Weder Apple noch GoogleWeder Apple noch Google: Gibt es Alternativen zu iOS und Android?
dj
31.7.2018
Ihr Entschluss steht fest: Sie wollen sich Apple und Google verweigern und damit bei Ihrem Handy sowohl auf iOS als auch Android verzichten. Diese Alternativen gibt es bei Smartphone-Betriebssystemen.
Wie wenig Wahl Verbraucher bei den mobilen Betriebssystemen haben, zeigte jüngst eine von der EU verhängte Busse gegen Google. Knapp fünf Millionen Franken soll Google an die EU zahlen, weil es seine marktbeherrschende Stellung missbraucht habe.
Unter anderem wird Google vorgeworfen, Android-Hersteller zur Installation diverser Google-Apps zu zwingen, wenn sie bestimmte essentielle Bestandteile von Android, wie den Play Store, verwenden wollen. Google streitet selbstredend jegliches Fehlverhalten ab.
In der Tat ist aber die Auswahl der Verbraucher begrenzt. Auf dem Markt für Smartphone-Betriebssysteme gibt es inzwischen ein Quasi-Duopol von iOS und Android. Waren vor einigen Jahren noch Alternativen wie BlackBerry OS oder Windows Mobile zumindest eine Option, sind diese inzwischen komplett in der Versenkung verschwunden.
Was können die Alternativen?
Daher muss zuerst festgehalten werden, dass es wirklich praktikable Alternativen zu den beiden grossen Betriebssystemen für den Durchschnittsnutzer kaum gibt. Wer ein aktuelles Smartphone mit den neusten Features nutzen will, muss meistens auf iOS oder Android setzen.
Fast alle Android-Hersteller passen das Betriebssystem zwar für Ihre Bedürfnisse an. Dabei wird das Erscheinungsbild der Benutzeroberfläche mehr oder weniger stark angepasst, die Änderungen sind aber grösstenteils kosmetisch. Auch wenn vorne Samsung, Amazon oder Huawei drauf steht, im Herzen pocht eindeutig Google mit seinen Diensten.
Das erste Betriebssystem fürs iPhone nannte sich noch iPhoneOS. Im Grunde hatte es schon die heute bekannte Struktur, nur der Look hat sich über die Jahre etwas geändert.
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Mit der Einführung von Apps und dem dazugehörigen App Store schaffte Apple einen ganz neuen Wirtschaftszweig.
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Mit iPhoneOS 3 wurden erstmals Push-Benachrichtigungen eingeführt, ein ebenfalls heute nicht wegzudenkendes Feature.
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Nun bekam das iPhone-Betriebssystem seinen bis heute gültigen Namen. An neuen Features gab es Multitasking, ebenfalls heiss erwartet, sowie den Videochat FaceTime. Ausserdem konnte man nun App-Ordner anlegen.
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Mit iOS 5 startete Apple seinen Chat-Dienst iMessage. Zudem gab es nun eine Benachrichtigungszentrale für bessere Ordnung. Mit iCloud liess sich von Daten nun komfortabel ein Backup erstellen. Und die persönliche Assistentin Siri tauchte zum ersten Mal auf, zunächst exklusiv auf dem iPhone 4s.
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Als komplettes Desaster begann das wohl prominenteste Feature von iOS 6, Apple Maps. Der Ersatz für Google Maps stellte sich als völlig unausgereift heraus und schickte Nutzer wortwörtlich in Sackgassen.
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iOS 7 brachte das erste, grosse grafische Neudesign des Betriebssystems. Im neuen Look, der weitgehend noch heute besteht, ist alles auf einmal viel flacher. Ausserdem gab es nun ein neues Kontrollzentrum für die schnelle Änderung von Einstellungen sowie AirDrop, für das schnelle Senden von Dateien an andere iOS-Geräte.
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Mit iOS 8 kam «Health», eine zentrale App in der die Gesundheitsdaten der Nutzer gesammelt werden können. Zudem konnte man nun Widgets in die Benachrichtigungszentrale stecken.
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Bei iOS 9 konzentrierte sich Apple vor allem auf seine eigenen Apps. So bekam die Notizen-App eine Runderneuerung, auch Apple Maps wurde verbessert. Ein Batteriesparmodus sollte dabei helfen, die Akkulaufzeit zu verlängern.
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Auf iOS 10 konnte man erstmals die Apple-eigenen Apps, die man nicht benötigt, vom Homescreen entfernen. iMessage wurde viel bunter und hatte nun zahlreiche Effekte an Bord. Siri interagierte nun auch mit Apps von Drittanbietern.
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Die nächste iOS-Version steht bereits in Startlöchern, voraussichtlich Ende September wird iOS 11 lanciert.
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Grosse Player gaben auf
Vor einigen Jahren gab es noch Hoffnung. So waren mit Canonical und Mozilla zwei grosse Akteure im Open-Source-Bereich mit der Entwicklung eines mobilen Betriebssystem für Smartphones beschäftigt. Doch inzwischen wurden die Entwicklung sowohl von Ubuntu Touch als auch von Firefox OS eingestellt. Grösstes Problem ist, dass es für Nutzer quasi unmöglich ist, das Betriebssystem ihres Smartphones zu wechseln.
Auf den meisten Computern, seien es Windows-PCs oder Macs, lassen sich relativ einfach alternative Betriebssysteme, hier vor allem Linux-Varianten, installieren. Auf Smartphones ist das eine ganz andere Geschichte. Wenn man nicht direkt ein Gerät mit einem alternativen Betriebssystem kauft, ist die Installation desselbigen in der Regel sehr schwierig bis unmöglich. Die Entwicklung eines Betriebssystems, das fast nirgendwo läuft, ist kaum wirtschaftlich und auch der Hauptgrund, warum Android kaum ernsthafte Konkurrenz bekommt. Wer sich derzeit trotzdem quer stellt, zeigen wir hier:
Option 1: Sailfish OS
Das wohl vielversprechendste Projekt derzeit nennt sich Sailfish OS. Es wird vor allem von ehemaligen Nokia-Mitarbeitern in der Firma Jolla entwickelt. Jolla hat zwei gleichnamige Smartphones mit Sailfish OS lanciert, konzentriert sich aber vor allem auf die Lizenzierung des Betriebssystems für andere Hersteller.
Diese können Sailfish OS beliebig nach ihren Vorlieben anpassen und verwenden dann in der Regel auch einen eigenen Namen für das Betriebssystem. Grosser Pluspunkt von Sailfish OS: Es ist kompatibel zu Android-Apps. Nutzer können sich also aus dem riesigen Fundus der Android-Apps bedienen.
Inoffiziell lässt sich Sailfish auch auf einer Reihe von Android-Handys installieren, darunter auch relative populäre Modelle wie das Sony Xperia X oder das Nexus 5. Eine Liste der unterstützten Geräte gibt es hier. Die Installation sollten allerdings nur absolute Profis vornehmen. Wer allerdings komplett von Android los gelöst werden will, für den ist Sailfish OS derzeit die einzige Option.
Option 2: LineageOS
Genau genommen ist LineageOS keine pure Android-Alternative, da es ebenfalls auf Android basiert. Hier wurde allerdings auf sämtliche Google-Dienste und -App verzichtet und nur das Open Source-Fundament von Android verwendet.
Dadurch ist LineageOS (ehemals als CyanogenMod bekannt) jedoch mit einer Vielzahl von Android-Smartphones kompatibel, darunter auch aktuelle Flaggschiffe wie etwa das Samsung Galaxy S9. Eine Liste der unterstützten Geräte findet sich hier, jeweils mit einer Anleitung zur Installation, die wieder nur von erfahrenen Nutzern vorgenommen werden sollte.
Durch den Verzicht auf die Google-Dienste hat aber natürlich auch keinen Zugriff auf den Play Store und damit auch nicht die Möglichkeit zur einfachen Installation von Apps. Die Google-Dienste samt Play Store lassen sich zwar bei LineageOS nachrüsten, aber dann ist man natürlich wieder zurück im Google-Imperium.
Option 3: Tizen
Der Vollständigkeit halber sollte auch Tizen, das mobile Betriebssystem von Samsung, erwähnt werden. Und das, obwohl es den Sprung auf Smartphones bis auf wenige Ausnahmen nicht geschafft hat. Die Ambition war da, aber selbst ein Mega-Konzern wie Samsung kommt wohl nicht gegen Google an.
Daher wird Tizen hauptsächlich für Fernseher, Smartwatches und Haushaltsgeräte wie Kühlschränke und Waschmaschinen von Samsung verwendet. Auf Smartphones findet sich Tizen nur auf den Billig-Geräten Samsung Z1 bis Z4, die vor allem in Entwicklungsländern vertrieben werden.