5 Punkte Darum war der ESC wunderbare Werbung für die Schweiz

Bruno Bötschi

18.5.2025

Was die ESC-Moderatorinnen Michelle Hunziker, Hazel Brugger und Sandra Studer abgeliefert habe, war Showbusiness auf Weltklasse-Niveau.
Was die ESC-Moderatorinnen Michelle Hunziker, Hazel Brugger und Sandra Studer abgeliefert habe, war Showbusiness auf Weltklasse-Niveau.
Bild: Keystone

Die Schweiz hat beim Eurovision Song Contest international gepunktet. Nicht nur mit Zoë Më gefühlvoller Ballade «Voyage», sondern auch dank fünf Punkten, die nicht mit Musik zu tun haben.

,

Philipp Dahm, Bruno Bötschi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Manch ein*e Kritiker*in fragte sich in den vergangenen Monaten: Schafft es die Schweiz den grössten Musikwettbewerb der Welt zu organisieren?
  • Seit gestern Abend wissen wir: Die Schweiz hat mit der Austragung des 69. Eurovision Song Contest international punkten können. 
  • Was auch damit zu tun hat, dass am Austragungsort Basel ganz viele Menschen einen wirklich grossartigen Job gemacht haben.
  • Und auch nicht zu vergessen: Die drei ESC-Hosts Michelle Hunziker, Hazel Brugger und Sandra Studer boten Showbusiness auf Weltklasse-Niveau.

Basel – die ganze Stadt macht mit

Vier Städte haben sich um die Ausrichtung des ESC beworben: Die Schweiz scheint im Nachhinein die richtige Wahl getroffen zu haben. «Basel hat einen wirklich grossartigen Job gemacht», bringt es Besucherin Catarina aus Stockholm auf den Punkt, die seit vielen Jahren Grand-Prix-Fan ist.

Und zwar wegen eines bestimmten Aspekts, meint die Schwedin: Es sei Basel gelungen, «den Eurovisionsgeist in der ganzen Stadt zu verbreiten». Sie habe schon einige Shows erlebt, bei dem es nur im Eurovision Village und um den Austragungsort herum Grand-Prix-Stimmung gegeben habe.

Lob aus Schweden: «Basel hat einen grossartigen Job gemacht»

Lob aus Schweden: «Basel hat einen grossartigen Job gemacht»

17.05.2025

Womöglich wäre das den Konkurrentinnen Bern und Genf auch gelungen, das steht in den Sternen. Ob auch Zürich samt und sonders vom Grand-Prix-Geist erfasst worden wäre? Ich denke an die Halbfinals am Dienstag und Donnerstag.

Und an das damit einhergehende Verkehrsaufkommen. Und die Wut der Amok-Fahrer*innen, die sich dann durch Innenstadt und Autobahnen quälen. Oder Typen, die bei bunt gekleideten ausländischen Gästen im besten Züri-Charme nachfragen: «Are you here vor the Eurovision, bro?»

 Schweiz ohne Feuer und Flamme

Was die Showelemente auf der ESC-Bühne betrifft, bleiben Feuer und Laser die beliebtesten Stilmittel. Die Ausnahme, die diese Regel bestätigte: die Schweiz.

Zoë Më sang ihr gefühlvollen Chanson «Voyage» ohne Tänzer*innen und Flammenmeer. Weniger ist manchmal mehr, auch wenn die eindringliche Performance der Freiburger Sängerin am Ende nur von der Jury, aber nicht vom Publikum für gut befunden wurde.

Zu reden gab vor dem Finalabend etwas, wofür Zoë Më gar nichts konnte: Gegen Ende des Auftrittes im zweiten Halbfinal fror plötzlich sekundenlang das Bild ein. Oha lätz! Ein unverzeihbarer technischer Schnitzer – und das mitten in der grössten TV-Unterhaltungsshow der Welt.

Nun denn, nicht immer wird Mut sofort belohnt. Umso schöner ist, dass Zoë Më sich auf ihrem Weg als Musikerin nicht beirren liess. 

Gesunde Selbstironie

Was gibt es nicht für unzählige Klischees über die Schweiz? Uhren, Banken, Käse und Schoggi – wer ab und zu im Ausland ist, kennt die Themen. Umso erfrischender, dass die diesjährige Ausrichterin diese Vorurteile selbst aufgreift – und ihnen damit ein Stück weit auch die Schärfe nimmt.

Diese gesunde Selbstironie zieht sich durch alle drei Shows. Das Paradebeispiel ist das Stück «Made in Switzerland». Es spielt nicht nur mit den bekannten und von daher langweilige Klischees wie den oben genannten, sondern zählt auch die spannenderen Schweizer Erzeugnisse auf: ESC, LSD, Internet und die «neutrale Waffenindustrie».

Ein Lied als mitreissender Ohrwurm, dessen Video es schafft, die dunkle Schweizer Vorzeit Heidi-heiter auf die Bühne zu bringen – mit einer schwedischen Moderatorin als Legende Wilhelm Tell. Da staunt der Ausländer, und der Einheimische wundert sich – à la bonne heure!

Ein kleines Manko: die Reihenfolge.

«Made in Switzerland» ist der Stoff, der eigentlich massgeschneidert fürs Finale ist. Nach diesem Höhepunkt fielen die vielen anderen selbstironischen Andeutungen der Folgeshows ein wenig ab. Dennoch hat diese Haltung dem Image der Schweiz gutgetan.

Die Organisation

Zugegeben: «Gute Organisation» wäre an sich natürlich auch ein Punkt, den man in der Sparte Schweizer Klischees abfeiern könnte.

Dennoch: Immer wieder loben Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland in Gesprächen mit dem blue-News-Aussenteam, wie reibungslos alles in Basel funktioniert.

Dass es angesichts der Grösse der Veranstaltung auch mal hakt, liegt in der Natur der Sache: Fallen vor dem Finale einige Trams aus, ist das bloss der unbewilligten pro-palästinensischen Demonstration geschuldet.

Und auch die scheint nach einem besonnenen Abwarten bestimmt aufgelöst worden zu sein, als die Lage eskalierte. Die Schweiz spielt ihre Stärke aus – auch wenn es ums Thema Organisation geht.

Brugger, Studer und Hunziker

Kann Sandra Studer das? Das fragte sich die NZZ allen Ernstes, als bekannt wurde, dass 56-Jährige den ESC gemeinsam mit Hazel Brugger und Michelle Hunziker moderieren wird.

Was die Frauen in dieser Woche abgeliefert habe, war schlicht und einfach: Showbusiness auf Weltklasse-Niveau. Und das alles: made in Switzerland.

Österreich hat mit Sänger JJ den ESC 2025 gewonnen, aber auch die Schweiz als Austragungsland konnte international punkten.
Österreich hat mit Sänger JJ den ESC 2025 gewonnen, aber auch die Schweiz als Austragungsland konnte international punkten.
Bild: Martin Meissner/AP/dpa

Vom ersten Halbfinal bis zum Final war für die Millionen von Menschen vor der Flimmerkisten bald in jeder Sekunde spürbar, dass die Schweiz nicht langweilig und schon gar nicht eintönig ist.

Die drei Frauen haben ganz entscheidend zum Erfolg des diesjährigen ESC beigetragen. Und darum:

12 Punkte für Hazel Brugger, Michelle Hunziker und Sandra Studer. 

Mutprobe in den Bergen: Bötschi will seine Höhenangst überwinden, doch dann ...

Mutprobe in den Bergen: Bötschi will seine Höhenangst überwinden, doch dann ...

Trotz Höhenangst auf Berge steigen und über Brücken gehen? Höhencoach David Elsasser behauptet, er helfe sogar hoffnungslosen Fällen dabei, ihre Angst zu überwinden. Ein Selbstversuch.

14.05.2025