Der Software-Riese sagte zu, die produzierte Energie 20 Jahre lang abzunehmen, wie die Betreiberfirma Constellation Energy mitteilte. Es wäre das erste Mal, dass ein stillgelegtes Atomkraftwerk in den USA wieder ans Netz geht.

Microsoft ist aktuell ein Vorreiter beim Einsatz Künstlicher Intelligenz. Der Windows- und Office-Konzern verbündete sich mit dem ChatGPT-Erfinder OpenAI und integriert die Technologie hinter dem Chatbot in praktisch alle seine Produkte. KI bringt aber einen hohen Energiebedarf in Rechenzentren mit sich. Das kollidiert mit den Klimazielen der Tech-Unternehmen.

Microsoft hat grosse Klimaschutz-Versprechen

Die Firmen versuchten bisher, auf erneuerbare Energien umzusteigen und ansonsten ihren Ausstoss des klimaschädlichen CO2 etwa durch Baumpflanzungen auszubalancieren. Microsoft kündigte Anfang 2020 an, bis zum Jahr 2030 seine CO2-Emissionen mehr als auszugleichen. Bis 2050, so versprach es Microsoft, solle auf diese Weise sogar der gesamte Kohlendioxid-Ausstoss des Unternehmens seit der Firmengründung ausgeglichen werden.

Doch der inzwischen eingetretene KI-Boom liess den Energiebedarf der Tech-Riesen steigen. Experten der Bank Goldman Sachs verwiesen in einer Analyse auf Schätzungen, wonach eine Anfrage bei ChatGPT sechs bis zehn Mal mehr Energie verbrauchen könne als eine klassische Google-Suche.

Microsoft-Manager Bobby Hollis verwies in einem Gespräch mit dem Finanzdienst Bloomberg auch darauf, dass die Energieproduktion von Windrädern und Solaranlagen schwanken könne, während sie bei Atomkraftwerken gleich bleibe – und einen Kunden brauche, der den Strom abnehmen könne. «Wir laufen rund um die Uhr, sie laufen rund um die Uhr», sagte Hollis.

Diese Aufnahme aus 2011 zeigt den in Betrieb befindlichen Reaktor. Er wurde 2019 stillgelegt. Am daneben befindlichen Reaktor kam es 1979 zum bislang schwersten Vorfall in der kommerziellen Nutzung von Atomenergie in den USA.
Diese Aufnahme aus 2011 zeigt den in Betrieb befindlichen Reaktor. Er wurde 2019 stillgelegt. Am daneben befindlichen Reaktor kam es 1979 zum bislang schwersten Vorfall in der kommerziellen Nutzung von Atomenergie in den USA.
AP Photo/Bradley C Bower/Keystone

Reaktor könnte 2027 wieder laufen

Constellation-Chef Joe Dominquez sagte Bloomberg, die Anlage könne 2027 wieder laufen, wenn bis dahin die Einspeisung ins Stromnetz geklärt werde. Der Konzern hatte den Reaktor 2019 mit der Begründung stillgelegt, dass dessen Betrieb unwirtschaftlich geworden sei.

Im anderen Reaktor von Three Mile Island war es 1979 zu einem Unfall mit einer teilweisen Kernschmelze gekommen. Die Strahlung der radioaktiven Wolke wurde noch mehrere hundert Kilometer vom Unglücksort entfernt gemessen, mehr als 200'000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Der Zwischenfall gilt bis heute als der folgenschwerste in der kommerziellen Nutzung von Atomenergie in den USA.