Graham Norton am Boden zerstört«Was machen die bloss?!» – so beurteilt der BBC-Kult-Kommentator den Schweizer ESC
Lukas Rüttimann
18.5.2025
Eine «Anti-Gastgeberin»: Der BBC-Kommentar Graham Norton über ESC-Moderatorin Hazel Brugger.
Bild:Keystone
Wie kam der ESC aus Basel im Ausland an? blue News hat sich die Show auf dem Kanal der BBC angeschaut – wo Kommentator Graham Norton gewohnt süffisant kommentierte, charmant stichelte und die Schweiz ins Visier nahm.
Lukas Rüttimann
18.05.2025, 07:32
25.05.2025, 16:33
Lukas Rüttimann
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der 69. Eurovision Song Contest in Basel wurde auf der ganzen Welt geschaut. Organisation, Show und Rahmenprogramm der Schweiz haben viele positive Rückmeldungen erhalten.
Spannend auch: Wie kommentiert der britische Sender BBC die Schweizer als Gastgeberland?
Die BBC ist für ihre ironischen Kommentare und Sticheleien berüchtigt – das bekam die Schweiz zu spüren.
BBC-Kommentator Graham Norton hoffte vor allem auf einen Auftritt von Céline Dion – vergebens.
Der 69. Eurovision Song Contest aus Basel hat sich auch dieses Jahr wieder als gigantische Party erwiesen – vor Ort und, vielleicht noch wichtiger, vor den Bildschirmen auf der ganzen Welt.
Die grosse Frage lautet deshalb nicht nur, wer am Ende der Show im Goldregen badet, sondern auch: Wie verkauft sich die Schweiz als Gastgeberin des weltgrössten Musikfests auf internationalem Parkett?
blue News hat sich die Show auf der BBC angeschaut. Denn: Wer den ESC kennt, weiss – die Briten zelebrieren ihn irgendwo zwischen bitterböser Satire und kultischer Verehrung.
Für ironische Sprüche bekannt: BBC-Kommentator Graham Norton.
Bild:BBC
Allen voran: Kult-Kommentator Graham Norton, der auch in Basel keine Gelegenheit auslässt, den Gastgeber mit feinem Spott und britischem Understatement zu überziehen.
Postkarten aus der Schweiz – Norton «not amused»
Das kriegt die Schweiz gleich von Beginn an zu spüren. Norton warnt das Publikum in gewohnt trockener Art, dass manche Künstler*innen bei den sogenannten Postkarten – den kurzen Filmclips vor dem Auftritt – «definitiv den Kürzeren gezogen» hätten.
Als Beispiel nennt er den estnischen Sänger, der in einer schmucklosen Halle in Basel zum Rollschuhlaufen verdonnert wurde. Norton: «Rollschuhlaufen in Basel? «Kein Wunder», mache der nicht einmal den Versuch, seine Enttäuschung zu verbergen. Es sollte nicht der letzte Seitenhieb in Richtung der Schweizer Tourismus-Ästhetik bleiben.
Die BBC übte Kritik an der Präsentation der Schweiz via Künstler-«Postkarten», hier für Estland.
Bild:Screenshot BBC
Auch bei anderen Einspielern lässt der BBC-Star durchblicken, dass er sich etwas mehr malerische Romantik und weniger Basler Lokalkolorit gewünscht hätte: «Immerhin: Grossbritannien hat eine anständige Postkarte erhalten. Wir durften sogar in die Alpen.»
Michelle Hunziker: Albtraum in der Probe, Überraschung in der Live-Show
Für solche Spitzen ist Graham Norton bekannt – und geliebt. Seit Jahrzehnten kultivieren die Briten ihre Rolle als schnippisch-charmante Kommentatoren eines Wettbewerbs, bei dem es bekanntlich nie nur um Musik geht.
Der aktuelle BBC-Kommentator gilt dabei als Meister der ESC-Schnoddrigkeit: liebevoll ätzend, pointensicher – und stets auf der Suche nach absurden Momenten zwischen Balkanballade und Windmaschine.
Bekam ihr Fett weg: Michelle Hunziker mit ihrer Gesangseinlage am ESC in Basel.
Bild:Screenshot BBC
Ein gefundenes Fressen serviert Norton in der Showmitte: Michelle Hunziker greift zum Mikrofon und singt den Italo-Klassiker «Volare». Norton zeigt sich verblüfft: «Viel besser als befürchtet.»
Denn bei den Proben, verrät er, habe sich ein «Albtraum» abgezeichnet. Was man eben so alles für den europäischen Frieden tut.
Drama um Céline Dion: «Der Traum ist gestorben»
Beinahe persönlich nimmt der BBC-Star dann ein anderes Versäumnis: Bei der Ehrung früherer Schweizer ESC-Legenden scheint es so, als würde gleich Céline Dion erscheinen. Ein riesiger LED-Kubus, ein überdimensioniertes Stadion-Setup – alles schreit nach «Ne partez pas sans moi».
Doch: Kein Auftritt. Keine Céline.
Sah für die BBC nach Céline Dion aus, war aber nur eine grosse Party: ESC im St. Jakobpark-Stadion
Bild:Screenshot / BBC
Graham Norton bricht fast zusammen: «Keine Céline? C’mon, was machen die bloss!?» Dann, mit viel Pathos: «Sie kommt nicht. Es ist vorbei. Der Traum ist gestorben.»
Viel Lob für Paola, Sandra Studer und Hazel Brugger
Ernst nehmen sollte man das genauso wenig wie gewisse musikalische Darbietungen von gestern Nacht. Immerhin sparte Norton auch nicht an Lob, bezeichnete Basel als eine «sehr schöne und sehr reiche Stadt» und fand, die Schweiz habe die beste Fahnenshow der ESC-Geschichte geliefert: «Fahnenschwingen, das können die Schweizer.»
Auch Sandra Studer («Toll gesungen, und sie passt noch immer in das Kleid von 1991 – da dürfte Michelle neidisch werden») und Paola Felix («Sie sieht immer noch grossartig aus») bekommen ein britisches Kompliment.
Fahnenschwingen und Alphonblasen das können die Schweizer, meint die BBC.
Bild:Screenshot / BBC
Hazel Brugger erhält dagegen fast schon einen Ritterschlag: «Ich habe sie in dieser Woche schätzen gelernt .Sie ist wunderbar – eine Art Anti-Gastgeberin».
Fazit: Die Schweiz hat geliefert – mit grosser Show, viel Herzblut und ein paar Rollschuhen zu viel.
Denn wer bei der BBC landet, muss mit Pointen rechnen. Und darf sich freuen, wenn sie wie bei Graham Norton mit ganz viel Augenzwinkern serviert werden.
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