Filmkolumne«Edge of Tomorrow» grenzt an Perfektion
Von Fabian Tschamper
13.6.2020
Warum der Kriegsfilm mit einem originellen Twist nicht erfolgreicher war, bleibt für mich ein Rätsel. «Edge of Tomorrow» hat alles, was man sich von einem innovativen Actionfilm wünscht. Eine Erklärung.
Unser Planet wird von einer Alienrasse namens «Mimics» angegriffen. Die Invasoren haben bereits grosse Teile Europas erobert und die Bevölkerung getötet. Die ausserirdischen Angreifer haben dabei eine klare Hierarchie: Zu unterst befinden sich die Dronen, sie dienen als Infanterie. Dann folgen die sogenannten Alphas, sie lassen sich mit Truppenführern vergleichen. Zu oberst steht der Omega-Mimic. Dieses «Gehirn» der Aliens steuert alle Einheiten, der Omega ist also quasi der General.
Das klingt bis jetzt alles ein bisschen stereotyp, aber hier kommt der Twist: Das Omega hat die Fähigkeit, die Zeit zu kontrollieren. Immer wenn ein Alpha stirbt, dreht das Hirn die Zeit um einen Tag zurück – und kennt nun also den genauen Ablauf der Schlacht und ist den Menschen so immer einen Schritt voraus.
Die gesamte Streitmacht der Menschen hat sich im Kampf gegen die Aliens vereint. Der US-Major Bill Cage (Tom Cruise) wird beordert, in die Normandie zu fahren und die erste Angriffswelle der Mimics zu filmen. Als sich Cage bereits mitten im Gefecht befindet, steht er einem Alpha gegenüber, den er mit aller Mühe und Kraft gerade so besiegen kann. Dabei gerät Blut des Alphas auf den sterbenden Cage – jener erwacht darauf am Vortag der ersten Angriffswelle und der Kampf beginnt erneut.
«Edge of Tomorrow: Live. Die. Repeat.» bedient sich am Konzept des Films «Und täglich grüsst das Murmeltier». Tut dies aber freilich auf einer völlig anderen Schiene.
Warum ist dieser Film meiner Meinung nach also der perfekte Blockbuster?
Er beweist immer wieder sehr schwarzen Humor, da Cruises Charakter oft stirbt und er sich dies bewusst ist.
Der Film ist unberechenbar in seinem Ablauf.
Die Charakterentwicklung von US-Major Bill Cage ist enorm, was für einen Tom-Cruise-Film – ehrlicherweise – unüblich ist.
Die Ausrüstung der Menschen sowie die Aliens sind vorzüglich in ihrem Design und der Film verliert keine Glaubwürdigkeit – ja, sogar die Aliens wirken echt und mordsgefährlich.
Tom Cruise und Emily Blunt beweisen unheimliche Chemie in den Rollen der Protagonisten. Blunts weibliche Hauptrolle ist zudem eine unfassbar coole und kompromisslose Figur: Sie sticht Tom Cruise mehr als nur einmal aus, wenn sie selbst an den Aliens Hand anlegt. Sie ist der erfahrene Soldat, Cruise der Bürogummi – zu Beginn jedenfalls.
«Edge of Tomorrow» beginnt rasant und verliert nie an Tempo, wirkt dadurch aber keinesfalls billig oder unverständlich. Keine Szene ist dröge oder Fehl am Platze.
Und zu guter Letzt: Wenn Sie Tom Cruise lieben, dann lieben sie diesen Film. Wenn Sie ihn hassen, dann freuen Sie sich darüber, wie oft er während der knapp zweier Stunden ins Gras beisst.