«Meine Mutter hat geweint»Die 5 krassesten Selbstversuche von Jenke von Wilmsdorff
Bruno Bötschi
4.11.2025
Mit seinem «Schönheits-Experiment» machte der deutsche Journalist Jenke von Wilmsdorff Schlagzeilen wie mit keinem anderen Selbstversuch.
Bild:ProSieben / Bene Müller
Was macht dauerhafte Isolation mit einem Menschen? Wie fühlt es sich an, im Gefängnis zu sitzen? Jenke von Wilmsdorff will es genau wissen – und am eigenen Leib erfahren. Das sind seine heftigsten Experimente.
Teleschau
04.11.2025, 15:27
04.11.2025, 16:33
Bruno Bötschi
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Journalist Jenke von Wilmsdorff dreht TV- Dokumentationen, in denen er sich extremen Herausforderungen stellt.
Zunächst tat der heute 60-Jährige dies im Rahmen der RTL-Sendung «Extra», dann mit dem eigenen Format «Das Jenke-Experiment», seit 2020 nun bei ProSieben mit «Jenke».
Seit mehr als 13 Jahren realisiert der deutsche Journalist Jenke von Wilmsdorff TV-Dokumentationen, in denen er sich teils brutal harten Selbstversuchen und Experimenten stellt.
«Wir selektieren im Vorfeld immer: Ist das gesellschaftlich relevant?», sagte von Wilmsdorff im Mai 2022 in der MDR-Talkshow «Riverboat».
Die meisten Grenzen seiner Experimente habe er gerne überschritten, «weil sie mir ganz viele Erkenntnisse über mich selbst und über das jeweilige Thema gebracht haben», sagte der Journalist zu einem früheren Zeitpunkt
Wenn Jenke von Wilmsdorff in Rolle von Obdachlosen oder Pflegefällen schlüpft, ist ihm indes klar, dass er trotz der krassen Erfahrungen immer nur in die Problematik hineinschnuppert. «Ich komm schon relativ nah ran, aber ich kann nie aus dem Leben und dem Alltag eines wirklich betroffenen Menschen sprechen.»
Natürlich gebe es bei ihm Limits, «und ich würde nicht alles machen». Doch seine bisherigen Selbstversuche sind beeindruckend genug. Hier die fünf spektakulärsten Experimente:
Platz 5: «Das Klima-Experiment: Sind wir noch zu retten?»
Deutschland im Jahr 2050, wie es das Alfred-Wegener-Institut voraussagt: extreme Hitze, Sturm, Starkregen und neue, gefährlichere Insekten aus wärmeren Gefilden. Wie lebt es sich in einem solchen Umfeld?
Jenke von Wilmsdorff zog im Herbst 2022 in ein Tiny House in einer Klimahalle in Belgien, um es herauszufinden. Unter anderem wurde er einer heftigen Insektenplage ausgesetzt.
800 Tigermücken leisteten ihm penetrante Gesellschaft. «24 Stunden habe ich mich ihren Attacken ausgesetzt.» Stürme und Starkregen schüttelten Jenkes Mini-Domizil durch und liessen ihn spüren, was uns bevorstehen könnte.
Jenke von Wilmsdorff zog im Herbst 2022 in ein Tiny House in einer Klimahalle in Belgien und wurde unter anderem einer heftigen Insektenplage ausgesetzt.
Bild:ProSieben / Willi Weber
Zumal seine Recherchen mit dem Verein LobbyControl in Berlin nichts Gutes verheissen. «Erschreckend ist die Tatsache, wie gewaltig der Einfluss von Lobbyisten in Berlin ist, die seit Jahrzehnten erfolgreich daran arbeiten, die notwendige Klimawende auszubremsen», sagt. Jenke
Platz 4: «Wie lebt es sich als Greis in Deutschland?»
Wie lebt es sich als Greis in Deutschland? Welche besonderen Herausforderungen bringt ein alternder Körper, wie hoch ist die Akzeptanz in der Gesellschaft?
Um mehr zu erfahren, zog im Frühling 2013 Jenke von Wilmsdorff vorübergehend in ein Altersheim in Solingen. Konkret in ein 20-Quadratmeter-Appartment mit Toilettenbad.
Dazu verwandelten ihn Special-Effect-Profis fast zur Unkenntlichkeit in einen betagten Rentner. Damit nicht genug: Ein spezieller Altersanzug simulierte typische Gebrechlichkeiten wie Zittern, schwerfällige Gelenke, schlechtes Seh- und Hörvermögen. Essen und trinken? Dank der Spezialkleidung eine ganz neue Herausforderung.
Ganz zu schweigen von der sozialen Isolation. Zwar in einer Gemeinschaftsunterkunft, aber fernab von Familie und Freunden, die eben doch nicht jeden Tag hereinschauen.
Schliesslich noch der «Strassen-Test»: Was sagen die Menschen, wenn ein altes Paar öffentlich einen dritten Frühling simuliert, Küsse und Zärtlichkeiten inklusive? Begeisterung war da eher die Ausnahme.
Platz 3: «Tiere lieben und Tiere essen – Wie viel Fleisch muss sein?»
Viele Menschen sind nicht gewillt, auf Wurst oder Filetsteak zu verzichten. Wohl auch deshalb, weil sie das Fleisch meist dosiert und gut verpackt erwerben können, ohne vorher dem Tier zu dessen Lebzeiten in die Augen schauen zu müssen. Wie wäre es andernfalls? Und was macht der Verzehr von Fleisch mit unserem Körper?
Der Meister des Selbstversuchs wollte es wissen. Zwei Wochen lang ass er im Frühling 2020 fast ausschliesslich Fleisch, danach ernährte er sich 14 Tage lang vegan.
Und am Ende stand Jenke von Wilmsdorff vor der Frage: Elsa und Schmali schlachten oder am Leben lassen?
Bild:RTL / Verena Sieben
Teil zwei des Experimentes: Vier Wochen wohnte er in der Nutztier-Arche in Hamm. Unter einem Dach mit Elsa und Schmali, zwei Mastschweinen. mistete ihren Stall aus, fütterte und trainierte sie.
Und Jenke von Wilmsdorff stand am Ende vor der Frage: Elsa und Schmali schlachten oder am Leben lassen? Für ihn stand nach seiner «WG-Erfahrung» fest: Seine Mitbewohner sollen weiterleben.
Platz 2: «Alkohol»
Vier Wochen lang rund um die Uhr einen Alkoholpegel von einem Promille? Das ist heftig. Für Jenke von Wilmsdorff indes nicht zu heftig. Es begann mit einer trinkintensiven Party zu seinem 47. Geburtstag im Jahr 2013, Vollrausch inklusive.
In den folgenden Wochen wurde Hochprozentiges zum Grundnahrungsmittel. Die morgendlichen Cornflakes wurden mit Rotwein verzehrt, Eierlikör ersetzte das Omelette.
SchnelIer als ihm lieb war, setzte der körperliche und psychische Verfall ein. Nach eineinhalb bis zwei Wochen trinken «merkt man, dass man ohne Alkohol so leicht nicht mehr auskommt». Im Rückblick ist er froh, dass er ständig unter ärztlicher Kontrolle stand und auch von seinem Produktionsteam genauestens beobachtet wurde.
Die Nachwirkungen des Experiments beschrieb er 2022 in «Riverboat»: Am Ende «hatte ich die Vorstufe einer Abhängigkeit. Ich musste drei Monate Entzug machen».
Platz 1: «Das Schönheits-Experiment»
In 100 Tagen 20 Jahre jünger aussehen: Geht das? Jenke von Wilmsdorff probierte es aus. Zunächst nur auf der rechten Gesichtshälfte. Die linke Seite habe er «nur kosmetisch behandeln lassen mit allem, was auf dem Markt ist».
«Das hat die meisten Zuschauer echt geschockt, und meine Mutter hat dann am Fernsehgerät geweint»: Jenke von Wilmsdorff über sein Schönheits-Experiment.
Bild:Getty Images
Insgesamt 60 Eingriffe seien es gewesen ab dem Frühling 2020: Tränensäcke weg, Augenlid-Straffung, Eigenfett-Unterspritzung und vieles mehr. «Das hat die meisten Zuschauer echt geschockt, und meine Mutter hat dann am Fernsehgerät geweint», verriet der Journalist in «Riverboat».
In den sozialen Medien gab es zum Teil heftige Kritik. «Er hat kein Leben mehr im Gesicht», urteilte etwa eine Facebook-Userin. Vier Wochen später war dennoch auch die linke Seite fällig.
Schon im Vorfeld hatte dieser Selbstversuch hohe Wellen geschlagen. «Jetzt lässt der sich auf Senderkosten die gesamte Visage restaurieren», sei ein typischer Kommentar gewesen, so Jenke. War es auch Eitelkeit, die ihn zu diesem Versuch bewog?
Mit dem Ergebnis ist er im Nachgang zumindest zufrieden. «Die Falten sind weg, das hängt nicht mehr. Das ist ja wunderbar. Wie weit geht denn das?», habe er sich gefragt. «Da sagt die Operateurin: ‹10, 15 Jahre jünger kann ich dich machen.› Wer sagt denn da Nein?»
Entscheidend sei dennoch die gesellschaftliche Relevanz: «Schaut euch die Zahlen an, schaut euch die Geschichten an. Da wünscht sich ein 14-jähriges Mädchen zu Weihnachten eine neue Nase.» Es sei einfach ein Thema, das viele Menschen betreffe.
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