Sonnenstürme Weltraum-Wetter könnte der Nasa die Mondlandung verhageln

dj

23.5.2021

Ein hohes Risiko für Sonnenstürme könnte die Mond-Missionen der Nasa gefährden.
Ein hohes Risiko für Sonnenstürme könnte die Mond-Missionen der Nasa gefährden.
Nasa

Die Nasa will 2024 wieder Astronaut*innen auf dem Mond absetzen. Wird dieser ehrgeizige Zeitplan nicht eingehalten, könnte das astronomische Wetter eine Landung auf absehbare Zeit verunmöglichen.

dj

23.5.2021

Das Artemis-Programm soll die USA auf den Mond zurückbringen. Erklärte Ziele des 2017 vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump initiierten Programms sind, erstmals eine Astronautin auf dem Erdtrabanten zu landen, eine dauerhafte Präsenz zu etablieren und eine zukünftige Mars-Mission vorzubereiten. Die ersten Testflüge sollen im November dieses Jahres beginnen, die bemannte Landung ist dann für Oktober 2024 geplant.

Dieser Zeitplan gilt unter Expert*innen als sehr ambitioniert und vor allem politisch motiviert. Trump wollte die Landung unbedingt noch während seiner damals hypothetischen und – wie wir inzwischen wissen – nicht eingetretenen zweiten Amtszeit erleben. Doch laut einer kosmischen Wettervorhersage sollte sich die Nasa lieber sputen, denn eine lange Verzögerung könnte die ganze Mission erst einmal verunmöglichen.

Hohes Risiko für Sonneneruptionen in zweiter Hälfte der Dekade

Eine Betrachtung der Sonnenfleckenzyklen in einer Studie der britischen University of Reading kommt zu dem Schluss, dass ab 2026 das Risiko für Sonneneruptionen und stärkere Strahlung deutlich zunimmt und damit Astronaut*innen in Gefahr bringen könnte.

Die Wissenschaftler*innen haben sich Daten aus 150 Jahren Beobachtung der Sonnenaktivität angeschaut. Ein Sonnenfleckenzyklus dauert durchschnittlich 11 Jahre. Tendenziell ist die Sonnenaktivität in der Mitte eines Zyklus am stärksten. Derzeit sind wir im Solar Cycle 25, der im Dezember 2019 begann.

Bei ihrer Datenanalyse machten die Forscher*innen allerdings eine interessante Entdeckung. Bei ungeraden Sonnenfleckenzyklen, wie wir gerade in einem sind, tritt die Gefahr intensiver Aktivität erst etwas später im Zyklus auf. Konkret rechnen sie in den Jahren 2026 bis 2029 mit dem grössten Risiko. Taggenau lässt sich aber natürlich nichts voraussagen.



Lebensbedrohliche Strahlenbelastung

Sollte ein Sonnensturm sich nach einer Eruption auf den Weg zur Erde oder zum Mond machen, gäbe es wohl nur einige Stunden Vorwarnung. Der letzte grosse Sturm traf die Erde 1859, beim sogenannten Carrington-Ereignis. Damals wurden Telegrafen-Netze weltweit lahmgelegt. In der hoch technisierten Welt von heute wären die Schäden natürlich noch viel dramatischer.

Im All könnten aber auch kleinere Sonnenstürme gefährlich werden. Auf der Erde geht etwa von der ausgespuckten Strahlung ausser in den Polargebieten keine grosse Gefahr aus, da das Magnetfeld der Erde uns schützt. Im All oder auf der Mondoberfläche gibt es diesen Schutz aber nicht und schon ein kurzer Kontakt könnte eine lebensbedrohliche Strahlenbelastung nach sich ziehen.

Die Forscher*innen der University of Reading schlagen daher vor, dass die Nasa am besten versuchen sollte, ihren Zeitplan einzuhalten. Falls das nicht möglich ist, sollte die Mission in die nächste Dekade, nach 2030, verschoben werden. Dan Baker, ein Physiker der University of Colorado, sagt aber zum «MIT Technology Review», das Risiko könnte mit einem umfangreichen Frühwarnsystem und einem besonders abgeschirmten Modul im Raumschiff minimiert werden.