Neue RichtlinienYouTube geht gegen Impf-Lügner vor
Von Dirk Jacquemien
30.9.2021
YouTube will nun alle Inhalte, die Desinformationen zu Impfungen verbreiten, konsequent sperren. Auch prominente Köpfe der Impfgegner*innen-Szene sind von der Videoplattform verschwunden.
Von Dirk Jacquemien
30.09.2021, 11:54
30.09.2021, 14:32
Dirk Jacquemien
Die zu Google gehörende Videoplattform YouTube hat seine Richtlinien zu «medizinischen Desinformationen» erweitert. Videos, die fälschlicherweise behaupten, dass von der WHO zugelassene Impfstoffe gefährlich seien oder chronische Krankheiten erzeugen würden, sind ab sofort verboten.
Die Richtlinie galt zuvor bereits für Impfstoffe gegen Covid-19, wurde nun allerdings auf Impfungen im Allgemeinen ausgeweitet. Ausnahmen gelten für historische Videos über vergangene Impferfolge oder -misserfolge oder wissenschaftliche Diskussionen zu aktuell in der Studienphase befindlichen Impfstoffen. Auch persönliche Erfahrungsberichte zu einer Impfung sollen weiterhin erlaubt bleiben.
YouTube begründet seinen Schritt mit der Tatsache, dass Desinformationen zu Corona-Impfstoffen inzwischen auch zu einem Übertragungseffekt auf andere Impfstoffe geführt haben, wie etwa seit Jahrzehnten bewährten Vakzinen gegen die Masern oder Hepatitis B.
Prominente Impfgegner*innen verbannt
Im Zuge der neuen Richtlinien wurden laut «Washington Post» auch die Konten prominenter Impfgegner*innen wie dem Osteopathen Joseph Mercola oder den Aktivisten Robert F. Kennedy Jr, Sohn des ermordeten Senators Robert F. Kennedy und Neffe des ermordeten Präsidenten John F. Kennedy, gesperrt.
Kennedy Jr. war schon lange vor Corona in der Impfgegner*innen-Szene aktiv und verbreitete beispielsweise die diskreditierte These von einem Zusammenhang zwischen MMR-Impfstoffen und Autismus. Sie hat ihren Ursprung in einer gefälschten Studie des inzwischen mit einem Berufsverbot belegten britischen Arztes Andrew Wakefield.
Verbot kommt spät
Social-Media-Plattformen wie YouTube, aber auch Facebook und Twitter wird schon seit langem vorgeworfen, Desinformationen zu Impfstoffen zu tolerieren und durch ihre Algorithmen sogar Vorschub zu verleihen. US-Präsident Joe Biden meinte im Juli in Bezug auf Facebook sogar, dass die Plattform «Menschen töten» würde.
Ein Durchgreifen zu einem so späten Zeitpunkt wird allerdings nur bedingte Wirkung zeigen. Mainstream-Plattformen wie YouTube und Facebook sind ideal für den Erstkontakt mit Verschwörungstheorien. Ist ein/e Nutzer*in dann allerdings erst mal in der Spirale der Desinformation gefangen, wird man auch von einem «Deplatforming», wie hier von YouTube praktiziert, kaum mehr befreit werden.
Denn die prominenten Charaktere der Impfgegner-Szene haben sich inzwischen bereits eine treue Gefolgschaft aufgebaut, die ihnen zumindest in grossen Teilen auch zu anderen Plattformen wie etwa Telegram folgen wird, wo es keinerlei Regeln gegen Desinformationen gibt.