ESC Basel 2025Showproduzent: «Vielleicht finden die Schweizer*innen, es sei zu wenig Schweiz gewesen»
Carlotta Henggeler
15.4.2025
«Der Erwartungsdruck ist riesig. Wir feilen bis zur letzten Sekunde an jedem Detail»: Marco Krämer, Senior Show Produzent ESC.
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Der Eurovision Song Contest steht vor der Tür – und mit ihm ein Grossereignis mitten in Basel. Showproduzent Marco Krämer und Eventmanager Präsident Beat Läuchli sprechen über schlaflose Nächte vor dem Finale und Schweizer Klischees in XXL.
Am 17. Mai steigt die grosse ESC-Finalshow in Basel. Im Hintergrund laufen die Vorbereitungen für die grösste Gesangsshow der Welt auf Hochtouren.
Schmaler Grat: ESC-Showproduzent Marco Krämer spricht mit blue News über die Herausforderung, eine Show mit Swissness-Faktor zu inszenieren – ohne dabei in Klischees zu verfallen.
Beat Läuchli, ESC-Projektverantwortlicher der Stadt Basel, verrät, ob er trotz des Grossanlasses noch gut schlafen kann.
Von Alphorn bis Avantgarde – der ESC 2025 will eine Brücke zwischen Tradition und Moderne schlagen. Getreu dem Motto «United by Music» vereinen die Opening- und Intervall-Acts des ESC 2025 musikalische Genres und Perspektiven mit überraschenden Momenten und einem Mix aus Schweizer Identität und internationaler Popkultur.
Paola Felix, Peter, Sue & Marc, Luca Hänni und Gjon’s Tears feiern in Basel beim Opening-Act das ESC-Erbe der Schweiz – vereint in einem Medley.
Herr Krämer, wie schwierig war es, all' die Künstler zusammenzubringen?
Marco Krämer: Die vier Künstlerinnen und Künstler ins Boot zu holen, war erstaunlich einfach. Alle waren sofort begeistert, Teil dieser grossen Show zu sein. Die Herausforderung lag dann eher bei der Auswahl der Songs und der Choreografie – wer bekommt wie viel Bühne, wie verbindet man die Generationen?
Ein Medley mit Choreografie?
Was wäre ein ESC ohne Choreografie? Auch wenn diesmal vielleicht nicht Paola von der Decke schwebt: Bewegung wird’s definitiv geben.
Was ist das Schweizerische an dieser Show?
Sehr viel. Wir zeigen die Schweiz von ihrer modernen und traditionellen Seite – in den sogenannten Postcards, also den kurzen Clips vor jedem Auftritt. Unsere fünf «C» stehen sinnbildlich: Cash, Cow, Cheese, Chocolate – und Cèline Dion.
Langweilig wird es aber sicher nicht – dafür sorgen die Acts und die Länder, die sich sehr viele Gedanken zur Inszenierung machen. Wir diskutieren wirklich über jede Sekunde und überlegen, wie wir den Auftritt noch attraktiver gestalten können.
1989 fand der ESC in Lausanne statt. Böse Zungen behaupten, das sei der langweiligste ESC aller Zeiten gewesen. Setzt Sie das unter Druck?
Natürlich wollen wir’s besser machen. Aber klar, der Erwartungsdruck ist riesig. Wir feilen bis zur letzten Sekunde an jedem Detail.
Es besteht durchaus der Druck, dass nach der Show jemand unzufrieden ist. Vielleicht finden die Schweizer:innen, es sei ihnen zu wenig Schweiz gewesen – während das Publikum im Ausland denkt: «Das war jetzt aber sehr introspektiv schweizerisch.» Diese Balance zu finden, ist schwierig.
Es ist keine klassische SRF-Produktion – deshalb arbeiten wir ganz anders. Ich bin überzeugt: Das Ergebnis wird vielen gefallen.
Schlafen Sie überhaupt noch gut?
Momentan wache ich jeden Tag um 4 Uhr auf. Der Kopf ist voll. Aber es ist ein positiver Druck. Wir leben das hier alle.
Die grosse Frage: Kommt Céline Dion oder nicht?
In irgendeiner Form wird sie stattfinden. Mehr darf ich dazu nicht sagen.
Beat Läuchli: «Basel soll als weltoffene Stadt mit herzlicher Bevölkerung in Erinnerung bleiben»
Diese Woche hat die Stadt Basel die St. Jakobshalle offiziell an die ESC-Verantwortlichen übergeben. Seither wird in der Halle rund um die Uhr gearbeitet, damit die Bühne rechtzeitig steht. Wie viele Stunden pro Nacht schlafen Sie noch?
Beat Läuchli: Ich schlafe gut – sechs Stunden müssen reichen. Und die Freude überwiegt bei weitem den Stress.
«Die Freude überwiegt bei weitem»: Eventmanager Beat Läuchli ist Gesamtprojektleiter ESC für Host-City Basel.
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Was ist aktuell Ihre grösste Herausforderung?
Die Mainvenue – also die Jakobshalle – steht im Fokus. Dort läuft der Aufbau, wir sind voll im Eventmodus. Es tauchen täglich neue kleinere Herausforderungen auf, die wir direkt lösen müssen.
Was wünschen Sie sich für Basel, wie soll die Stadt bei den ESC-Fans in Erinnerung bleiben?
Wir möchten, dass Basel den Besucherinnen und Besuchern als weltoffene Stadt mit herzlichen Menschen im Gedächtnis bleibt.
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