Zurich Film Festival Früher war alles besser – auch Johnny Depp

Von Fabian Tschamper

2.10.2020

Johnny Depp stellt sich am ZFF heute der Öffentlichkeit. Wir werfen einen Blick zurück auf eine Zeit, in der er noch mehr Schauspieler als Rockstar war.

Seine Auszeichnungen halten sich in Grenzen, er macht immer wieder durch Skandale von sich reden – siehe: Rosenkrieg mit Amber Heard – und seit «Fluch der Karibik» scheinen seine Rollen einen Touch von Captain Jack Sparrow behalten zu haben. Das Bad-Boy-Image des Amerikaners lässt die Kinokassen dennoch klingeln und den Namen Johnny Depp assoziieren wir unlängst mit einer Art Gottheit – es ist einfach Johnny Fucking Depp.

Kritiker beschäftigt die Frage seit Jahren: Ist Johnny Depp ein guter Schauspieler? Bei Lichte betrachtet ist Depps Schauspielkarriere teils sehr eindimensional. Er spielte oft ähnliche Charaktere, arbeitete häufig mit Regisseur Tim Burton. Dies sind zwar keine Negativpunkte, doch sie lassen zu wünschen übrig.

Früh in seiner Karriere zeigte sich Depp noch vielseitiger – und irgendwie interessierter am Schauspiel. Hier sind seine charakteristischsten Rollen.

«Fear and Loathing in Las Vegas», 1998

Nicht nur ist es ein sehr charakteristischer Depp-Auftritt, der Film ist heute Kult. Der Drogen-Trip nach Las Vegas zusammen mit Benicio del Toro basiert auf dem gleichnamigen Buch von Hunter S. Thompson und ist eine Achterbahnfahrt – wie es Drogenkonsum auch sein dürfte.

Der Film erhielt bei Veröffentlichung durchweg schlechte Kritiken, er sei ein Wirrwarr, unverständlich und zusammenhangslos. Regisseur Terry Gilliam dürfte aber genau dies geplant haben, denn wie sonst sollte ein Film über einen Drogenexzess aussehen?

«Finding Neverland», 2004

Der Schweizer Regisseur Marc Forster arbeitete hier zum ersten Mal mit dem Superstar Depp zusammen – und dies sehr erfolgreich. Depp erhielt eine Nominierung bei den Oscars in der Kategorie «Bester Hauptdarsteller», das Drama selbst erhielt die Auszeichnung für «Beste Filmmusik».

Die Handlung an sich konzentriert sich dabei nicht auf Peter Pan selbst, sondern auf die Entstehung selbiger literarischer Figur. Der Autor James Matthew Barrie (Depp) arbeitet erfolglos an seiner Karriere. Als er die Witwe Sylvia Davies und deren vier Kinder kennenlernt, ändert sich dies abrupt. Barrie ist von der Kreativität, der Fantasie dieser Kinder fasziniert, besonders interessiert ist er aber am verschlossenen und scheuen Peter.

Depps Darstellung des Autors ist sehr subtil, einfühlsam und – laut Kritikern – sehr nahe am Original dran.

«Sweeney Todd», 2007

Tim Burtons Ästhetik und Johnny Depps Vorliebe für make-up-tragende Charaktere passt wie die Faust aufs Auge. Die beiden arbeiteten schon vor dem Projekt über den höllischen Barbier zusammen und sind seit Jahrzehnten Freunde. Und trotzdem fühlte sich Depp auf dem Papier für die Rolle irgendwie fehl am Platz an: Ein Musical? Kann Depp überhaupt singen, tanzen?

«Sweeney Todd» ist ursprünglich ein Broadway-Musical von Stephen Sondheim aus dem Jahr 1979. Benjamin Barker (Depp) verliert nach einer Intrige seine Frau und seine Tochter an den Richter Turpin (Alan Rickman) und wird aus seiner Heimat London verbannt. Als er nach ein paar Jahren unter dem Namen Sweeney Todd zurückkehrt, stellt er fest, dass seine Frau tot ist und seine Tochter vom Richter adoptiert wurde.

Todd ist verbittert und fordert Vergeltung – an der ganzen Welt. Er tötet mehrere Barbierkunden mit seinem Rasiermesser und seine Komplizin Ms. Lovett (Helena Bonham Carter, damalige Ehefrau Burtons), verarbeitet sie zu Fleischpastete. Er will Richter Turpin in seinem Stuhl sitzen sehen und seine Tochter zurückhaben.

«Pirates of the Caribbean», 2003 bis 2017

Die Reihe um Captain Jack Sparrow war nicht nur für Disney eine Goldgrube, sondern auch für Johnny Depp. Zwar war er schon ein bekannter Schauspieler, doch damit erlangte er Weltruhm. Die Qualität der fünf Filme nahm leider stetig ab und Depps Performance mit Lidschatten und skurriler Gestik wurde zunehmend langweilig – und schwappte, wie gesagt, in seine anderen Charaktere über, etwa bei «The Rum Diary», «Lone Ranger» oder auch «Mortdecai».

Nichtsdestotrotz ist der erste Film dieser Reihe ein Meisterwerk. Der Charakter des schrulligen, vermeintlich dämlichen, insgeheim aber genialen Piraten bleibt für immer eine der Vorzeigerollen Johnny Depps.

«Donnie Brasco», 1997

In jüngeren Jahren, als Depp noch nicht von Drogen, Skandalen und Sparrow geprägt war, lieferte er eine Performance ab, die bis heute zu wenig Ansehen erhält: «Donnie Brasco» erzählt die wahre Geschichte des FBI-Agents Joseph Pistone (Depp), der beim organisierten Verbrechen undercover geht – unter dem Namen Donnie Brasco. Er wird zum Schützling vom alternden Lefty Ruggiero (Al Pacino).

Bis anhin machte Depp sehr nischige Filme oder spielte Charaktere, die sehr schrullig waren. Mit «Donnie Brasco» bewies er nicht nur, dass er auch in Genre-Filmen mithalten konnte, sondern auch mit den grossen Jungs – und viel grösser als Al Pacino geht kaum.

Johnny-Depp-Umfrage
Welchen dieser Filme mochten Sie am meisten?
Zurück zur Startseite