Die wichtigsten Fragen und AntwortenAndrew verliert seinen royalen Titel – was heisst das für ihn?
Noemi Hüsser
31.10.2025
Nach dem Verlust aller royalen Titel steht der einstige Prinz endgültig im Abseits – und heisst neu Andrew Mountbatten Windsor.
Bild:Neil Hall/PA Wire/dpa
Prinz Andrew ist offiziell kein Teil des britischen Königshauses mehr. Der Buckingham-Palast hat ihm sämtliche Titel und Ehren aberkannt – ein Schritt mit weitreichenden Folgen für den Bruder von König Charles.
Prinz Andrew wurden offiziell alle royalen Titel und Anreden entzogen, künftig ist er nur noch Andrew Mountbatten Windsor.
Der 65-Jährige verliert seine Residenz in der Royal Lodge in Windsor und muss auf das Anwesen Sandringham umziehen. Auch finanzielle Zuwendungen des Königshauses enden.
Seine Rolle in der Thronfolge bleibt jedoch formell bestehen. Auch seine Töchter und ihre Titel als Prinzessinnen sind von den Änderungen nicht betroffen.
Das britische Königshaus hat Prinz Andrew wegen seiner Verwicklung in den Epstein-Missbrauchsskandal seine royalen Titel entzogen.Was heisst das für sein Leben, sein Geld und seine Rolle in der Königsfamilie? Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Hat Andrew seinen Titel nicht sowieso schon aufgegeben?
Kurz vor der Veröffentlichung von Virginia Giuffres Memoiren («Nobody’s Girl») verzichtete Prinz Andrew freiwillig auf die Nutzung seines Titels als Herzog von York und legte seine verbleibenden royalen Pflichten nieder.
Nun hat der Palast ihm offiziell sämtliche königlichen Titel und Ehren aberkannt. Das ist für Andrew besonders demütigend, da sein freiwilliger Rückzug offenbar nicht ausreichte, um sein Image zu verbessern.
Darf er sich noch Prinz nennen?
Nein. Künftig heisst Andrew nur noch Andrew Mountbatten Windsor. Auch seine weiteren Adelstitel – Herzog von York, Graf von Inverness und Baron Killyleagh – wurden ihm aberkannt.
Zudem verliert der 65-Jährige die Anrede «Seine Königliche Hoheit» sowie Auszeichnungen wie den Order of the Garter und den Knight Grand Cross of the Victorian Order.
Wo wird er wohnen?
Wie mehrere Medien in den vergangenen Tagen berichtet haben, muss Andrew die Royal Lodge in Windsor verlassen. Laut der BBC soll er auf das Anwesen Sandringham ziehen, das sich im Privatbesitz der Königsfamilie befindet. Der Umzug soll «so bald wie möglich» erfolgen.
Seine Ex-Frau Sarah Ferguson, mit der er trotz Trennung zusammenlebte, wird nicht mitziehen und sich eine eigene Unterkunft suchen müssen.
Zuvor hiess es, Andrew habe nur unter der Bedingung ausziehen wollen, dass er stattdessen in Frogmore Cottage, das frühere Zuhause von Prinz Harry und Meghan, einziehen dürfe. Ein Deal, den er nun offenbar verloren hat.
Erhält er noch Geld vom Königshaus?
Mit dem Verlust seiner Titel endet auch jede finanzielle Unterstützung durch das Königshaus. Andrew Mountbatten Windsor hat keinen Anspruch mehr auf staatlich bezahlten Personenschutz oder Dienstpersonal – für solche Ausgaben muss er künftig selbst aufkommen.
Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass König Charles seinen Bruder weiterhin privat unterstützt. Als Familienoberhaupt trägt Charles zudem eine gewisse Fürsorgepflicht gegenüber seinem Bruder.
Darüber hinaus verfügt Andrew über eigene Vermögenswerte und Geschäftskontakte, unter anderem im Nahen Osten und Dubai, die ihm voraussichtlich auch künftig einen komfortablen Lebensstil ermöglichen werden.
Wird er noch öffentlich auftreten?
Andrew nimmt bereits seit Längerem nicht mehr an öffentlichen Veranstaltungen der Königsfamilie teil. Auch Staatsbesuche oder offizielle Termine im Namen des Königshauses sind schon länger nicht mehr erwünscht.
Lediglich an privaten Familienanlässen wie Beerdigungen war er zuletzt noch zu sehen. Laut einem Bericht der «Times» hat König Charles Andrew und Sarah Ferguson jedoch vor einem Monat darum gebeten, dieses Jahr nicht an der traditionellen Weihnachtsfeier der königlichen Familie teilzunehmen.
Bleibt Andrew Thronfolger?
Ja, formell bleibt Andrew Mountbatten Windsor Teil der Thronfolge. Da jedoch sieben Familienmitglieder vor ihm stehen, ist seine Chance, jemals König zu werden, praktisch gleich null. Theoretisch könnte das britische Parlament entscheiden, ihn gesetzlich aus der Thronfolge zu streichen.
Wie wirkt sich das auf seine Töchter aus?
Auf Prinzessin Beatrice und Prinzessin Eugenie hat die Aberkennung von Andrews Titeln keine Auswirkungen. Sie dürfen sich weiterhin Prinzessinnen nennen und die Anrede «Her Royal Highness» verwenden. Da sie ohnehin keine «arbeitenden Royals» sind und keine offiziellen Aufgaben übernehmen, ändert sich für sie nichts.
Gab es bereits ähnliche Fälle?
Am ehesten ähnelt die Situation jener von Prinz Carl Eduard, einem Enkel von Königin Victoria. Er verlor 1919 nach dem Ersten Weltkrieg seine britischen Adelstitel, weil er auf deutscher Seite gekämpft hat. Das war aber ein politischer Skandal, kein persönlicher.
Sonst vergleichbare Fälle gab es in der neueren britischen Geschichte bisher nicht. König Edward VIII. hat im Jahr 1936 für seine Liebe zu mehrfach geschiedenen Wallis Simpson auf den Thron verzichtet. Anstatt den Königstitel erhielt er den Titel Herzog von Windsor. Allerdings war das ein bewusster Rücktritt – kein Entzug wegen eines Skandals. Ebenso haben Prinz Harry und Meghan sich freiwillig von ihren royalen Pflichten zurückgezogen. Ihre Titel behielten sie.
Auch haben einige Menschen ihre Adelstitel durch Scheidung verloren – allerdings sind das nicht direkte Mitglieder der königlichen Familie. Das betraf etwa Prinzessin Diana, die die Anrede «Her Royal Highness» verlor, aber Prinzessin von Wales blieb. Ähnlich erging es Sarah Ferguson, die nach der Trennung von Andrew ebenfalls ihre königliche Anrede verlor, ihren Titel als Herzogin von York jedoch behielt. Sie nutzt den Titel aber auch seit Längerem nicht mehr.
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