«Fuck you, Hasi» Darum ist «Sommerhaus der Stars» das beste Reality-Format

Von Lukas Rüttimann

25.9.2022

Die neue Staffel von «Das Sommerhaus der Stars» zeigt: Auch ohne Mobbing und Spuckattacken bietet das Trash-Format auf RTL pures Reality-Gold.

Von Lukas Rüttimann

25.9.2022

Was macht gutes Trash-TV aus? Die meisten, die sich solche Formate freiwillig antun, würden die Frage so beantworten: Es darf alles, nur nicht langweilig sein.

So gesehen liefert «Das Sommerhaus der Stars» hervorragenden Trash. Denn das Reality-Format, in dem eine Reihe von mehr oder minder bekannten Promis in ein spektakulär stilloses Ferienhaus in der deutschen Pampa gepfercht wird, bietet auch dieses Jahr wieder allerbeste Unterhaltung.

Das hat zum einen mit der Besetzung zu tun. Europameister und Ex-Bayern-Kicker Mario Basler ist für seine verbalen Blutgrätschen bekannt; in der diesjährigen Sommerhaus-Ausgabe trifft er unter anderem auf seinen Berufskollegen, 1860er-Kultfigur Sascha Mölders («der dickste Stürmer Deutschlands»), den «Checker vom Neckar», «DSDS»-Kandidat Cosimo Citiolo, Design-Guru Eric Sindermann, TV-Allzweckwaffe Kader Loth, einen Bauer aus «Bauer sucht Frau» sowie weitere Prominente, die man nicht unbedingt kennen muss.

Konzept sorgt für Brisanz

Das jedoch ist nicht weiter schlimm. Denn das «Sommerhaus» ist so angelegt, dass es keine Rolle spielt, ob man die Stars kennt oder nicht. Die Show vereint die besten Elemente aus «Big Brother», «Dschungelcamp», «Ex on the Beach» und «Promis unter Palmen» und sorgt mit Spielen, Abwahlverfahren, einem «Stimmungsbarometer» und der Bewältigung des Alltags im Schmuddelhaus für Konflikt-, Schmunzel- und Fremdschäm-Potenzial. Für die Stars geht's darum, bis am Schluss im Haus zu bleiben. «Safen» können sie sich in den Spielen, wobei die Allianzen im Haus für das Überleben bei der Abwahl fast wichtiger sind.

Das Salz in der Suppe ist dabei die Pärchen-Konstellation. Denn die Promis sind nicht alleine im Haus, sondern mit ihren Partnerinnen oder Partnern. Das ist für das Publikum ein echter Glücksfall, weil man auf diese Weise einen herrlich authentischen Einblick in das Beziehungsleben der Stars erhält. Wer 24 Stunden auf engstem Raum unter Beobachtung von Kameras und anderen Teilnehmenden steht, kann auch als TV-erprobter Star nicht anders, als irgendwann sich selbst zu sein. Besonders, wenn man als Paar da ist.

«Fuck you, Hasi!»

So sieht man in der aktuellen Staffel, dass Mario Basler im Umgang mit seiner Freundin Doris zwar nicht unbedingt der galanteste Gentleman ist, die beiden aber immerhin der Sinn für Humor verbindet. Sindermann und seine neue Liebe Katharina nerven das Haus dagegen mit ihren Hochs und Tiefs; «DSDS»-Cosimo scheint auch beziehungstechnisch einen Knall zu haben, während Sascha Mölders und Frau Ivonne irgendwie normal wirken. So machte sie etwa keinen Hehl daraus, dass sie beim Sex mit ihm die Position «toter Seestern» bevorzugt.

Ungeschminkt zeigen sich die Stars nicht nur im Alltag, wo intime Details hinsichtlich Hygiene, Schlaf- oder Essgewohnheiten sowie dem sozialen Verhalten an den Tag kommen. Auch bei den Spielen fallen die Masken schnell, weil meist in Extremsituationen agiert werden muss. Es kommt zu Streit, Vorwürfen, alte Wunden brechen auf – und irgendwann verliert garantiert immer jemand die Nerven.

«Fuck you, Hasi!», zischte etwa der von Höhenangst geplagte Sindermann bei einer Prüfung in Richtung seiner Freundin und sorgte damit für pures Reality-Gold. Auch der sonst enorm kontrolliert wirkende Schauspieler Stephen Dürr fährt seiner Frau bei einer Prüfung überraschend aggressiv an den Karren, weil diese offenbar auch im Alltag «viel zu wenig Geduld» hat: «Wenn du noch einmal «Ich gebe auf!» sagst, raste ich aus, Schatzi!»

Ein Spiegelbild für das Publikum

Vor drei Jahren sorgte «Das Sommerhaus der Stars» aufgrund des Mobbings des Bachelor-Paares Andre Mangold und Jennifer Lange für Schlagzeilen. Die aktuelle Ausgabe zeigt: Solche Geschmacklosigkeiten hat das Format nicht nötig. Sozialen Zündstoff gibt es im Horrorhaus der Pärchen zur Genüge.

Dazu lassen die tiefen Einblicke in die Promi-Beziehungen das Publikum lachen, staunen, mitfühlen und sich vielleicht sogar ein wenig selbst wiedererkennen. Womit auch die Frage beantwortet wäre, was gutes Trash-TV wirklich ausmacht.